Vor kurzem sind zwei Online-Wettbewerbe angelaufen, an denen ich mich beteilige: Conny Van Ehlsings “schönstes Ferienerlebnis” steht im monatlichen
MyComics.de-Wettbewerb und eine Sammlung aus
Gate Crash in der Challenge League bei Webtoon.com, bei der es immerhin um bis zu 30.000$ geht.
Wer mir bei den Wettbewerben helfen will, kann sich bei den jeweiligen Plattformen einloggen (ist gratis) und für meine Comics stimmen bzw. - bei Webtoon - eine hohe Wertung abgeben. (Vielen Dank!)
Bei beiden Wettbewerben geht es (auch) darum, möglichst viel eigene Leser-Power zu generieren. Der MyComics-Wettbewerb ist ein reiner Stimmenfang-Wettbewerb, bei dem Nutzer nicht nur eine, sondern
täglich eine Stimme pro Comic haben - über die Gesamtdauer des Wettbewerbs sammelt man also nicht pro Fan einen Punkt Abstand, sondern bis zu 21, was dann für die anderen noch schwerer aufzuholen ist. (MyComics.de nennt das spannend, ich eher stressig. Spannend wären knappere Abstände. Aber ich bin ja auch gegen die Drei-Punkte-Regelung in der Bundesliga.) Bei Webtoons spielt die Publikumsreaktion zumindest eine Rolle, wenn auch unklar bleibt, welche. Für alle Fälle schleichen da jedenfalls anscheinend einige Trolle herum, die die Konkurrenz-Comics gezielt heruntervoten, jedenfalls wenn man die Höchstnoten im Wettbewerb mit denen außerhalb vergleicht. Ich hoffe mal, die Jury-Entscheidung wiegt da wirklich 90%, und dass die sich nicht von den Trollen beeindrucken lassen.
Ich tu’ mich immer ein bisschen schwer mit Publikumswettbewerben, weil noch etwas anderes im Vordergrund steht als die erzählerische Qualität des Comics. Nämlich die Schaumschläger-Qualitäten des Zeichners. Es gewinnt, wer mehr Fans (oder Freunde und Verwandte) motivieren kann. Beim
täglichen Voting kommt noch die Fähigkeit dazu, die Fans
immer wieder zu motivieren - und damit die Bereitschaft, ihnen unter Umständen gehörig auf den Geist zu gehen.
Ich nerve ungern. Deshalb sind mir Wettbewerbe mit Jurys eigentlich lieber, auch wenn die wiederum ihre eigenen Probleme haben. (Spätestens wenn man den Sieger dann den Feuilletons als wertvollen kulturellen Beitrag vorstellen soll, das schließt so einige Genres fast automatisch aus.) Tatsächlich scheine ich bei Jurys auch besser abzuschneiden als bei Publikumswettbewerben. Beim Plakatwettbewerb zum Gratis-Comic-Tag damals hat’s immerhin zum zweiten Platz gereicht, und der erste war
Martin Frei. Da kann man echt nicht meckern. (Erst als sie dann nicht Martins Wettbewerbsentwurf aufs Plakat gesetzt haben, sondern irgendwas anderes von ihm, das war ein Grund zu meckern. Aber das ist eine andere Geschichte.)
Insoweit die Mitstimmenden einfach Fans der Comics sind, okay. Dann hat die Beliebtheit auch mit der Qualität des jeweiligen Comics zu tun, zumindest in den Augen der Fans. Aber heutzutage läuft die Fan-Motivierung vor allem über soziale Medien, und da dominiert ganz klar der bessere
Kommunikator. Besonders Facebook legt Wert darauf, Updates, die nicht bei den ersten paar Nutzern gleich irgendwelche messbaren Reaktionen hervorrufen, den anderen Fans einer Seite gar nicht erst zu zeigen.
Ich will mich natürlich nicht beschweren. Ich freue mich, dass es diese Wettbewerbe gibt, und kann gut verstehen, dass sie so beliebt sind und auch zunehmend eben solche Wettbewerbe ausgeschrieben werden - alleine die vielen Erwähnungen der ausrichtenden Seiten in den sozialen Medien sind pures Gold. Man kann den Wettbewerb viel besser im Gespräch halten, und natürlich bedeutet mehr Publikumsbeteiligung auch einfach mehr Spaß für alle.
Aber diese Art der Kommunikation muss einem liegen.
Es läuft darauf hinaus, welche Art von “Vertrag” man zwischen sich und den Fans zu haben meint. Ich bin ein Freund dessen, was Seth Godin
“Permission Marketing” nennt - nie über das hinauszugehen, wozu einen die Kunden audrücklich ermächtigt haben. Und nie zu nerven. Denn das bringt die Leute, die eben noch für dich waren, gegen dich auf. Ein Beispiel: Ich habe schon ein paarmal überlegt, meinen Telefonanbieter zu wechseln. Nicht weil der schlecht wäre, sondern weil die mich, obwohl ich ihnen gesagt habe, dass ich das nicht mehr will, immer wieder mit irgendwelchen neuen Tarifen anrufen. Und manchmal schicken sie sogar diese aufdringlichen Tür-Drücker vorbei, die man nicht loswird, weil ihnen eingetrichtert wurde, jedes “nein” mit einer Weiterführenden Frage zu kontern. Ich knalle denen, entgegen meinem sonst eher freundlichen Gemüt, inzwischen die Tür vor die Nase. Und kann jeden verstehen, der von mir nicht genervt werden will.
Um nicht selber die virtuelle Tür vor die virtuelle Nase geknallt zu kriegen, weil ich dauernd Leuten mit diesen Wettbewerben komme (ehrlich, Platz 5? Das geht doch besser!), habe ich im Lauf der Zeit ein paar nicht so aufdringliche und auch nicht so aufwändige Strategien entwickelt, die zwar bis jetzt noch nie gereicht haben, einen dieser Beliebtheitswettbewerbe zu gewinnen, aber immerhin so angelegt sind, dass ich nicht selber davor zurückschrecke, sie anzuwenden.
- Erinnern in den sozialen Medien: Bisschen muss schon sein. Aber eher gelegentlich, pro Medium höchstens einmal pro Woche. Und den ersten Post zum MyComics-Wettbewerb habe ich auf meiner Facebookseite nach oben getackert.
- In den dazu passenden Foren (Comicforum und Kims Zeichenkursforum) habe ich den MyComics.de-Wettbewerb in meine Signatur aufgenommen. Dann muss ich das - über den einen Beitrag ganz am Anfang hinaus - nicht mehr selber erwähnen. Und in die Signatur guckt man, glaube ich, vor allem, wenn einem ein Beitrag gefallen hat. Vielleicht trägt die positive Stimmung ja.
- In den Blog-Posts zu meinen Webcomics erwähne ich das tatsächlich immer mal wieder. In den deutschen MyComics, in den englischen eher Webtoons.
- Bei einigen Wettbewerben habe ich auch ein Werbebanner angelegt und über meine Webseite gepackt. Vielleicht mache ich das noch. Ich habe es damals gelassen, weil es nicht so doll aussah und auch recht aufwändig war, aber ich habe ja ein neues Design, vielleicht geht das da besser.
Was meint Ihr? Nehme ich das alles zu ernst? Soll ich ruhig mehr poltern? Oder ist es das nicht wert, bei bis zu 300€ Gewinn? Umgekehrt gefragt: Ist mein Nichtnervenwollen wirklich geeignet, mittelfristig zu 30 mehr Comicverkäufen zu führen? Denn dann hätte sich’s auch finanziell gelohnt.
Soll ich besser nur noch Wettbewerbe mit Jurys mitmachen?
Eigentlich wollte ich diesen Artikel mit einer Online-Umfrage beenden. Das ist mir jetzt doch irgendwie zu viel dafür. Aber lasst mich ruhig wissen, was Ihr dazu denkt, entweder hier (für alle mit Blogger.de-Login) oder auf
meinen sozialen Kanälen...