Gedanken ordnen: Dieses Blog...
In letzter Zeit werfe ich wieder öfter einen kritischen Blick auf dieses Blog. Nicht kritisch im Sinn von “doof finden” (das können meinetwegen andere tun), sondern im strukturellen, analytischen Sinn. Ist halt doch etwas unübersichtlich geworden im Lauf der Jahre.
Die meisten Posts in diesem Blog sind nicht für die Langfristigkeit gedacht. Das sind spontane Einblicke, Arbeitsstandsberichte und aktuelle Ankündigungen. Wer das Blog von vorne bis hinten durchliest, ohne diesen Unterschied zu kennen, wird wahrscheinlich nicht weit kommen, denn das nervt bestimmt irgendwann. Für einen vollständigen Blick auf die Entstehung meiner Comics sind auch diese Artikel sicher notwendig (einige, die es nicht sind, habe ich bereits rausgeschmissen). Aber umso wichtiger ist es, dass man die wichtigen Aertikel, also die allgemeingültigen, die sich nicht an irgendeiner aktuellen Aktivität abarbeiten, besser findet.
Wie ich das mache, weiß ich noch nicht: Eine neue Kategorienstruktur,
Übersichtsartikel, Ebooks mit den wichtigsten Artikeln (entweder einzeln, ausgebaut und aktualisiert, oder nach Themenbereichen zusammengefasst), ein neues Blog, das weniger spontan, dafür endgültiger, verdauter daher kommt - all diese Möglichkeiten haben ihre Vor- und Nachteile. Wahrscheinlich werde ich sowohl Übersichtsangebote machen als auch Ebooks - letzteres hatte ich eh vor, schon als Vorübung zu dem Buch, das ich auch schon seit letztem Jahr hätte schreiben sollen. (Mehr dazu irgendwann mal.)
Ich habe mal ein bisschen gewühlt. Was die (nach meiner Meinung) besten, umfassendsten, aber auch was die beliebtesten Posts dieses Blogs sind. Für die beliebtesten Posts habe ich die Google-Analytics-Aufrufe der letzten zwei Jahre, aber auch die Zahl der Backlinks unter den Artikeln zugrunde gelegt. In der ungefähren Reihenfolge des Aufrufens:
- Lettering! Nur, womit?
So viel zu meinem Anspruch, die Aspekte abzudecken, die übers Handwerkliche hinausgehen. Was die Leute wissen wollen, sind klare handwerkliche Anleitungen. Dieser Artikel ist anscheinend auch viel ergooglet worden. Ebenso Linien Nachziehen übers Tuschen. Und wahrscheinlich fällt auch mein Artikel über das Schreibprogramm Scrivener in diese Nische.
- Fördern und fordern: Das Comic-Manifest
Auch einzusehen. Das Comic-Manifest war umstritten, und außerdem wurde dieser Artikel in Teilen der Manga-Community herumgereicht.
- Erlangt und erwähnt
Keine Ahnung, warum die Erlangen-Nachbetrachtung von 2014 so beliebt war. Vielleicht hat einer der ANDERS-Mitautoren wegen der lobenden Erwähnung beim ICOM-Preis drauf verlinkt? (In den Backlinks sehe ich viel Facebook. Das erklärt aber auch nicht wirklich was.)
- Wo kommen die Ideen her? und
Ideen vs. Story-Ideen
Hm, die Frage nach den Ideen scheint ihre eigene Nische zu haben. Das kann ich gut verstehen. Als ich mit dem Schreiben anfing, war das der schwierigste Teil - zumal die vielen Bücher übers Schreiben mir nur sagen konnten, wie ich eine Idee umsetze, aber nicht, wie ich sie kriege.
- Sechs Geschichten und ein literarischer Essay
Den Backlinks zufolge ist dieser Artikel anscheinend vor allem bei russischen Linkfarmen beliebt. Aber wo er schon meine Aufmerksamkeit hat: Das Oberthema “Schreiben” ist die am meisten angeklickte Kategorie. Da das auch mein Schwerpunkt beim Start des Blogs war, habe ich da offenbar irgendwas richtig gemacht.
- Ein Rattenschwanz von Perspektiven (Der Artikel scheint selber einen Long Tail zu haben, der hat sich nämlich anfangs nicht so gut gemacht.) und
Crowdfunding - Der richtige Kick für Starter?.
Ich bin mir nicht ganz sicher, welche Nische diese beiden “Hits” nahelegen. The Long Tail und Crowdfunding sind beides Modethemen bei Leuten, die übers Internet was werden wollen, aber neben der Keyword-Schwerkraft haben sie eben auch gemein, dass es um Perspektiven für Kleinverleger im Netz geht.
- 12 Tipps für 24 Stunden
Bei dem Artikel bin ich überrascht, dass er nicht höher steht, denn er ist viel verbreitet worden damals. Vielleicht weil ich nur die Jahre 2013 und 2014 als Grundlage genommen habe?
Der Artikel ist jedenfalls beliebt und auch sehr hilfreich, deshalb habe ich ihn ja bereits im Anhang von Diesseits von Afrika benutzt.
Interessant ist, dass das nicht unbedingt die Artikel sind, die ich selber z. B. für ein Ebook ausgesucht hätte. Wenn auch nicht überraschend: Ich gehe ja danach, was meiner Meinung nach die gelungensten und umfassendsten sind, aber das wissen natürlich die Leser beim Aufrufen noch nicht.
Mehr erwartet hätte ich etwa vom
umgedrehten Bechdel-Test (auch weil dessen englische Fassung einige gute Reaktionen gebracht hat) oder von
Seid bessere Diebe!, aber der war vielleicht einfach zu alt für die Analytics der letzten zwei Jahre. Andere Lieblingstexte wären etwa die über
Adaptionen,
Prokrastination,
Instant-Skripting,
Creative Commons,
das Urheberrecht oder
bescheuerte Bürokratismen. Wobei ich bei einigen davon einsehen kann, warum sie nicht öfter angesehen werden. Entweder sind sie zu ungenau einzugrenzen, um sich als Antwort auf eine konkrete Suchanfrage anzubieten, oder zu speziell oder einfach zu alt, um noch bemerkt zu werden. Deshalb ja meine aktuellen Überlegungen, da mehr Ordnung reinzubringen.
Ich werde wahrscheinlich erst mal ein paar thematische Übersichtsartikel anlegen und die dann - statt der oder neben den vorhandenen Kategorien - fest verlinken. Und das Ebook übers Ideenkriegen plane ich auch schon mal ein. Das große Buch übers Comicschreiben, das mir als Ergebnis dieses Blogs vor Jahren mal vorschwebte, hat dagegen inzwischen
Frank Plein geschrieben, der sein Blog von Anfang an darauf ausgerichtet hatte. (Nicht doof, der Mann. Hat vielleicht auch einfach aus meinen Fehlern gelernt.) Da were ich also nicht mehr gebraucht. Ich will aber auch sowieso kein unvollständiges Buch herausbringen. Ich habe nämlich immer noch nicht das Gefühl, alles darüber in diesem Blog gesagt zu haben, das sich zu sagen lohnt.