Der
Comic-Salon in Erlangen ist vorbei, und ich bin auch schon fast wieder in der Lage, mehr von mir zu geben als Facebook-Likes. Es war wie immer sehr anstrengend, sogar mehr als sonst, da wir für unseren Stand klar unterbesetzt waren. Am ersten Tag schaffte ich es gerade mal, zwischendurch für kleine Comiczeichner zu gehen, und auch danach habe ich längst nicht alle Leute getroffen, die ich treffen wollte. Das ist schade, weil das Netzwerken, wie wir die gemeinsamen Besäufnisse in der Szene nennen, eigentlich der wichtigste Teil des Salons ist.
Die vielen interessanten Podiumsrunden werde ich mir im Lauf der Tage
bei Splashcomics als Stream angucken müssen. Oder anhören - ich habe mal kurz in das Panel reingeguckt, in dem ich selber saß, und das hochauflösende oder einfach nur schwer ladende Video hat gleich meinen ollen Browser lahmgelegt, während der Ton aber recht gut lief. Hier ist der Mitschnitt (auf eigene Gefahr):
(Von links nach rechts: Animexx-Veranstalter Tobias Trijanto, Comiczeichner und Comiczeichnerausbilder Hendrik Dorgathen, Moderator Florian Felix Weyh, dann noch so'n Comicfuzzi und Rechtsanwalt Dr. Michael Metzner.)
Für eine Diskussion unter dem Label Urheberrecht lief die Diskussion relativ einmütig ab, ein wenig zur Enttäuschung des Moderators. (Wir waren ja auch nicht online. Live benimmt man sich.) Dafür war es umso informativer. (Und dass ich das sage, wo ich doch eigentlich Informationen hatte
geben sollen, sagt sicher auch einiges aus...) Statt einfach alles zu verdammen, was im Netz ohne unser Zutun passiert, ging es eher um die Differenzierung zwischen Nutzungen, die uns Urhebern nicht schaden, vielleicht sogar nützen (wie Facebook-Likes und so was) und solchen, die uns ins Geschäft pfuschen (wie kommerzielle Raubkopien, und wenn jemand unsere Sachen unter dem eigenen Namen herausbringt).
Letztlich wollen wir ja alle, dass sich unsere Werke verbreiten, und wenn wir uns die Arbeit nicht selber machen müssen, umso besser. Aber natürlich wollen wir auch Einhalt gebieten können, wenn es uns zu weit geht und wir unsere Geschäftsgrundlage bedroht sehen. Wann dieser Punkt erreicht ist, das ist bei jedem verschieden. Auch welche Mittel wir dann für angemessen halten, ist unterschiedlich. Der Begriff "Comfort Zone" drängt sich auf. Wenn wir auch nur deutlich machen konnten, dass es zwischen den Extremmeinungen zum Urheberrechtsstreit der letzten Monate nicht tiefe Gräben gibt, sondern ein Kontinuum aus verschiedenen Meinungen und Denkansätzen, dann hat sich der Tag schon gelohnt.
Außerdem ging es um DRM, Ebookpreise, die Kulturflatrate, Scanlations und darauf basierende Raubdrucke, 3D-Drucker und vieles andere.
Im weiteren Verlauf des Wochenendes wurde ich noch einige Male auf das Panel angesprochen, ob bei meinen Signierterminen oder irgendwo in der Stadt. Die meisten hatten das Gespräch informativ gefunden (sagten sie) und fragten noch nach meiner Meinung zu weiteren Aspekten. Einige kauften Alben. So gesehen, profitiere ich bereits vom Urheberrechtsstreit...