Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Mittwoch, 22. Oktober 2014
Nach dem Essen
Verkaufen
So, die ersten Messe-Nachbearbeitungen sind raus, jetzt kann ich auch mal ein paar weiterführende Gedanken formulieren.

Bei der Zeichnerallee war erstmals auch am Samstag mehr als genug Platz für alle, sich auch ordentlich zu präsentieren. Was vielleicht auch daran lag, dass einige keinen Zug gekriegt haben. Leider schien der Bahnstreik auch viele Besucher getroffen zu haben, denn irgendwie war gefühlt nicht so viel los wie sonst. Von den Verkäufen her war diese Spiel für mich entsprechend eher im Mittelmaß. Oder die im letzten Jahr war ein Ausrutscher nach oben, und jetzt ist es halt wieder normal. Schwer zu sagen.

Eine der Impro-SkizzenVerkaufen bei der Zeichnerallee ist ja eh so eine Sache. Nicht weil man das nicht soll und dies auch manchmal eingefordert wird. Auch diesmal sollen ja Leute rumgegangen sein und Zeichner mit kaufbarer Auslage ermahnt haben, das zu lassen. Nach welchen Maßstäben sie die Stände rausgepickt haben, weiß ich allerdings nicht. Vor mir war ein reiner Verkaufsstand für so Zeug wie Stofftiere und Schlüsselanhänger, da habe ich jedenfalls nie jemanden mahnen sehen.

Ich finde ja, solange man nicht hinter dem Stand steht und Produkte anpreist, sondern sitzt und zeichnet, passt das schon. (Die vor mir habe ich allerdings kaum mal zeichnen sehen.) Der Zweck der Zeichnerallee ist ja, Leute beim Zeichnen zu zeigen. Das ist aber auch gleichzeitig das Problem. Es gibt bei Messeständen den Zeichenmodus und den Verkaufsmodus. Ein bisschen habe ich das schon in den Nachüberlegungen zu Erlangen behandelt. Im Zeichenmodus ist man auf das Bild fokussiert und spielt gewissermaßen nach “innen”. Ich muss mich dann immer dran erinnern, gelegentlich hochzugucken, wenn Leute vor dem Stand halten. Im Verkaufsmodus ist man nach außen fokussiert - auf die Leute. Da ist es leichter, auf Leute zuzugehen und sie in ein Verkaufsgespräch zu verwickeln. Man wirkt einfach offener. Nur ist der Verkaufsmodus bei der Zeichnerallee unerwünscht. Das geht schon ein bisschen auf die Umsätze und ist sicher ein Grund, weshalb Erlangen (normalerweise) mehr einbringt. Zumal, wenn dann auch noch die Leute wegbleiben.

Mehr Besucher, aber nicht überall

Eine der Impro-SkizzenAber sind sie überhaupt weggeblieben? Den Veranstaltern zufolge konnte die Spiel 14 mit 158.000 Besuchern einen (wenngleich knappen) neuen Rrekord aufstellen, und am Samstag und Sonntag wurde sogar früher geöffnet, um der Besuchermassen Herr zu werden. Aus Comiczeichnersicht muss ich mich allerdings schon fragen, wo diese Massen denn alle geblieben sind.

Wenn es (gemessen) mehr Besucher gab, aber (geschätzt) weniger bei der Comic-Action, gibt es genau drei (realistische) Möglichkeiten:
  1. Die Besucher haben sich mehr verstreut. Die Ausstellungsfläche war mit 58.000 Quadratmetern etwa ein Fünftel größer als im Vorjahr, der Besucheranstieg lag aber unter 2%. Es gab mehr Spiele auszuprobieren, und wer das tut, bleibt erstmal eine Weile von der Zeichnerallee weg.
  2. Unsere Schätzung ist falsch. Theoretisch könnte auch die offizielle Besucherzahl falsch sein, aber die Veranstalter werden die Tickets gezählt haben, und wir haben nur geschätzt.
  3. Es waren mehr Spielefans da, aber nicht mehr Comicfans. Als Comicmesse ist die Comic-Action eine der kleineren, die kann man eher mal verpassen, wenn dann auch noch die Züge nicht fahren. Als Spielefan dagegen nimmt man solche Widerstände eher in Kauf.
Eine der Impro-SkizzenIch hatte auch irgendwie den Eindruck, dass die Comicverlage weniger Programm gemacht haben als im Vorjahr, aber das kann daran liegen, dass ich diemal nicht Teil des Programms war. Ob Verlage gefehlt haben, kann ich nicht beurteilen. Außer Kwimbi weiß ich von keinen Ausfällen gegenüber dem Vorjahr. (Ich würde aber schon gerne wissen, was mit Dani Books war. Laut Katalog hätten die da sein sollen.)

Wahrscheinlich ist es ein bisschen von allem. Ich tendiere aber ein bisschen zu 3.

Mal sehen, wie sich das alles entwickelt. Ein Grund, der Comic-Action in Zukunft fernzubleiben, ist es aber jedenfalls noch lange nicht. Sollte sich die Comic-Action tatsächlich (weiter) verkleinern, bis dann irgendwann die Comicfans wegbleiben, kann sich das ändern, aber bis dahin gilt: Solange ich nicht gerade draufzahle, lohnt es sich allein für den Publikumskontakt, eine Messe eher mitzunehmen als nicht.

Ach, übrigens: Die Bilder hier habe ich alle während der Messe improvisiert. In meinem Tumblr findet Ihr noch ein paar dieser Impro-Skizzen.

Ergänzung: Die Messe ist auch in den einschlägigen Foren etwas kontroverser dickutiert worden. Einen guten Überblick über die verschiedenen Eindrücke findet Ihr im Comicguide-Forum.

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Ich musste den dani-books-Stand kurzfristig canceln (Mitte September, da war der Katalog wohl schon im Druck), weil ich zuerst im September eine Zeit lang krank war und es jetzt parallel zu Don-Rosa-Signiertour, Druckfahnen korrigieren, Disney-Band fertigstellen und Hausarbeiten schreiben für Magisteranmeldung weder körperlich noch zeitlich geschafft hätte, vor Ort zu sein. Sehr angenehm, wenn man dann schon knapp 1000 Euro Standgebühr gezahlt hat, die natürlich nicht erstattet werden, wenn man storniert, aber lässt sich halt nicht ändern ...

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Danke für die Info, Jano. Schade, aber verständlich. An der Messe lag's also nicht...

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