Nicht nur ein Unwort, sondern auch schlechte Schreibe
Gestern wurde das "Unwort des Jahres" bekanntgegeben: "alternativlos". Die Entscheidung ist, wie's aussieht, nicht unumstritten, aber ich find's richtig. Mit diesem Wort wird ganz schön viel Schaden angerichtet. In einem anderen Zusammenhang habe ich die zugrundeliegende Denkweise mal als Katastrophenlogik beschrieben. Damals ging es um eine eskalierende Investitions- und Sozialabbaupolitik:
Die Logik hinter all dem ist nicht mehr die der Krise. Das wäre nicht dramatisch genug. Es muss schon die totale Katastrophe sein, denn erst die erfordert es, über sich hinauszuwachsen und drastische Maßnahmen einzuführen, die dann nicht mehr hinterfragt werden können.
("Dekonstruktion des Verschwindens", im Projektreader "Tales From Hazyland", 2005)
Es ist diese Nicht-Hinterfragbarkeit, die "alternativlos" so gefährlich macht. Das gilt nicht nur in der Politik, sondern auch im Storytelling.
Wer jetzt glaubt, ich lasse meine alten Webpräsenzen verwahrlosen, hat zumindest halb recht. Ich bin gerade dabei, eine neue Webseite für mich zu entwerfen. Zwei, genaugenommen - eine englische und eine deutsche. Sinn der Sache ist, dass mehr von meinen Inhalten aus einer Hand kommen sollen. Leichter zu überblicken für euch, leichter zu handhaben für mich. Und das ist der Grund, weshalb ich lange nicht mehr zum Bloggen gekommen bin. Weil ich selber nicht ganz sicher war, wohin.
Über kurz oder lang (eher lang) wird auch dieses Blog Teil des neuen, großen Dreadful Gate. Aber ob ich es in die deutsche Seite integriere oder als eigenes Blog daneben installiere, ob ich das ganze Blog übernehme oder als eine Art m(ech)anischer Comiczeichner 2.0 neu aufstelle - das weiß ich alles noch nicht.
Von links nach rechts: David Malambré (Demolition Squad), ich (komme natürlich als letzter), Sarah Burrini (Das Leben ist kein Ponyhof), Moderator Bernd Glasstetter (Splashcomics), David Boller (Zampano), Arne Schulenberg (Union der Helden) und Nina Ruzicka (Der Tod und das Mädchen). Selbst wenn die Diskussion selber gefloppt wäre, allein dafür, diese Leute mal zu treffen, die ich sonst nur aus Foren, Mails, Tweets und natürlich ihren Comics kenne, hätte sich's gelohnt. Ist aber nicht gefloppt. Die Veranstaltung war ordentlich besucht, die Gesprächsatmosphäre angenehm. Ob es auch informativ war, kann ich natürlich nicht beurteilen.
Erlangt und erlungen
Der Comic-Salon in Erlangen ist bereits seit vorgestern vorbei. So gesehen, bin ich ein wenig spät dran mit meinem Rückblick. Aber ich bin ja aus Norddeutschland, da ist meine Heimreise etwas länger. Gestern am frühen Abend kam ich an - und fand auf meinem Schreibtisch die 24-Stunden-Comics, die in der Zwischenzeit eingetroffen waren! (Immerhin, die Dinger sehen wunderbar aus, nur so richtig darüber freuen kann ich mich gerade nicht.)
Hier also ein paar erste Betrachtungen. Einiges hiervon werde ich in absehbarer Zeit noch vertiefen.
Letzte Vorbereitungen
Weil ich wohl nicht genug zu tun hatte in den letzten 24 Stunden vor dem Comic-Salon, habe ich noch schnell diesen Flyer montiert:
Ich glaube, bis jetzt ist beim Erstellen der neuen Comics so ziemlich alles schiefgegangen, was schiefgehen kann, ohne die Gesetze der Physik zu verletzen. Erst ließ sich mein altes Layoutprogramm nicht auf dem neuen Rechner installieren, dann stürzte es auf dem alten ab, der übrigens inzwischen so langsam ist, dass das allein mich bestimmt eine Woche gekostet hat. Dann klappt es mit dem Einloggen bei Comixpress nicht, so dass ich ein neues Nutzerkonto einrichten muss, und genau als ich eine schnelle Verarbeitung brauche, stürzt deren Server für die schnelle Verrarbeitung von Sachen ab. Oh, und die Druckauflage habe ich auch falsch eingegeben.
In der Zwischenzeit habe ich mich auf dem neuen Rechner in ein neues Layoutprogramm eingearbeitet, was schneller gegangen sein dürfte, als ein neues Projekt auf dem alten Rechner anzulegen. Dieses Layout ging dann, was die Technik angeht, recht flott, aber der Upload beim Drucker nicht. Zum Glück ist der in Bremen, so dass ich die CD vorbeibringen konnte. Und nochmal, als die nicht ging. Und so weiter.
Kurzer Stand der Dinge, was meine Neuveröffentlichungen angeht...
Neues vom Album
Gestern habe ich endlich das Conny-Album zum Drucker gebracht. Natürlich ist mir, noch bevor ich zu Hause war, ein dicker Fehler eingefallen, den ich nicht mehr korrigiert hatte. Naja, hat sich das auch erledigt. (Sonst hätte ich wahrscheinlich die ganze Nacht wachgelegen und überlegt, was jetzt noch schiefgehen kann.)
Die Fassung des Albums, für die ich mich am Ende entschieden habe, ist übrigens weder die 100-Seiten- noch die 56-Seiten-Fassung, noch mein ursprünglicher Plan B von "alles außer ANOTHER WORLD". Es ist eine eigene Einheit irgendwo dazwischen. Für Band 3 bedeutet das, dass ich zwar schon eine Grundlage habe, aber auch noch einiges zeichnen muss. Wie das dann mit dem Webcomic zusammengeht, bei dem ich ja ANOTHER WORLD ziemlich unzweideutig als "Finale" bewerbe - mal sehen.
Das Problem mit Plan Bs (Albenserie revisited)
Wer meinen Twitter-Feed verfolgt, hat vielleicht heute meine Gedanken über die anstehende Albenausgabe von Conny Band 2 mitgekriegt. Im Prinzip sind es die Gedanken, die ich mir hier auch schon mal gemacht habe, nur andersrum: Mein offizieller Plan B für das Album (wenn ich das geplante Finale nicht rechtzeitig fertig kriege) ist, Band 2 einfach mit DIE PROFIS abzuschließen statt mit EINE ANDERE WELT. Dann wäre das Album immer noch locker 80 Seiten dick, der Schluss würde funktionieren, es wäre halt nur nicht der, auf den ich hinaus wollte.
Seit heute denke ich wieder darüber nach, Band 2 direkt zu splitten, also aus den knapp hundert Seiten, die ich jetzt habe, zwei Alben à 52 oder 56 Seiten zu machen. Ich könnte sie sogar thematisch abgrenzen. In Band 2 ginge es dann eher ums Einleben in die neue Nachbarschaft (HEIMSUCHUNG, SAMSTAGNACHMITTAG DER LEBENDEN TOTEN), in Band 3 mehr um die Frage, ob Conny spinnt (NICHT GANZ DA, EINE ANDERE WELT).
Wie gesagt, das ist Plan B. Falls ich die aktuelle Geschichte nicht vor dem letztmöglichen Drucktermin fertig kriege.