Wer die
bisherigen Beiträge über den neuen 24-Stunden-Comic aufmerksam gelesen hat, wird die eine oder andere Anmerkung über meine Veröffentlichungspläne bemerkt haben. Jetzt, wo ich mit dem Editieren fast fertig bin, kann ich diese Ideen mal etwas konkreter vorstellen. Wie eigentlich immer bei Dreadful Gate Productions soll es mehrere Versionen geben. Online - offline, einfach - ausführlicher, gratis - billig - teurer. Und wie eigentlich immer bei Dreadful Gate Productions habe ich mir etwas Neues ausgedacht, das ich noch nie gemacht habe und von dem ich noch nicht mal weiß, ob es überhaupt machbar (oder wenn, sinnvoll) ist.
So wie ich das eBook in zwei verschieden aufwändigen Ausgaben herausbringe - eine gratis zum Online lesen, eine gegen Geld zum Drucken -, kann ich auch zwei Hefte herausbringen: Ein kopiertes, billiges, in A5 mit nur dem Comic, und eine "Extended Version" mit Farbcover und Sachanhang, gedruckt, vielleicht sogar im Comicbookformat (wenn's in der Größe noch gut aussieht).
Wer's lieber etwas punkiger mag, nicht so viel Geld ausgeben will oder sich nicht für meine Anhänge interessiert, kann sich die dann hoffentlich viel billigere Kopierfassung des Hefts kaufen. Damit diese Leute sich nicht von der auführlichen Fassung ausgeschlossen fühlen, biete ich die Möglichkeit eines "Upgrades". Als Leser von US-Comicheften, die dann in Trades mit vielen Extras gesammelt werden, an die ich nicht rankomme, ohne den Comic ein zweites Mal zu kaufen, weiß ich, wie frustrierend so was sein kann. Es ist, als würde man für eine Kaufentscheidung bestraft. Deshalb überlege ich, einen Coupon zum Ausschneiden ins Kopierheft zu tun, mit dem man das große Heft ermäßigt bestellen kann. Voraussetzung ist, dass man das erste Heft auch tatsächlich zerschneidet und damit entwertet - sonst hätte man einfach nur zwei Hefte zum Sparpreis. Das ist nicht dasselbe.
Mit dieser Wiederkehr des Handgetackerten schließt sich irgendwie ein Kreis, ein Bogen zu meinen ersten Comics.
RECEPTION MAN 0 erschien noch als selbstkopiertes A5-Heft mit Schwarzweißcover. Seitdem habe ich mich immer mehr von der Ästhetik der Küchentischproduktion entfernt. Farbcover und alternative Formate (also, alternativ zum praktischen und günstigen Standard-A5) ab
terrain vague: lolli rennt (2003), Print on Demand seit der Reception-Man-Neuausgabe von 2007, Digitaldruck in dreistelliger Auflage 2008 bei
MONSTERJÄGERIN CONNY VAN EHLSING. Dass ich jetzt auf Messen (wenn ich mal da bin) nicht unbedingt bei den Fanzines, sondern bei den Independent-Verlagen zu finden bin, hat damit eigentlich nichts zu tun (das ergibt sich über meine Verbindungen zum
PANEL), passt aber ganz gut dazu: Bei den Fanzines gehen tatsächlich Hefte besser, bei den Verlagen Alben.
Vor einiger Zeit habe ich über ein Wiederaufleben meines Egozines GATE CRASH nachgedacht, und im Zusammenhang damit auch darüber, es wieder zu kopieren statt drucken zu lassen. Zum Konzept von GATE CRASH gehört das Spontane, Schnelle, und nichts geht schneller, als so ein Ding durch den Kopierer zu ziehen. Aber man sieht so einem Heft ja nicht diese ganze vorige Geschichte an, deshalb bin ich mir nicht sicher, ob man den Kontrast zu meinen gedruckten Comics als Spiel mit den Formaten begreifen wird oder als Billigmache. Wenn ich GATE CRASH noch produziere (ist nicht vom Tisch, aber auch keine Priorität), dann wahrscheinlich ausschließlich als eBook.
Jetzt steht aber erstmal der neue 24-Stunden-Comic an, und ich denke wieder ans Kleine Selbstkopierte, vielleicht sogar richtig billig mit Schwarzweißcover auf buntem Papier, was meiner Meinung nach immer noch billiger wirkt als reines Schwarzweiß, weil bedürftiger. Jaja, ein bisschen wie
Till Felix' 24-Stunden-Comic vom letzten Jahr. (Den Till, soweit ich weiß, mit voller Absicht so produziert hat, wegen der Fanzine-Authentizität.) Aber habe ich nicht das gleiche Problem wie mit GATE CRASH? Dass der Kontrast nicht rüberkommt?
Deshalb die Verbindung mit dem
Staffelungsmodell. Die anderen Versionen sind so immer noch präsent, und das Kopierheft wird zum Teil eines Gesamtkonzepts.
Ob das machbar ist, hängt noch von vielen Wenns ab. Vor allem setzt es voraus, dass das gedruckte Heft mindestens so teuer ist, dass man mit dem Porto für den Coupon und die zusätzliche Bestellung immer noch besser weg kommt, als wenn man gleich zwei Hefte bestellt. Oder muss das Porto für die Bestellung überhaupt rein? So oder so, das Kopierheft muss sehr billig sein und/oder das gedruckte sehr teuer. Aber nicht so teuer, dass man sich's nicht mehr kauft. Über 3,50 wird schwierig.
Ich muss meine Druck- und Kopierkosten reinkriegen. Wenn ich darüber hinaus einmal statt zweimal den Aufpreis zum Kaufpreis reinkriege, ist das in Ordnung. Der andere Aufpreis wäre dann der Bereich, mit dem ich spielen könnte. Bleibt die Frage: Ab wann lohnt sich für mich der Aufwand nicht mehr? Wie hoch kann ich mit dem Preis der Druckausgabe gehen? Wie weit runter mit dem des Kopierheftes? Verträgt sich so ein System überhaupt mit der Buchpreisbindung? Und natürlich: Macht das dann auch jemand?
An diesen Fragen hängt das Konzept zur Zeit noch, aber besonders die letzte Frage ist viel zu interessant, um es nicht zu probieren.