Comiczeichnen als Extremsport: 12 Tipps für 24-Stunden-Comics
Morgen ist es mal wieder so weit: Rund um die Welt versammeln und/oder sammeln sich Comiczeichner und produzieren so viele Comics wie an keinem anderen Tag im Jahr, denn es ist wieder
24-Stunden-Comic-Tag! Das Event geht auf eine Idee von Comic-Guru
Scott McCloud zurück: einen vollständigen Comic von 24 Seiten in ebensovielen Stunden fertigzukriegen, einfach um zu sehen, ob es geht. Die Idee griff schnell um sich, später mit Internet und so was noch schneller, und seit 2004 gibt es einen offiziellen Tag für diese Comics. Kann man natürlich auch jederzeit sonst tun, aber gemeinsam oder wenigstens vernetzt macht es einfach mehr Spaß. Ich weiß, wovon ich rede, denn wie jeder Jähling-Stammleser weiß, habe ich 2001 auch schon einen solchen Comic verfasst:
Starreporterin Olga Stark.
Diesmal ist alles etwas organisierter als damals. Wir - das sind die
Alligator-Farmer Till Felix,
Rudi Martens und
Wittek sowie Nicht-Alligator ich - treffen uns in Hamburg, und statt gelegentlicher Lebenszeichen im Comicforum gibt es Twitter - Till und ich twittern beide, wahrscheinlich
er auf deutsch und
ich auf englisch.
Laut den
Regeln zum 24-Stunden-Comic darf man nichts direkt vorbereiten, aber natürlich die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen - Zeichenmaterialien und Referenzmaterial besorgen, wenn man will Schablonen ausdrucken (ich hatte letztes Mal eine, das hat sehr geholfen, aber die habe ich erst während der ersten Stunde gemacht), auch grobe Ideen haben darf man schon - es ist sogar völlig unmöglich, nicht schon irgendeine Vorstellung mitzubringen, ob man sich nun dran hält oder nicht. Geistig drauf einrichten sollte man sich schon vorher. Das ist wie das Warmlaufen vor dem Sport. Überhaupt ist ein 24-Stunden-Comic eher eine sportliche Herausforderung als eine künstlerische.
Für Einsteiger habe ich ein paar Erfahrungen aus früheren 24-Stunden-Comics zusammengetragen. Vor allem eigene, aber auch was ich so aufgeschnappt habe...
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Wie ich schreibe, wenn ich schreibe
Je komplexer eine Geschichte ist, desto mehr plane ich voraus. Länge spielt auch eine Rolle: Nicht nur weil längere Geschichten dazu neigen, komplexer zu sein, sondern auch weil gutes Editing mir helfen kann, hier und da eine Seite zu sparen. Bevor ich sie gezeichnet habe und wegschmeißen muss. (Andererseits, solche Szenen geben gute Extras ab...)
Ich arbeite gewissermaßen "von außen nach innen" (siehe Bild) - in der amerikanischen Szene ist das auch als "snowflake method" bekannt. Je näher man die Schneeflocke betrachtet, desto mehr Details werden sichtbar, und desto komplexer erscheint das Gebilde (und teilweise völlig anders als von außen).
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Neues "Mission Statement"
Seit einiger Zeit denke ich darüber nach, dieses Blog ein wenig umzuwidmen. Ursprünglich war es ja vor allem als Lebenszeichen gedacht, für die langen Monate zwischen den Veröffentlichungen, in denen auf meiner
eigentlichen Webseite nichts passiert. Nun ja, für das kleine Lebenszeichen zwischendurch habe ich inzwischen einen
Twitter-Feed. Was die größeren Lebenszeichen zwischendurch angeht, die überlege ich inzwischen, auf der anderen Webseite zu platzieren. Damit da auch zwischen den Veröffentlichungen was passiert. Und hier? Hat sich seit Eröffnung des Blogs (Mitte 2007) ein wenn auch ruhiges Eigenleben entwickelt. Zeit für ein neues "Mission Statement".
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Seid bessere Diebe!
Es heißt, viele Diebe zieht es zurück an den Ort des Verbrechens. Manche lungern noch während der Spurensicherung am Tatort rum und verraten sich dadurch. Andere bleiben während des Einbruchs viel zu lange in der Wohnung, führen Ferngespräche, pinkeln auf den Teppich und verhalten sich sonstwie respektlos gegenüber ihren Opfern. Solche Leute sind wie schlechte Autoren.
Ich stoße immer wieder auf solche Fälle - meistens unerfahrene Erstlinge, aber auch gefeierte Bestseller-Autoren -, die nicht genau zu wissen scheinen, was sie wollen, und vor allem, was sie nicht wollen. Sie scheinen sich in der Pflicht zu sehen, dem Publikum möglichst viel zu geben -. nicht viel Qualität, erst recht nicht viel Editing, sondern viel Material. Aber sie vergessen, dass ihre Geschichten keine Geschenke sind. Sie kosten. Zeit. Aufmerksamkeit. Ach ja, oft auch noch Geld. Je mehr Zeit/Text/Aufmerksamkeit dabei für bloßes Gelaber verschwendet wird, desto stärker grenzt das an Diebstahl.
(...)
Ihr seid Diebe! Jetzt seid aber auch gute Diebe! Hier sind ein paar Tipps zum besseren Stehlen.
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Die hoffentlich letzte To-Do-Liste vor dem Download
Im Grunde ist der zweite Teil des
Conny-Van-Ehlsing-Downloads schon seit Wochen fertig. Ich warte eigentlich nur noch auf den richtigen Moment, ihn zu veröffentlichen. Der kommt natürlich nicht von selber, also nehme ich den zweitbesten Zeitrahmen: bevor alle in der Sommerpause sind. Am liebsten hätte ich ihn schon letzte Woche herausgebracht, rechtzeitig vor dem Münchner Comicfestival, aber das wäre dann doch übers Knie gebrochen gewesen. Jetzt muss ich etwas warten, denn zur Zeit sind die einen Medien eingebunden und die anderen mit Comicthemen überfüttert. Es läuft wohl aufs Monatsende hinaus. Hier ist eine vorübergehende Liste mit Dingen, die ich bis dahin tun muss.
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Mein Leben bei den Piraten
Seit einigen Wochen sind die Gratisfassungen meiner eBooks
auch über das Bittorrent-Netzwerk erhältlich. Das hatte ich schon lange vor, habe es aber jetzt erst umgesetzt. Den Ausschlag hatte
ein besonders dummdreister Zeitungsartikel über den damals noch laufenden Pirate-Bay-Prozess gegeben. Mein Problem mit Entwicklungen wie diesem Prozess ist nicht, dass dadurch möglicherweise illegale Downloads erschwert werden. Das ist mir schnuppe. Aber p2p-Netzwerke haben sich in den letzten Jahren auch als legale alternative Veröffentlichungsplattformen entwickelt, die ich, wie gesagt, schon lange mal nutzen wollte. Wer die Netzwerke direkt angreift, schadet damit nicht nur bösen Piraten, sondern auch Kleinverlegern und unabhängigen Künstlern. Ohne mich hier in Verschwörungstheorien zu ergehen: BEIDES ist im Interesse der Medienkonzerne, die den Prozess angestrengt haben und die Diskussion über geistiges Eigentum bestimmen. Und das ärgert mich fast so sehr wie die Gleichsetzung von illegalen Downloads und Diebstahl (die ich als kürzliches Opfer echter Diebe für eine persönliche Beleidigung halte; da fühlt man sich gleich nochmal viktimisiert). Dagegen muss man was tun, also habe ich meine Comics hochgeladen.
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Nachdruck
Seit der
Leipziger Messe ist das
Olga-Stark-Heft ausverkauft, das erste
Reception-Man-Heft beinahe (nur noch ein Exemplar). Zeit, mich nach einem neuen Drucker umzusehen. Den alten kann ich nicht mehr benutzen, das haben die mir damals unmissverständlich klargemacht. Die Umstände wollte ich ursprünglich in meinem Beitrag über die
Techno-Tyrannis unterbringen, aber die Geschichte verdient eine eigene Erwähnung. Lasst mich also von dem Jahr erzählen, das ich mit dem falschen Print-on-Demand-Service verschwendet habe.
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Nach der Messe: Mangas am Ende?
Rein kommerziell darf man große Comicveranstaltungen natürlich nie betrachten, aber lohnen sollten sie sich trotzdem. So gesehen, also rein kommerziell, war die
Leipziger Buchmesse für mich ein Flop. Immerhin, es gab viel zu signieren, und wenn nicht ein paar Unplanbarkeiten dazwischengekommen wären, wie geklaute Bücher und so was, hätte ich zumindest die Unkosten wieder rausgeholt. Meine Hoffnung, die Verluste aus Berlin aufzufangen, hat sich aber nicht erfüllt.
Anders als in Berlin, wo nur wenig Messe-, dafür aber umso mehr Börsenpublikum kam und statt neuer, interessanter Impulse alte, seltene und/oder billige Gebrauchtcomics suchte, bestand das Publikum von "Comics in Leipzig" zum größten Teil aus jugendlichen Manga-Fans, die sich vor allem für Originalzeichnungen der Mangaka (Mangakas?) interessierten. Seit einigen Jahren ist "Comics in Leipzig" eher eine Mangaconvention als eine Comicmesse. Dagegen ist nichts einzuwenden, Mangas sind schließlich auch Comics, und noch dazu sehr beliebte. Aber es geht schon so weit, dass Comicverlage wie Edition 52 und Reprodukt sich jetzt einen Stand bei den Buchverlagen gesichert haben. Das mag neben den Mangas auch am Anspruch liegen, jetzt Graphic Novels zu machen statt schnöder Comics. So oder so, bereits als ich am Vorabend durch die noch leere Messehalle schlurfte, hatte ich Schwierigkeiten, vor lauter Spielzeug-, Klamotten- und Posterständen, zwischen der japanischen Teeküche und der Go-Halle, überhaupt Comics zu finden, japanische oder andere. Diese Ausrichtung blieb die ganzen vier Tage ein Problem für
uns, die wir gekommen waren, um Comics zu verkaufen.
Ich kann als Nichtfachmann natürlich nur meine oberflächlichen Eindrücke deuten, aber es sieht so aus, als wäre der Manga-Boom am Ende. Zumindest in Leipzig schien es mehr um Kostüme, Kakaokarten und Spiele, ums Ausleben einer japanisch codierten Jugendlichkeit zu gehen als um die Geschichten. Die Mangas an unserem Stand gingen zwar immer noch besser als die Comics, aber auch sie wurden von vielen Cosplayern eher widerwillig wahrgenommen. Auch auf die Veröffentlichungen wirkt sich das bereits aus: wie ich höre, werden zur Zeit bei den großen Verlagen viele Serien eingestellt und es wird immer schwerer, Mangas mit eigenen, nicht etablierten Themen unterzubringen. Jedes Medium wächst aber mit den unterschiedlichen Perspektiven, die neue Leute reinbringen. Wenn die neuen Einflüsse ausbleiben, erstarrt es. Die Chance, eine lebendige, eigenständige Manga-Kultur zu begründen, liegt jedenfalls in genau der anderen Richtung.
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Techno-Tyrannis
Gut, dass
Hannah Arendt das Internet nicht kannte. Oder vielleicht schade, denn es wäre sicher interessant gewesen, wie sie, die bereits die Bürokratie als Vollendung des Despotismus entlarvt hat, die automatisierten Auschlussmechanismen der vernetzten Welt gedeutet hätte. Denn so wunderbar das Internet ist, solange alles funktioniert, so gnadenlos kann es sein, wenn etwas schiefgeht. Statt mit Menschen hat man immer mehr mit Skripten, AGBs und anderen Algorithmen zu tun, die nicht individuell und kreativ auf Probleme reagieren, sondern automatisierte, standardisierte Prozesse zuordnen. Die verbleibenden Sachbearbeiter sehen ihre Gegenüber immer weniger als Kunden und immer mehr als Datensätze oder gleich als
DAUs (dümmmste anzunehmende User), die man auf Distanz halten muss. Das Übel ist, dass der Umgang mit Problemen nicht als Teil des Serviceangebots betrachtet wird, sondern bestenfalls als leidige Pflicht, die man irgendwie vom Tisch haben will. (Wenn nicht gleich als nervige Quengelei der Kunden.) Darin kommt ein Mangel an Respekt gegenüber den Kunden zum Ausdruck, die immerhin ein berechtigtes Interesse an einer Lösung haben.
Schlechtes Benehmen und Ignoranz gibt es natürlich auch außerhalb des Netzes, aber hier werden sie gewissermaßen elektronisch verstärkt. Nachfragen werden als böswillige Kritik begriffen und durch Missachtung bestraft. Inkompetenz und Überheblichkeit erzeugen eine Art Rückkopplung, und es entsteht etwas neues, das noch perfekter, geschlossener und unmenschlicher ist als jede Bürokratie.
Übersehen wird dabei, dass auch Bürokratien eigentlich nur funktionieren, weil es Menschen gibt, die ihre Härten ausbügeln. Die das richtige Formular aus der falschen Schublade nehmen, weil sie wissen, dass es in der dafür vorgesehenen nicht ist. Die immer noch eine Sonderregelung kennen und auch mal einen Fall völlig falsch einsortieren, weil sie wissen, dass er sonst nicht gelöst wird. Kurz: Die das System unterwandern, einfach indem sie darüber hinausdenken. Erst das Internet macht solche Störfaktoren überflüssig und vollendet das Versprechen der Tyrannis ohne Tyrannen.
Ein paar mehr oder weniger aktuelle Erfahrungen...
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