Wer nicht singt, hinkt hinterher...
You know the old adage, “It’s Show Business – not Show Friends”? Well now it’s Show Friends. We did that. To Show Business. To show Show Business we mean business. (Also, there are now other businesses like it.)
- Joss Whedon
Ich habe schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass Online-Comics als Breitenphänomen irgendwann ein Auslaufmodell sein könnten. Bis jetzt erfüllen sie jedes Web-Grundbedürfnis von freier Verfügbarkeit über geringen Aufwand bis zur kurzen Ladezeit. Aber mit dem immer schneller werdenden Internet sind zumindest zwei dieser drei kein Problem mehr, und auf der dritten Ebene, beim Aufwand, hat der Webcomic auch längst Konkurrenz. Nicht nur weil jeder Besitzer einer Digitalkamera seine Filmchen
bei YouTube hochladen kann. Das ist keine Konkurrenz für einen wirklich guten Comic. Aber immer mehr gestandene Filmleute produzieren direkt fürs Internet, zuletzt der einmalige
Joss Whedon.
Die Idee zu Dr. Horrible's Sing-Along Blog ist während des Autorenstreiks Anfang des Jahres entstanden. Als Alternative zum Hollywood-System, und selbstverständlich fürs Netz, denn da hatten die Studios nach eigenen Angaben ja nie vor, irgendwelche Geschäfte zu machen. darum drehte sich ja der Streik, weil sie trotzdem damit Geld verdienten.
Und weil Joss nun mal Joss ist, drehte er nicht einfach irgendeine pseudo-dokumentarische Webcam-Soap, sondern ein Superbösewicht-Musical mit Nathan Fillion (Firefly), Neil Patrick Harris (How I Met your Mother) und Felicia Day (The Guild). Das ganze ist so over the top, dass es auch ohne diese Top-Namen ein Hit werden könnte.
Die erste Folge soll am 15. 7. online gehen, die letzte am 19. Juli. Am 20. ist der Spuk schon wieder vorbei, und der Gratis-Stream wird offline genommen. Das ist entweder unsäglich dumm von Whedon, weil an dem einen Tag, den Folge 3 online ist, der Server VÖLLIG überlastet sein wird. Oder es ist völlig brillant, weil deshalb alle, die den Schluss nicht sehen können, aber von den ersten beiden Teilen angefixt sind, den Download kaufen werden. Die später erscheinende DVD mit reichhaltigen Extras wird sich eh verkaufen wie blöd, das kennen wir ja schon von Whedon.
Sicher ist, dass Dr. Horrible ein Hit wird. Ich weiß aber nicht, ob das ein Geschäftsmodell für die Zukunft ist. Ein bisschen Eventcharakter tut auch Internet-Veröffentichungen gut, das kriege ich gerade bei meinen Comic-Downloads mit. Die richtige Mischung zwischen "scarcity" und "abundance" (um mal mit
Chris Andersons Worten zu reden) zu finden, ist nicht einfach. (Andersons Deutung des Event-Dings hat er
an einem anderen Beispiel ausgeführt.) Sicher ist aber auch, dass weitab vom Studiosystem Dinge in Bewegung sind und noch interessante Konzepte auf uns zu kommen. Was das für die unbeweglichen und nicht von Joss geschriebenen Online-Comics bedeutet, weiß ich auch wieder nicht.