Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Montag, 30. Juli 2007
Second Act Problems
Schreiben
Everybody laughs. "Of course you're having second act problems!"
(David Mamet, Three Uses of the Knife, New York: Random House, 1998)

Ich habe gerade eine Seite gezeichnet, mit der ich ganz und gar nicht zufrieden bin. Nicht wegen der Zeichnungen - im jetzigen Stadium zeichne ich einfach durch und markiere einzelne Bilder zum Nochmalzeichnen, aber ich halte mich nicht damit auf. Nein, das Problem ist eigentlich genau, was ich im letzten Beitrag formuliert habe:

"Ich habe schon oft vor einer Wendung in einer Story gestanden und gedacht: Ich weiß genau, welche Art von Wendung hier fehlt. Es muss eine Szene her, die Nebenfigur B stärker motiviert und Hauptfigur A vor ein moralisches Dilemma stellt. Weil vorher und hinterher Actionsequenzen kommen, muss es eine ruhige Szene sein, und sie sollte anderthalb Seiten dauern. Ich weiß, welche Figuren vorkommen, und ich weiß, wie die Szene jede einzelne Figur betrifft. Nur was in dieser Szene passieren soll, ist mir ein völliges Rätsel."

Das Problem war, dass ich auf S. 15 einige Nebenfiguren in den Vordergrund treten lasse, ohne dass ich sie vorher groß eingeführt hätte. Seite 10, um die es hier geht, habe ich ins ursprüngliche Skript eingeschoben, um das nachzuholen. Außerdem hatte ich zwei ähnliche Szenen hintereinander, so dass ich noch eine Zwischensequenz brauchte. Das habe ich alles gemacht: Die neuen Figuren werden im Fernsehen interviewt und geben ihre Sicht der Handlung wieder. Ich habe ein paar schöne Charaktermomente, witzige Dialoge und eine Reaktion der Hauptfigur, aber mehr als dass die Figuren vorgestellt werden, passiert im Grunde nicht. Die eigentliche Handlung steht still, und was genau gesagt wird, wurde auch vorher schon gesagt. Auch die darauffolgende Entscheidung der Hauptfigur ändert sich nicht wesentlich, sie wird nur vertieft. (Sorry, dass ich nicht genauer werde, aber es geht um einen zentralen Moment in der Story, und ich will ja nicht alles vorher verraten.)

Das ist das typische "Second-Act"-Problem: Du weißt genau, wo Du Deine Figuren hinkriegen willst, um sie für das Finale, den dritten Akt, zu postieren. Nur wie genau Du sie da hinführst, ohne dass der Mittelteil sich unangenehm hinzieht, weißt Du nicht.

Die Mission ist klar: Ich brauche eine bessere Möglichkeit, diese Figuren einzuführen. In der die Hauptfigur mehr eingebunden ist. In der etwas neues passiert, das die Handlung (die ich ja nun aber ansonsten schon geschrieben habe) voranbringt. Und es sollte möglichst auf S. 10 passieren und nicht länger als diese Seite dauern, sonst muss ich den Kram drumherum auch noch neu zeichnen.

Bis dahin lasse ich die Szene erstmal stehen. Wenn mir sonst nichts einfällt, ist sie zumindest witzig.

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