Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Donnerstag, 4. September 2008
Wie man sich den ersten Eindruck vergeigt
Verkaufen
Wisst Ihr, was NICHT das erste ist, das ich beim Aufrufen eines Online-Shops sehen will?

Eine Seite, die mich vom Herumstöbern abhält, bis ich eine Software installiert habe. Das ist so ungefähr das Äquivalent eines Türstehers, der mich nicht in einen Laden reinlässt, bevor ich etwas gekauft habe. Und, ja, ich weiß, dass die Software kein Geld Kostet, aber Zeit, Und Nerven. Und "Commitment": Ich muss es wollen. Und wie soll ich es wollen, wenn man mir nicht zeigt, was ich da wollen soll?

Bevor ich die Software installiert habe, kann ich nicht mal gucken, wieviel das gewünschte Abum kostet, also ob ich es überhaupt kaufen will. Und bei diesem Album weiß ich wenigstens, dass sie's haben, und dass es international verfügbar ist. Vor einigen Jahren habe ich schon mal mit dem Gedanken gespielt, mich bei diesem Shop anzumelden, habe es aber aus genau dem Grund gelassen. Ich wollte mich nicht auf einen Shop einlassen, von dem ich nicht mal wusste, ob er wirklich die Musik anbietet, die mich interessiert, im richtigen Format, zum richtigen Preis, für den deutschen Markt und in einem Bezahlverfahren, zu dem ich Zugang habe. Das sind nämlich alles Sachen, die ich vorher wissen will.

Hm, wenn ich recht überlege, stimmt die Analogie vielleicht nicht. Es ist eher das Äquivalent zu einem Geschäft, in dem Dich die Verkäufer ständig misstrauisch beäugen oder sich zwischen Dich und die Auslage stellen und knurren: "Kann ich Ihnen helfen!?" (Und wehe, Du fasst etwas an.)

Ich bin Laufkundschaft aus Leidenschaft. Ich gehe in einen Laden und sehe mich um. Wenn ich was finde, das ich unter Umständen haben will, DANN sehe ich mir das Format, den Preis und die Kaufbedingungen an. Und DANN ERST melde ich mich an, wenn ich mich denn bei diesem Laden anmelden muss. So bin ich zum Kunden bei 7digital und CDBaby geworden. Und seitdem gucke ich immer wieder in diesen Läden vorbei, ob sie was Neues haben, das mich interessieren könnte. iTunes? Habe ich seit Jahren nicht mehr angeguckt. Und heute auch nur in der vagen Hoffnung, dass sie vielleicht inzwischen etwas gelernt haben. Aber sie haben es wahrscheinlich nicht nötig. Zu groß.

Meine eigenen Angebote versuche ich, so niedrigschwellig wie möglich zu halten. Sogar den Gratis-Download des Conny-Heftes habe ich zugänglicher gemacht, als er zunächst war. Anfangs musste man ihn sich über ein Formular bestellen. Jetzt kann man ihn einfach anklicken. Und, Wunder! - das machen gleich viel mehr Leute.

Ich mache das so, weil ich es muss. Weil ich mir nicht den Luxus erlauben kann, potenzielle Kunden zu vergraulen, wie das iTunes mit der geballten Marktmacht von Apple und allen großen Musikkonzernen sich leisten kann. Naja, selbst wenn ich könnte, würde ich es nicht tun. Ich käme gar nicht auf die Idee. Mal abgesehen davon, gehört es sich nicht.

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