Der m(ech)anische Comiczeichner

Vor ziemlich genau einem Monat habe ich den offiziellen Startschuss gegeben für Das Alte Neue Heft. (Ungeachtet der Tatsache, dass wahrscheinlich längst alle, die es wissen wollen, wissen, worum es sich handelt, und obwohl der Grund fürs Geheimhalten mit der offiziellen Ankündigung, das jetzt durchzuziehen, eigentlich hinfällig ist, habe ich mich so an die Umschreibung gewöhnt, dass ich sie einfach noch beibehalte.) Ein guter Zeitpunkt für einen Zwischenstand und ein paar strategische Überlegungen.

Seit dem Startschuss habe ich folgendes gemacht:

• Die 10 Seiten, die ich schon hatte, gescannt, aufbereitet und gegebenenfalls ergänzt.
• Zwei weitere Seiten, die ich auch schon hatte, rausgeschmissen und stattdessen zwei neue geschrieben.
• Noch einiges umgestellt, schon damit die neuen Seiten passen. Immerhin: Das Skript ist jetzt fertig.
• Das ganze Projekt in Manga Studio geladen, was bedeutet, dass ich die Seiten nochmal in MS' Panellayout montieren musste.
• Entschieden, dass ich, wenn ich schon so was Wahnwitziges mache, das Heft auch gleich noch colorieren kann. Klar kostet das Zeit, aber sonst würde ich Grauflächen drunterlegen, das kostet auch Zeit. Eine Schwarzweißseite zu schattieren dauert etwa eine Stunde, eine Farbseite zu colorieren, zwischen einer und vier. Im Schnitt kostet mich das also "nur" anderthalb Stunden pro Seite, oder 36 Stunden.
• 12 Seiten gezeichnet, von denen nur zwei misslungen sind. Naja, zweieinhalb. Ich kann damit zur Not arbeiten, aber schöner wär's anders.
• 11 davon gescannt und in das Manga-Studio-Projekt eingebaut, 9 davon gesäubert, so dass ich sie nur noch colorieren muss.
• 11 Seiten coloriert.
• Einen der Comic-Fonts, die ich für den Reception-Man-Webcomic entworfen habe, ausgestaltet, so dass er auch für einen "richtigen" Comic gehen dürfte. Hab's noch nicht ausprobiert, aber wenn's nicht klappt, nehme ich halt wieder Cartoonist Simple. Das soll wirklich nicht die Baustelle sein, an der ich mich jetzt noch aufhalte.

Ich habe vor allem zugesehen, dass ich die ersten neun Seiten als erstes fertig kriege. Denn die habe ich vor, in GATE CRASH und bei MyComics.de als Preview hochzuladen. Aus einem ganz banalen Grund, der mich aber direkt ein bisschen überrascht hat, als es mir auffiel:

Ich habe noch nie wirklich mit Gratis-Previews gearbeitet. Normalerweise stelle ich ja den ganzen Comic ins Netz, meistens lange bevor daraus was Gedrucktes wird. Von den ersten Reception-Man-Heften stehen jeweils nur ein paar Geschichten online, aber das hat Lesbarkeitsgründe, und außerdem sind die immerhin vollständig. Aber eine Preview mit "wenn Du wissen willst, wie's ausgeht, gib mir Geld" am Ende, als einzige Gratis-Version, das habe ich noch nie gemacht.

Bis das Ding zum Drucker kann, muss ich noch:

• Zwei Seiten zeichnen.
• Wenn ich Zeit habe, noch die zweieinhalb nichsodollen zeichnen.
• 4 Seiten säubern und layouten.
• 13 Seiten colorieren
• Das ganze Heft lettern und texten.
• Das Titelbild zeichnen, scannen und layouten.
• Den Anhang schreiben. (4-8 Seiten, da bin ich flexibel.)
• Die Bilder für den Anhang (im Wesentlichen die Outtakes aus der ersten Liste) aufbereiten.
• Die Rückseite gestalten.
• Das Heft zusammenstellen, als PDF exportieren und dem Drucker zukommen lassen.

Ich behandle zeichnen, aufbereiten, colorieren und texten als jeweils einen "Beat" - das bedeutet, ich habe noch, öh, knapp 50 Beats vor mir. Wenn ich mich ranhalte, schaffe ich vier Beats am Tag. Das ist immer noch etwas zu wenig. Ich hoffe, ich kann das beim Texten aufholen - das geht normalerweise schneller.

Ursprünglich wollte ich das Heft im September bereits herausbringen. Aber ursprünglich wollte ich auch im Juli damit anfangen, und da war ich noch zu sehr damit beschäftigt, das "Sommerprogramm" meiner Webcomics vorzubereiten, damit ich überhaupt Zeit dafür habe. Und die Comicmesse, auf der ich es nächste Woche präsentieren wollte, findet eh nicht statt. Mein neues Ziel ist die Comic Action auf der Spielemesse in Essen, aber auch das wird knapp. Zumal die Sommerpause jetzt vorbei ist und ich eigentlich dringend mit meinen Webcomics weitermachen sollte.

Aber so ist das bei der freien Produktion - irgendwas kommt immer mal dazwischen. Damals, 2007, war es ein CD-Cover. Dieses Jahr sind es ein Ausstellungskatalog (für den ich einen Comic gelettert und teilweise übersetzt sowie ein paar andere Sachen übersetzt habe), Nachtschichten (aus organisatorischen oder vielleicht auch dramaturgischen Gründen doppelt so viele wie sonst), meine überfällige Steuererklärung und meine eigenen Online-Comics. Da muss man irgendwie dran vorbei, und am besten plant man es mit ein. (Nächstes Mal.)

Immerhin bin ich noch innerhalb meines ursprünglich gesetzten Rahmens von 3-4 Monaten, nur dass die nicht alle im selben Jahr stattgefunden haben.