Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Dienstag, 18. Oktober 2011
Die Leseprobe
Herausbringen
Ihr habt es sicher mitgekriegt - das Neue Heft ist jetzt offiziell angekündigt! Auf der Infoseite findet Ihr Links zu Artikeln dieses Blogs, zur Bestellseite, und zu einer Gratis-Preview der ersten neun Seiten!

Ach, was soll der Geiz, hier ist die Preview:

Open publication - Free publishing - More preview

Ich habe irgendiwe noch nie mit einer Leseprobe gearbeitet. Normalerweise erscheint ja der ganze Comic irgendwann online, oder ausgewählte Geschichten, wie bei den ersten Reception-Man-Heften. Aber dieses Ding mit "wenn Du wissen willst, wie die Geschichte augeht, kauf das Heft"?

Normalerweise nicht meine Art von Verkaufsargument. Ich finde es irgendwie unfair den Lesern gegenüber, ihnen halbe (oder in diesem Fall, Drittel) Geschichten vorzusetzen. Aber wer weiß, vielleicht verpasse ich ja was. Deshalb probiere ich es einfach mal aus und verrate ausnahmsweise nicht online, wie die Geschichte ausgeht.

Leseprobe oder einfach Gratisinhalte?

In dieser Frage stehen sich gewissermaßen zwei Denkschulen gegenüber.

Die eine sagt: "Warum sollten die Leute etwas kaufen, das sie ebensogut gratis online lesen können?" Einiges spricht für dieses Argument. Wenn man das Geld ebensogut für einen anderen Comic ausgeben kann, kriegt man immerhin zwei Geschichten für den Preis von einer. Ich habe schon oft Sachen nicht gekauft, weil ich sie auch so kriegen konnte. Das waren Sachen, für die ich mich nicht genug interessiert habe, um sie zu kaufen.

Die andere Schule sagt, ziemlich viele Leute tun aber genau das: Sie kaufen, was sie kennen und gut finden. Und auch diese Schule deckt sich mit meiner Erfahrung. Ich habe schon öfter die Print-Ausgaben von Gratis-Webcomics gekauft, CDs, die ich ebensogut online streamen könnte, und Fernsehserien auf DVD, die eigentlich auch nur einen Download entfernt wären. Zugegeben, ich bin vielleicht nicht das beste Beispiel. Schließlich bin ich vorbelastet - ich habe ein persönliches Interesse daran, dass dieses Modell funktioniert. Aber die Erfahrungen von Cory Doctorow, Neil Gaiman, Jim Munroe, den Foglios und unzähligen Musikern weisen in eine ähnliche Richtung.

Das eine Konzept - Gratiscomics hier und da, und bei mir dann die Sammlung zum Kaufen - betreibe ich seit 2001, seit dem ersten 24-Stunden-Comic. Meine Erfahrungen mit Lesern, die erst gelesen und dann gekauft haben, sind zwar zu anekdotisch, um allgemeingültige Aussagen zu treffen, aber es kommt vor.

Jetzt wird es einfach mal Zeit, das andere Konzept auszuprobieren. Das ist natürlich nicht der einzige Grund, weshalb ich es tue. Irgendwie passt diese Präsentationsform auch einfach zum Heft.

Was gehört in eine Leseprobe?

Auch wenn es zum Konzept der Leseprobe gehört, nicht alles zu erzählen, sollte der gewählte Ausschnitt doch eine befriedigende Portion Story umfassen - ein Grund, weshalb ich sonst kein Freund davon bin, ist, dass viele Proben eben nicht genug GeschiChte bieten, um wirklich beurteilen zu können, was die Story taugt.

Gut, dass der neue Comic 24 Seiten lang ist. Da bleibt auch nach dem Herausschneiden genug übrig.

Auch wichtig ist, dass der "Schluss" sitzt, damit man auch weiterlesen will. Übergänge zwischen Akten bieten sich an, weil sie natürliche "Cliffhanger" sind. Gut, dass ich mich beim Schreiben diesmal gezielt an eine Aktstruktur gehalten habe. In der klassischen Drei-Akt-Struktur ist der erste Akt genau sechs Seiten lang. Das sollte ursprünglich die Leseprobe sein. Man kann aber auch den längeren zweiten Akt noch unterteilen. Es gibt Strukturen mit fünf oder sieben Akten, die sich auch auf dieses Heft anwenden lassen. Die Leseprobe umfasst nach der Struktur die ersten beiden Akte. Das muss genügen, ein Gefühl für die Geschichte zu kriegen.

Wie lang diese "befriedigende Portion" ist, hängt natürlich stark vom Comic ab. Weniger von seiner Länge als seiner Struktur. Aber zwei Akte (von fünf oder sieben) sind eine gute Handreichung: Der zweite handelt auch von den Konsequenzen des ersten, da kann man was vertiefen und wird nicht nur mit einer (für sich) nichtssagenden Actionsequenz abgespeist.

Noch das Cover dazu, eine Seite 2, die das Projekt vorstellt, und natürlich eine Seite mit Bestellinfos und/oder Links zu einer Seite, auf der Bestellinfos sind. (PDF erlaubt das zum Glück.) Damit hätte ich insgesamt 12 Seiten, das klingt doch nach einer guten Länge.

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