Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Donnerstag, 30. August 2012
Gastcomics: Spaß und Selbstvermarktung in fremden Sandkisten
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Gerade ist wieder mal ein Gastcomic von mir erschienen, diesmal bei David Malambrés Demolitionsquad, und wieder habe ich alles falsch gemacht.

Gastcomics sind eine beliebte Möglichkeit für Zeichner, sich und ihren Comic einer neuen Leserschaft zu präsentieren. Je nachdem, wie ... anschlussfähig die Comics zueinander sind, bleiben dann auch gerne mal Neu-Leser hängen. Allerdings darf man nicht zu viel erwarten: abgesehen davon, dass beides Comics sind, haben die Leser eines autobiographischen Alltagscomics wie Es wird ein Hase nicht viel, das ihnen bei meinen Monstergeschichten entspricht. Ein Geekfest wie Katzenfuttergeleespritzer dagegen bietet mehr Anknüpfungspunkte. Trotzdem, schaden kann's nicht.

Viele Gastzeichner bauen ihre eigenen Figuren in die Gastbeiträge ein, was den Vorteil hat, dass die Leser des Gastgebercomics sich nicht erst zum Comic des Gastes durchklicken müssen, um einen Eindruck davon zu kriegen. Wahrscheinlich das Klügste, was man tun kann, von der Selbstvermarktungsperspektive aus gesehen. Ich habe das aber auch diesmal wieder nicht gemacht.

Denn ganz ehrlich, wo ist da der Spaß?

Mir jedenfalls macht es viel mehr Laune, mit den Figuren anderer Zeichner zu spielen, als auf Biegen und Brechen meine da reinzuzwingen. Und da der potentielle Zugewinn an neuen Lesern sich eh in Grenzen hält - was soll's?

Natürlich bedeutet das, dass meinen Beiträgen oft das ... Eigene, das Andere fehlt. Das sind dann ganz normale Folgen, nur anders gezeichnet, und weniger Folgen, die den Unterschied zum regulären Comic betonen. Für mich ist es ein Unterschied, denn ich zeichne die Figuren sonst nicht, aber die Leser des Gastgebercomics lesen die selben Figuren sonst ja auch. Als Auch-mal-Gastgeber kann ich zudem sagen, dass es durchaus Spaß macht, die eigenen Figuren mal in dieser Weise neu "gerahmt" zu sehen.

In einem Fall habe ich tatsächlich einen Gastcomic nicht gezeichnet, weil er zu nah am Original gewesen wäre. Ich hatte eine wunderbare Idee für das zweite Album von Rauties Willy The Kid, aber das wäre halt einfach nur ein weiterer Willy-Strip gewesen, kein wirkliches Spiel mit dem Format, also habe ich den Strip mit eigenen Figuren besetzt. Umgekehrt basiert übrigens mein erster Katzenfuttergeleespritzergastbeitrag auf einer Idee, die ich für mich hatte, die aber einfach zu gut zu Mario Bühlings Nerdismus passte. Da war's mir dann auch egal, dass Mario das selber mindestens ebensogut gekonnt hätte.

Sonst versuche ich nach Möglichkeit, Nebenaspekte zu beleuchten, die im Gastgebercomic nicht zur Sprache kommen. Sarahs Nachbarn in Das Leben ist kein Ponyhof, die Konsole in Demolitionsquad oder das Produktionsteam bei Union der Helden. Das ist dann irgendwie doch besonders, und ich habe trotzdem das Vergnügen, in der fremden Sandkiste zu spielen.

Rein kommerziell gesehen? Im Sinn der Aufmerksamkeitsökonomie? Eigentlich nicht, wie man's machen sollte. Andererseits, vielleicht ja gerade. Denn oft ist "wie man es machen sollte" genau das Langweiligste, was man tun kann. Als Leser all der genannten Comics sagen mir jedenfalls oft die Beiträge am meisten zu, bei denen der Gast wirklich versucht hat, einen Beitrag zum Gastgebercomic zu zeichnen, statt einfach einen eigenen Strip auf der anderen Webseite unterzubringen. Ob das mit eigenen, mitgebrachten Figuren ist oder nicht, ist da eigentlich egal. Hauptsache, ich lese immer noch den Comic, wegen dem ich gekommen bin, oder?

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