Früher durften Kinder Geschichten lauschen, die etwas über das Leben und den Tod zu sagen hatten, über den Unterschied zwischen Gut und Böse und wie schwer es sein kann, ein Mensch zu sein. Erst in unseren Tagen ist man auf die Idee gekommen, dass sie nicht mehr ertragen können, als von kleinen Eichhörnchen zu hören. (…) Arme Kinder, in ihren Geschichten sind vielleicht etwas zu viele Eichhörnchen herumgelaufen, Eichhörnchen, die zu allem Überfluss noch sprechen und nie etwas sagen, was einen lachen, weinen oder schaudern lässt. Aber Kinder sollten das Recht haben, dies von allem zu fordern, was sie lesen: nicht nur lachen, sondern auch weinen und schaudern zu dürfen.Ich finde das wichtig. Diese Unterscheidung in Geschichten, die Kinder als Persönlichkeiten ernstnehmen, und Geschichten (lies: Autoren), die ihnen nicht erlauben, etwas anderes als Kinder zu sein (lies: nicht vollwertige Menschen). Auch gerade dass Kinder den Umgang mit Verlust und Schmerz lernen müssen, und ihn nirgend so gut und erzieherisch wertvoll lernen können wie in "ihren" Geschichten.
- Astrid Lindgren, 1959, zitiert nach ZEIT Nr. 46/2007.
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