Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Freitag, 7. April 2017
Marvel: Ist Diversität vorbei?
Letztes Wochenende machte eine Bemerkung von Marvel Comics' Manager David Gabriel die Runde, die nach einer Tagung mit Comichändlern in Umlauf kam, Her zitiert nach der Süddeutschen Zeitung, damit ich das nicht selber übersetzen muss:
"Uns kam zu Ohren, dass die Leute nicht noch mehr Diversität wollen. Sie wollen keine weiblichen Charaktere. Das haben sie gesagt, ob wir das glauben oder nicht."
Später merkte er dann wohl selber, dass er da was ziemlich Missverständliches gesagt hatte, und fügte hinzu, dass dies keineswegs das Ende für Ms. Marvel oder gar The Mighty Thor bedeute:

"Wir haben auch von Läden gehört, in denen diese Figuren sehr gut laufen. Deshalb wollen wir sie auch künftig behalten, ohne unsere klassischen Superhelden zu vernachlässigen." (Was die Süddeutsche allerdings nicht davon abhält, das Ganze unter dem Titel "Marvels Superheldinnen sind Ladenhüter" zu berichten.)

Also, erstmal: Sind sie nicht. Ladenhüter. The Mighty Thor ist vielmehr die zweitstärkste Serie bei Marvel, und Ms. Marvel zieht nach wie vor stark im Buchhandel. Vielmehr haben, wie Comic Book Resources berichtet, die Heftverkäufe im letzten Herbst, nach dem letzten Großevent Secret Wars, allgemein stark nachgelassen, weshalb wohl Marvel jetzt auch die neue Einfachheit in den klassischen Serien sucht. CBR führt einige gute Gründe für diesen Einbruch an - etwa das Überangebot an neuen Serien, die Unübersichtlichkeit nach dem letzten Großevent und die Tatsache, dass mit dem Neustart der Serien danach eine Menge Abos ausliefen und nicht auf die neuen Serien übertragen wurden. Nix mit Diversität.

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Donnerstag, 4. August 2016
Who Ya Gonna Reboot?
Heute läuft auch hierzulande der neue Ghostbusters-Film an, dann erfahren wir endlich, ob er die ganze Aufregerei in den letzten Monaten wert war. Ich freue mich drauf, wie ich ja gelegentlich schon habe durchblicken lassen. Ich weiß, die Trailer, die es bisher so zu sehen gab, haben nicht allen, die sich dazu geäußert haben, so hundertprozentig gefallen, und einigen glaube ich sogar, dass das nicht am Geschlecht des neuen Teams lag. Der Humor sei anders, die Geister nicht gruselig, die Effekte digital…

Solchen Kritikern kann ich nur sagen: Ihr müsst ihn ja nicht gucken. Ehrlich, tut euch und uns, die ihn genießen wollen, einen Gefallen und guckt irgendwas anderes. Das könnt Ihr dann meinetwegen auch mit dem Original-Ghostbusters vergleichen. Ich jedenfalls fand die Geister genauso witzig und so wenig gruselig wie damals, den Humor genau so "mal hier, mal da" und die Effekte… ich bin ja auch kein Digitalfan, aber zumindest die Ästhetik schien mir sehr respektvoll gegenüber dem Original. Und was alles andere angeht, hoffe ich sogar, dass sie es modernisiert haben. Denn so wie damals macht man heute keine Filme mehr. Und das ist auch gut so.

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Donnerstag, 24. März 2016
Helden im Zwielicht
Letzte Woche ist bei Netflix die zweite Staffel von Daredevil herausgekommen, und heute läuft im Kino Zack Snyders 3D-Prügelei Batman V Superman an. Ich bin mir bei beiden nicht so sicher, ob ich sie sehen will. Für beide gibt es gute Gründe (z. B. Wonder Woman), aber je mehr ich über beide höre, desto mehr glaube ich, die sind einfach nicht für mich.

Beide Verfilmungen scheinen mir eine Erwartung zu erfüllen, die das Superheldengenre mal vor 20-30 Jahren aufgestellt hat, mit The Dark Knight Returns und so was. Damals waren diese düsteren, härteren Antworten auf das allzubunte und sorglose Superhelden-Genre willommen und notwendig. Alan Moore verglich 1987 im Vorwort zu Neil Gaimans Violent Cases (bei Carlsen, glaub' ich) den Comic mit einem rotzigen Kind, das in die Pubertät kommt und "unangenehme Fragen über Sex und Politik stellt, ungewohnt eindrucksvoll Stellung bezieht und sich in Farben kleidet, in denen niemand über 25 beerdigt werden möchte."

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Sonntag, 24. Januar 2016
Bowie's in Space
Warum Bowie fehlt...
Promis nachzutrauern ist nicht so mein Ding. Normalerweise würdige ich ihre Leistung noch einmal, indem ich mir meinen Lieblingsfilm oder mein Lieblingsalbum in andächtiger Ruhe zu Gemüte führe, retweete vielleicht den einen oder anderen Tribut, der mir gefällt, und schaue dann weiter nach vorne, auf die sich ständig verändernde Kultur der Gegenwart und den Fluss der Impulse, der mich mit Sicherheit auch immer wieder an meinen alten Helden vorbeiführt. Aber ich bleibe da nicht lange stehen. Nostalgie ist auch nicht so mein Ding.

Aber das hier ist David Bowie.

Ganz andere Liga.

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Samstag, 15. März 2014
A Long Time ago We Used to Be Fans...
Nach einem Jahr Warten (oder sieben, je nachdem) ist es jetzt endlich so weit - der Veronica-Mars-Film ist erschienen. Seit Donnerstag in deutschen Kinos, seit Freitag online. Ich habe sicher schon erwähnt, dass ich ein großer Fan der Serie war und diesem Film mit etwa der Erwartung entgegengesehen habe, die ein sehr gieriges Kind ganz kurz vor Weihnachten hat. Jetzt ist er da.

Statt einer Rezension hier ein paar Notizen.

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Dienstag, 17. September 2013
Die Wahrheit ist da draußen ... seit 20 Jahren!
... Ich habe mich selber immer wieder auf X-Files-erprobte Tropen eingelassen: Der erste Olga-Stark-Comic ist stark von Stefan Petruchas und Charles Adlards Comic-Ableger inspiriert, und auch das "vague" aus "terrain vague" verdankt sich nicht unwesentlich dem offenen Charakter der Serie, die oft mehr Fragen aufwarf als beantwortete. Aber auch auf der weniger inhaltlichen Ebene hat die Serie einen Einfluss gehabt, den man heute leicht übersieht, weil das andere inzwischen auch gemacht haben, der aber vieles erst möglich gemacht hat.

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Montag, 8. Februar 2010
Nichts als grandiose Bilder

Ich war dieses Jahr bisher zweimal im Kino. Der eine Film war ein visuell überwältigender Trip, eine pure Gaudi visionärer Bilder. Der andere war AVATAR.

Ehrlich, ich war enttäuscht von AVATAR. Nicht von der Story - da habe ich nichts erwartet und auch nichts gekriegt. Passt schon. Enttäuscht haben mich die Bilder, die zwar wunderbar produziert und schwindelerregend präsentiert waren, aber nicht besonders originell. Irgendwie hatte ich das alles schon gesehen, wenn auch nicht so schick. Die schwebenden Berge von LAPUTA, die Flucht durch den Dschungel aus PREDATOR, die Ethno-Tanzszene (hier: Heilungsritual) aus irgendeiner alten Eiskremwerbung... Sogar die blaue Hautfarbe der Ureinwohner war nicht neu: Von Schlumpfwitzen mal abgesehen, geht das Motiv der blauen Hautfarbe als Signal für edel und schön auf die Hindu-Gottheit Krishna zurück, den achten Avatar (!) des Gottes Vishnu. Die originellen Ideen, die es auch gab, gingen in diesem Zitatekitsch irgendwie unter.

Terry Gilliams KABINETT DES DOKTOR PARNASSUS dagegen! Auch hier war nicht alles neu. Die Animationen zitieren, wahrscheinlich in voller Absicht, Gilliams frühere Arbeiten für MONTY PYTHON'S FLYING CIRCUS, nur in 3D (nicht AVATAR-3D, eher FINDET-NEMO-3D). Aber diese Traumwelten wirken frisch, lebendig, unverbraucht, anarchisch. Weil Gilliam sie gegen den Strich bürstet, auch gegen die Sehgewohnheiten seines Publikums (im Gegensatz zum allzu gefälligen Cameron). Allein dadurch wurde der hundertmal billigere DOKTOR PARNASSUS für mich zu dem Kinoerlebnis, das AVATAR hätte sein sollen.

Ich würde das alles nicht schreiben, wenn da nicht irgendwo eine Lektion drin wäre. Nicht nur im Film, auch und gerade bei Comics wird gerne über das Verhältnis von Story und Bild debattiert. Diese Gegenüberstellung ist hilfreich, aber ungenau. Denn wie die Story (Plot, Dialog, Charaktermotivierung) hat auch die Grafik mehrere Dimensionen (nicht im AVATAR- oder FINDET-NEMO-Sinn, eher im MATRIX-Sinn, wo alles, was in der einen Wirklichkeit passiert, auf die andere wirkt, obwohl das in MATRIX nie wirklich Sinn gemacht hat, aber lassen wir das): Bilder können durch die Produktion überzeugen (AVATAR) oder durch ihren Inhalt (PARNASSUS).


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Dienstag, 21. Oktober 2008
Oberschichtenfernsehen
- Sie lesen wohl lieber Dürrenmatt!
- Ja.
- Na, dann lesense doch Ihren Dürrenmatt.
(Max Goldt: Dürrenmatt, 1986)
Kommerzielle Verwertung, knapp eine Woche danachMit einiger Verspätung (ich habe keinen Fernseher und musste mich anderer Medien bedienen) habe ich jetzt Marcel Reich-Ranickis Fernsehpreis-Abfuhr und die anschließende Fernsehdiskussion zwischen ihm und dem derzeitigen Preisträger für Reich-Ranickis Lebenswerk, Thomas Gottschalk, gesehen.

Die Berichterstattung über den Konflikt hatte ich mit einiger Genugtuung verfolgt. Ich konnte das gut verstehen, ich finde den Großteil des Fernsehprogramms auch blöd. Dass das Fernsehen Mist bringt, halte ich dabei nicht mal für ein Problem. Dass der Mist dann statt intelligenter Progamme mit Fernsehpreisen gewürdigt wird, allerdings schon. In derselben Veranstaltung wurde die Dieter-Bohlen-Pöbelei DEUTSCHLAND SUCHT DEN SUPERSTAR zur besten Unterhaltungssendung gekürt! Den gleichen Preis, nur in einer anderen Sparte, dann Reich-Ranicki zu geben, ist schon irgendwie beleidigend. Ich würde mich auch nicht gerne in eine Kategorie mit Bohlen stecken lassen. Naja, vielleicht die Gehaltskategorie.

Am Freitag zeigte das ZDF, was bei Gottschalks Schlichtungsbemühen herausgekommen war. Eine Diskussion zwischen zwei Leuten, die sich in ihrer Weise immer schon gerne über Niveauloses beschwert haben, aber völlig andere Strategien haben, ihrem Unbehagen Geltung zu verschaffen. Und unterschiedliche Vorstellungen von Niveau sowieso.

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Samstag, 9. Februar 2008
Immer gerne wieder Fan
Heute habe ich nach zwei Wochen Warten endlich das neue Joe-Jackson-Album gekriegt. RAIN kommt im Digipak, CD mit toller Musik und DVD mit tollen Extras. Einfach ein wunderschönes, rundes "Physical Object" mit ganz viel Fetisch.
Warum ich das erwähne, obwohl es nichts mit Comics zu tun hat?

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Mittwoch, 14. November 2007
Ein guter Tag, um Astrid Lindgren zu zitieren
Diese Unterscheidung in Geschichten, die Kinder als Persönlichkeiten ernstnehmen, und Geschichten (lies: Autoren), die ihnen nicht erlauben, etwas anderes als Kinder zu sein (lies: nicht vollwertige Menschen).

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