Heute ist der Abgabeschluss für die
Comicbuchpreis-Ausschreibung der Berthold Leibinger Stiftung. Ihr wisst schon, 15.000€ für literarisch anmutende Comicprojekte. Ich werde dieses Jahr aber nicht teilnehmen, aus dem einfachsten Grund, den es gibt: Ich habe nichts fertig.
Letztes Jahr habe ich
meinen Pitch spontan zwischen Comic-Salon und Abgabetermin zusammengeschustert und eher aus Spaß und Gelegenheit mitgemacht als aus der Überzeugung, dass ich damit was gewinne. Dieses Jahr hat die Stiftung die Zugangsvoraussetzungen verschärft - statt eines Exposés, das man schnell mal schreiben kann, soll jetzt ein ganzes Skript eingereicht werden, angeblich um die Jury zu entlasten. Das ist in der Szene viel kritisiert worden, weil schon etwas knapp. Ich find’s im Prinzip zumutbar, soweit es auf Projekte ziehlt, an denen man eh arbeitet und die in einem Zustand sind, dass man sie mal eben in zwei Monaten abschließen könnte. Etwas zweifelhaft ist die Logik dahinter aber doch, denn wenn mein Comic fast fertig ist, brauche ich ja nicht mehr die 15.000€ Preisgeld, um ihn fertigzustellen.
All das spricht natürlich nicht gegen die Ausschreibung an sich, aber es macht sie weniger zugänglich für einige von uns. Besonders, wenn man in Betracht zieht, welche Art von Comics bei “solchen” Ausschreibungen normalerweise gewinnt. (Bei der ersten Auslobung gab es auf Twitter so einige Lästereien, welche Art von Projekt mit so was gefördert werden würde. Normalerweie würde ich solchen Verdächten kein großes Gewicht zumessen (zumindest nicht im Ernst, Lästern ist was anderes), aber es fiel schon auf, wie genau das Thema des Gewinnertitels - gezielt oder zufällig - den Vorhersagen entsprach.) Solche Projekte sind so weit von den Projekten entfernt, an denen
ich sowieso arbeite, dass ich das eben nicht nebenher mache. Dafür müsste ich mir Zeit nehmen.
Ich habe anfangs, vor den geänderten Bedingungen, kurz überlegt, mal gezielt einen Pitch zu schreiben, der genau diese Vorstellungen bedient, einfach aus Spaß. Deutsche Zeitgeschichte, grauschattierte Schwarzweißzeichnungen, das ganze Zeug. Ich glaube, ich könnte so was. Für 15.000€? Warum nicht?
Das ist aber genau, was durch die veränderte Ausschreibung verhindert wird. (Also, das und das gleiche in ernsthaft.) Denn die 15.000€ sind ja keine
Bezahlung, sondern ein
Preisgeld, das man erst noch gewinnen muss. Eher so was wie die sprichwörtliche Karotte am Stock, die man vor einem Esel baumeln lässt, damit der sich bewegt. Für 15.000€
Bezahlung setze ich mich hin und schreibe auch mal einen Comic, der mich persönlich eher so lala interessiert. Übrigens auch innerhalb von zwei Monaten, wenn’s sein muss. Für eine Karotte mache ich mir die Arbeit nicht. Ein Exposé, klar. Das dann in der Schublade versachwinden kann, bis mir jemand 15.000€ gibt (oder wie viel auch immer das in Karotten ist). Aber als ganzes Skript werde ich nur Dinge einreichen, die ich eh in der Schublade habe. Falls das Ziel des Preises war, Comics zu unterstützen, die sonst nicht gemacht würden, dann ist das somit - zumindest aus meiner Perspektive - verfehlt worden.
Aber dass ich diesmal nicht mitmache, liegt nicht daran, dass ich Vorbehalte gegen die Ausschreibung hätte, sondern ich habe schlicht kein Projekt in der Schublade, das ich ohne allzuviel unbezahlte Mehrarbeit einreichen könnte. Stattdessen
habe ich die Liste der Milestone Goals bei meiner Patreon-Kampagne um ein Ziel erweitert: Für 15.000$ schreibe ich eine Graphic Novel. Denn offenbar ist das eine Summe, die mich dazu bringen würde. Und wenn mir jemand eine Karotte gibt, mache ich auch schon mal das Exposé fertig.