Im letzten
Geek Life Podcast ging es mal wieder um den Bechdel Test. Ihr kennt das sicher - eine Figur in
einem Strip von Alison Bechdel sagte, sie würde nie einen Film gucken, in dem nicht mindestens einmal zwei weibliche Charaktere miteinander reden, über etwas anderes als einen Mann. Daraus wurde der Bechdel Test, vor allem um zu zeigen, wie selten solche Szenen nach wie vor sind (von den aktuell nominierten für den Besten Film beim Oskar
sollen nur vier Filme den Test bestehen), aber auch als Messlatte für eigene Comics.
Der Test ist kein Maßstab für die Emanzipiertheit einer Geschichte. (Geek Lifes Melissa erwähnt als abschreckendes Beispiel
Sucker Punch.) Tatsächlich verweist er eher auf ein allgemeines Problem beim Schreiben von mainstreamtauglichen Geschichten: Ein gutes Skript hat auch eine
ökonomische Logik: Jede Szene muss die Handlung voranbringen und deshalb irgendeinen Bezug auf die Haupthandlung und die Hauptfigur haben, sonst verschwendet sie nur die Aufmerksamkeit des Publikums - und die Hauptfigur ist in unserer männlich dominierten Kultur leider immer noch meistens männlich. Deshalb ist das Fehlen weiblicher Dialoge nicht das Problem, sondern ein Symptom für das Fehlen weiblicher Hauptfiguren. Oder vielleicht sind die weiblichen Nebenfiguren nur zu doof, um zur Lösung des zentralen Konflikts beizutragen. Auch nicht besser. Jedenfalls "flickt" man eine Geschichte nicht durch das Einschieben einer bechdeltauglichen Szene, sondern durch mehr zentrale weibliche Figuren. Der Rest passiert dann mehr oder weniger von selbst.
Ich habe den Bechdel Test immer mit Humor genommen. Einige Comics wie
Reception Man sind direkt darauf zugeschnitten, ihn nicht zu bestehen - ich weiß nicht, wie es bei euren Superhelden ist, aber
meine Superhelden sind Sexisten - und sogar bei
Starreporterin Olga Stark habe ich damit gespielt.
Conny Van Ehlsing dagegen hatte nie ein Problem damit; die Serie
beginnt mit einem Dialog zwischen zwei weiblichen Hauptfiguren.
Was Conny allerdings mit fliegenden Fahnen nicht besteht, ist der
umgekehrte Bechdel Test, um den es in dem Podcast vor allem geht - also Dialoge zwischen zwei männlichen Figuren, die von etwas anderem handeln als Frauen (bzw. Mädchen). Aus dem Kopf fallen mir kaum Dialoge zwischen männlichen Figuren ein, bei denen nicht auch irgendwie eine weibliche dabei ist (meistens Conny). In
"Die" unterhalten sich Gaijin und Tim allein - aber über Conny. Und in
"Heimsuchung" streiten sich zwei Gnome um eine Puppe. Allerdings sind die Gnome nicht geschlechtlich definiert.
Erst das aktuellen Abenteuer
"Eine Piratengeschichte" beginnt mit einem Dialog zwischen Jungs, der nichts mit Conny zu tun hat. Da geht es um Engländer, Spionage und gefährliche Gifte. Jungs-Dinge halt.
Den umgekehrten Bechdel-Test zu bestehen sagt eigentlich nicht viel aus. Unsere Kultur ist so männerzentrisch, dass darin dauernd Männer über irgendwas reden. Ihn dagegen nicht zu bestehen, das sagt vielleicht schon was aus, vor allem, wenn man es wie ich gar nicht darauf angelegt hat. Vielleicht sogar mehr, als den richtigen Test zu bestehen. Natürlich darf man auch das nicht überbewerten. Vielmehr kommt darin dieselbe Konzentration auf die Hauptfigur zum Ausdruck, die so viele Geschichten am Original-Test scheitern lässt. Nur ist meine Hauptfigur halt weiblich. Wie gesagt, der Rest passiert dann mehr oder weniger von selber.
Beide Tests zeigen aber immer noch, wie wenig selbstverständlich es ist, Frauendialoge zu finden. Beziehungsweise Frauen mit tragenden Rollen. Und irgendwie bin ich sogar ein bisschen stolz auf Connys langjähriges Scheitern.