Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Montag, 14. Januar 2013
Ideen und Story-Ideen - was macht den Unterschied aus?
Neuerdings höre ich beim Arbeiten gerne den Chris Downey Podcast. Downey war Ko-Produzent und Autor einer meiner Lieblingsserien, des gerade abgesetzten Leverage, besser bekannt ist in Deutschland vielleicht die von ihm mit geschriebene Serie King of Queens. In seinem Podcast stellt er Konzepte für Filme vor, die er wahrscheinlich nie verwirklichen wird, aber trotzdem einfach mal einer Öffentlichkeit präsentieren will, und entwickelt die Outlines zusammen mit Autorenkollegen wie John Rogers (Leverage), Christine Boylan (Leverage, Once Upon a Time) und Wil Wheaton (Just a Geek). Die Mitschnitte geben einen guten Eindruck davon, wie solche Sessions tatsächlich vor sich gehen. Und am Ende kommt meist etwas heraus, das ich am liebsten sofort verfilmt sehen will.

Erstaunt hat mich anfangs, wie ausgefeilt diese groben, hingeworfenen Story-Ideen sind. Meine groben hingeworfenen Story-Ideen sind meistens ein paar sehr vage Sätze in unleserlichem verblassten Bleistift.

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Dienstag, 28. August 2012
Adaptionen: Original vs. originell
Irgendwie verfolgen mich Adaptionen gerade: Neulich habe ich noch mit dem Kollegen Daniel Gramsch ein nettes Gespräch über Filmadaptionen von Comics geführt, und am nächsten Tag postet jemand in einem Forum was über seine Schwierigkeiten, eine Kurzgeschichte als Comic zu adaptieren. So weit, so gut. Lächerlich wird es erst bei den Zeitungsartikeln, die in letzter Zeit dauernd zu lesen sind und "die Comics" dafür loben, dass sie immer wieder Literatur adaptieren, und dass damit die Comics selber literarisch werden.

Also, um's mal klarzustellen:
Es gibt Comics, die sind Literatur. Und es gibt Comics, die adaptieren sie nur.

Auch wenn sich die beiden Felder natürlich theoretisch überschneiden können. (Stadt aus Glas ist ein schönes Beispiel.) Aber niemand würde einen Film, der auf einer Romanvorlage beruht, als Literatur bezeichnen, oder? Naja, der Reich-Ranicki vielleicht.

Ich will natürlich niemandem davon abraten, Literatur zu adaptieren, am wenigsten jetzt, wo man allein dafür, dass man sich eine Geschichte nicht selber ausgedacht hat, von den Feuilletons über den grünen Klee gelobt werden kann. Aber beachtet einfach die folgenden Punkte...

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Mittwoch, 25. Juli 2012
Wie man es zu Ende bringt
In dieser und der nächsten (US-)TV-Saison hören eine ganze Menge guter Serien auf. Gerade ist die letzte Folge von Eureka gelaufen, und möglicherweise wird auch die gerade angelaufene fünfte Staffel von Leverage die letzte sein. Fringe geht im Herbst in die letzte Staffel. In England ist Anfang des Jahres die letzte Staffel von Hustle zu sehen gewesen. Und das sind nur die, von denen ich weiß - sooo viele Serien verfolge ich auch nicht.

Ich bin da geteilter Ansicht, wie das zu beurteilen ist. Einerseits ist es schade um die tollen Serien, andererseits mag ich's, wenn eine Serie nach ihren eigenen Bedingungen endet. Das ist besser als mitten in der Erzählung abzureißen, und es ist vor allem auch besser, als wenn man einfach immer weitermacht, bis die Sendung irgendwann wirklich niemand mehr sehen will.

Vielleicht wegen all dieser Serienenden habe ich in letzter Zeit viel darüber nachgedacht, wie man eine Serie gut zum Ende führt. Keine Sorge, ich habe nicht vor, Conny Van Ehlsing in absehbarer Zeit einzustellen, Ihr könnt also gerne noch ein bisschen warten mit den erbosten Leserbriefaktionen. (Obwohl, schaden kann's ja auch nicht, oder?) Aber wenn, will ich schon gerne ein richtiges Ende und kein einfaches Verschwinden. Serien, die einfach nur nicht weitergegangen sind, hatte ich ja auch zur Genüge.

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Donnerstag, 8. März 2012
Der umgekehrte Bechdel-Test
Im letzten Geek Life Podcast ging es mal wieder um den Bechdel Test. Ihr kennt das sicher - eine Figur in einem Strip von Alison Bechdel sagte, sie würde nie einen Film gucken, in dem nicht mindestens einmal zwei weibliche Charaktere miteinander reden, über etwas anderes als einen Mann. Daraus wurde der Bechdel Test, vor allem um zu zeigen, wie selten solche Szenen nach wie vor sind (von den aktuell nominierten für den Besten Film beim Oskar sollen nur vier Filme den Test bestehen), aber auch als Messlatte für eigene Comics.

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Mittwoch, 19. Januar 2011
Nicht nur ein Unwort, sondern auch schlechte Schreibe
Gestern wurde das "Unwort des Jahres" bekanntgegeben: "alternativlos". Die Entscheidung ist, wie's aussieht, nicht unumstritten, aber ich find's richtig. Mit diesem Wort wird ganz schön viel Schaden angerichtet. In einem anderen Zusammenhang habe ich die zugrundeliegende Denkweise mal als Katastrophenlogik beschrieben. Damals ging es um eine eskalierende Investitions- und Sozialabbaupolitik:
Die Logik hinter all dem ist nicht mehr die der Krise. Das wäre nicht dramatisch genug. Es muss schon die totale Katastrophe sein, denn erst die erfordert es, über sich hinauszuwachsen und drastische Maßnahmen einzuführen, die dann nicht mehr hinterfragt werden können.
("Dekonstruktion des Verschwindens", im Projektreader "Tales From Hazyland", 2005)
Es ist diese Nicht-Hinterfragbarkeit, die "alternativlos" so gefährlich macht. Das gilt nicht nur in der Politik, sondern auch im Storytelling.

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Dienstag, 5. Januar 2010
Beispielskript: Die!
Wer selber Comics schreiben will, sucht gelegentlich, nicht nur hier, nach fertigen Skripten, als Beispiele oder um den Prozess vom Skript zum Comic zu illustrieren. Mir ging's genauso. Gewissermaßen sogar immer noch - auch wenn ich Skripte inzwischen nicht mehr als Orientierungshilfe lese, sondern entweder als Teil meiner Arbeit oder zum Spaß.

Deshalb habe ich mir erlaubt, hier selber mal ein Skript einzustellen. Es handelt sich um die erste Fassung von "Die!" (englisch: Playground Politics"). Ich habe extra ein Skript herausgesucht, das sich vom fertigen Comic in einigen zentralen Punkten unterscheidet. Den fertigen Comic zum Vergleichen findet Ihr hier auf deutsch und hier auf englisch.

Original-PDF im Celtx-Exportformat:
script-die.pdf (pdf, 9 KB)

Html- Fassung im vertrauteren Drehbuchstil:
script-die (html, 15 KB)

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Freitag, 2. Oktober 2009
Wie ich schreibe, wenn ich schreibe
Ich arbeite immer von außen nach innen.Je komplexer eine Geschichte ist, desto mehr plane ich voraus. Länge spielt auch eine Rolle: Nicht nur weil längere Geschichten dazu neigen, komplexer zu sein, sondern auch weil gutes Editing mir helfen kann, hier und da eine Seite zu sparen. Bevor ich sie gezeichnet habe und wegschmeißen muss. (Andererseits, solche Szenen geben gute Extras ab...)

Ich arbeite gewissermaßen "von außen nach innen" (siehe Bild) - in der amerikanischen Szene ist das auch als "snowflake method" bekannt. Je näher man die Schneeflocke betrachtet, desto mehr Details werden sichtbar, und desto komplexer erscheint das Gebilde (und teilweise völlig anders als von außen).

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Dienstag, 11. August 2009
Seid bessere Diebe!
Es heißt, viele Diebe zieht es zurück an den Ort des Verbrechens. Manche lungern noch während der Spurensicherung am Tatort rum und verraten sich dadurch. Andere bleiben während des Einbruchs viel zu lange in der Wohnung, führen Ferngespräche, pinkeln auf den Teppich und verhalten sich sonstwie respektlos gegenüber ihren Opfern. Solche Leute sind wie schlechte Autoren.

Ich stoße immer wieder auf solche Fälle - meistens unerfahrene Erstlinge, aber auch gefeierte Bestseller-Autoren -, die nicht genau zu wissen scheinen, was sie wollen, und vor allem, was sie nicht wollen. Sie scheinen sich in der Pflicht zu sehen, dem Publikum möglichst viel zu geben -. nicht viel Qualität, erst recht nicht viel Editing, sondern viel Material. Aber sie vergessen, dass ihre Geschichten keine Geschenke sind. Sie kosten. Zeit. Aufmerksamkeit. Ach ja, oft auch noch Geld. Je mehr Zeit/Text/Aufmerksamkeit dabei für bloßes Gelaber verschwendet wird, desto stärker grenzt das an Diebstahl.

(...)

Ihr seid Diebe! Jetzt seid aber auch gute Diebe! Hier sind ein paar Tipps zum besseren Stehlen.

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Montag, 9. Februar 2009
Wahrscheinlich nicht wahr, nicht wahr?
"The thing about a screenplay is that what's inside is never a lie (unless you are claiming it's based on a true story. Then it's just usually a lie)."
Scott the Reader

"Nur ein Gedanke: Wenn Fiktion die Kunst ist, erfundene Dinge zu erzählen, ohne zu lügen - ist dann Non-Fiktion die Kunst, zu lügen, ohne sich etwas auszudenken?"
Ich (bei Twitter)


Ich kenne eine Frau, die wie ich in Bremen aufgewachsen ist, sich aber nicht als Bremerin fühlt. Bremen ist ihr zu klein und piefig. Also erzählt sie Leuten, die sie nicht so gut kennt, sie sei aus Hamburg. Das ist auch nicht ganz falsch, denn sie ist in Hamburg geboren, nur gelebt hat sie da praktisch nie. Ihre "formativen Jahre" hat sie in Bremen verbracht. Dass sie aus Hamburg ist, entspricht damit zwar den Tatsachen, ist aber nicht die Wahrheit.

Dieses Beispiel zeigt schon: Wahrheit und Wirklichkeit sind zwei grundverschiedene Dinge. Wer Fiktion schreibt, sollte sich dessen immer bewusst sein. Nicht nur weil es das Wesen der Fiktion ist, erfundene Dinge zu erzählen, ohne zu lügen. Sondern weil man sich manchmal zwischen den beiden entscheiden muss.

Ich schreibe am liebsten spekulative Fiktion, also meilenweit von dem entfernt, was die meisten von uns als Wirklichkeit akzeptieren. In meinen Geschichten gibt es Monster, Superhelden, Aliens und fliegende Autos. Trotzdem halte ich sie für realistisch. Weil ich Wert auf ernstzunehmende, nachvollziehbare Charaktere lege, die ich dann in meine manchmal nicht ganz so ernstzunehmenden Situationen stecke. Eine stereotype TV-Schmonzette vor dem Hintergrund irgendeiner geschichtlich verbürgten Katastrophe kann sich dagegen noch so sehr an die Ereignisse halten. Es bleibt eine Schmonzette. Ein plumper Versuch, Authentiziztät durch Realitätsbezug zu gewinnen. Als könnte die Realität des Hintergrundes auf die Schmonzette im Vordergrund abfärben. Vom Hauptproblem guter Fiktion lenken diese Machwerke ab: Ist die Geschichte IN SICH relevant? Erzählt sie etwas Erzählenswertes über die Welt, die Menschen oder irgendwas anderes, das uns angeht?

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Mittwoch, 21. Januar 2009
Sechs Geschichten und ein literarischer Essay (in 1400 Worten)
In unregelmäßigen Abständen versuche ich, auch mal was anderes als Comics zu schreiben. Damit meine ich nicht Blogartikel, Tweets oder Forenbeiträge, die schreibe ich ja eh dauernd. Ich meine Kurzgeschichten und so was. Einfach um meinen Horizont breit zu halten.

Allerdings bin ich ein wenig verwöhnt. Comics zu schreiben ist eine sehr anspruchsvolle Angelegenheit, wenn man es gut machen will. Der Trick ist, die Geschichte, die man erzählen will, so zu komprimieren, dass das Wenigste tatsächlich geschrieben werden muss. Der Großteil der Geschichte spielt eh nicht in, sondern zwischen den Bildern und ist nicht Teil der Informationsmenge. Aber auch das, was man sieht, ist zum guten Teil bereits im Bild zu sehen, das muss man ja nicht in den Texten wiederholen. Das macht Comics zu einer der dichtesten Literaturformen, die es gibt.

Deshalb fällt mir alles andere so schwer zu schreiben. Genaugenommen fällt mir das Schreiben sogar ziemlich leicht, aber dann kommt mir das alles so schwülstig und geschwätzig vor, dass ich mehr kürze als schreibe, und am Ende habe ich fast nur Dialog.
Olga reagierte blitzschnell. Mit einer beiläufigen Handbewegung schlug sie dem verdutzten Agenten das Tablett aus der Hand. Als es zu Boden fiel und sich die Abdeckung löste, kam eine 9mm zum Vorschein, die der gegnerische Agent dort statt des bestellten Bratens versteckt hatte. Olga und der feindliche Agent stürzten sich gleichzeitig auf die Pistole, aber Olga (immer noch blizschnell und mit dem Schwung ihrer vorigen Bewegung) war eine Milisekunde schneller als der Agent (immer noch verdutzt). Sie rollte sich elegant ab, um Abstand zu gewinnen, und richtete die Waffe auf den Agenten. "Na?", spottete sie, "eisenhaltige Nahrung heute?"
Ehrlich, wie hält man so was aus?

Dann lieber gleich Flash Fiction. Je nachdem, wen man fragt, sind das Kurzgeschichten von einigen hundert Worten (manchmal bis hundert, manchmal bis fünfhundert oder tausend). Da kommt man nicht ins Labern. Die letzte Kurzgeschichte, die ich angefangen habe, endete bei 650 Worten. Eigentlich hatte ich noch ein Kapitel schreiben wollen, aber es war schon alles gesagt. Seitdem habe ich mich noch ein-, zweimal an Flash Fiction versucht, aber irgendwie war mir das dann auch zu viel Text.

Seit ich einen Twitter-Account habe, überlege ich stattdessen, Twitterfiktion zu schreiben, Kurzgeschichten von bis zu 140 Zeichen.
Blitzschnell schlug Olga dem Ober das Tablett mit der versteckten 9mm aus der Hand. "Na?", grinste sie den enttarnten Gegner an, "auf Diät?"

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