Der
Comic-Salon ist vorbei, und mit ihm die Nagelprobe für das
Conny-Album. Ihr wartet sicher schon ungeduldig auf meinen Erfahrungsbericht und die daraus folgenden Einschätzungen, was den Comicmarkt allgemein und den Markt für Conny im Besonderen angeht. Doch, tut Ihr, ich weiß so was.
Es waren vier anstrengende, aber ergiebige Tage. Ich habe es zwar nicht geschafft, mit Vertriebsmenschen zu sprechen (ich bin überhaupt erst am zweiten Tag vom Stand weggekommen) oder auch nur die wenigen Veranstaltungen zu besuchen, die ich mir herausgepickt hatte, aber auf der anderen Seite gab es auch viel, das ich geschafft habe. Beschweren kann ich mich eigentlich nicht. Zu den inhaltlichen Aspekten, die sich aus den Veranstaltungen ergeben, werde ich mich noch äußern. Wer's verpasst hat, kann sich auf
Splashcomics die meisten Veranstaltungen streamen. Und für interessante Kommentare empfehle ich das
Messeblog von Comicgate. Hier geht's erstmal nur um die Verkäufe, was auch der Teil ist, der mich am meisten beschäftigt hat.
Gute Verkäufe ... wenn ich dabei war
Wenn Erlangen ein Maßstab ist, dann habe ich wohl einen kleinen Hit geschaffen. (Nicht dass ich je daran gezweifelt hätte.) Knapp eine Woche nach Erscheinen hat das Album bereits die Hälfte der Druckkosten eingespielt. (Geholfen hat sicher auch, dass der Drucker wegen kleinerer Mängel den Druckpreis reduziert hat. Er hat mir sogar die Wahl gelassen: Nachdrucken oder Nachlass. Mann, hätte ich mich geärgert, wenn ich mich für Nachdrucken entschieden hätte, mit höchstens zehn Alben nach Erlangen gefahren und die dann am ersten Tag bereits losgeworden wäre.) Ganz genau kann ich's nicht sagen, weil ich beim Nachzählen mehr Alben übrig hatte, als ich hätte haben sollen. Aber, doch, mindestens die Hälfte.
Meine Befürchtung nach der Erfahrung von 2006, dass ich am Stand der
Edition PANEL deplaziert sein würde, hat sich einigermaßen erledigt. Zwar kamen auch diesmal viele Leute, die sich vor allem für das Künstlerzeug, äh, die künstlerisch anspruchsvollen Comics interessierten, für die PANEL so bekannt ist, und denen hätte ich meinen charakterorientierten Indie-Schulhorror wohl beim besten Willen nicht verkaufen können. Aber es kam auch Laufpublikum, besonders nachdem wir die Tür zur benachbarten Ausstellung offenstehen ließen. Und nachdem ich gesehen habe, wo der Comicwerk-Stand hätte sein sollen - da hätte man uns gezielt suchen müssen. Bei PANEL kamen die Leute auch ohne uns zu suchen. Sogar
Hansrudi Wäscher kam kurz vorbei, schüttelte den Kopf und ging weiter.
Die meisten Käufer waren keine Conny-Stammleser (he, wo wart Ihr denn alle? Macht Ihr's wie ich und denkt, das könnt Ihr auch noch später bestellen?), sondern Laufpublikum, dem ich das Album erst nahebringen musste. (Bin das nur ich, oder klingt der Begriff irgendwie abfällig, wegen des Anklangs von "Laufburschen"? Ist absolut nicht so gemeint. Ich mag Leute, die kommen, um sich spontan begeistern zu lassen. Zum Wert des Flanierens siehe auch Gilles Deleuze und so.) Mag in der Natur der Messe liegen. Aber daraus ergibt sich bereits die erste Lektion: Persönliche Präsenz bringt's. Nicht nur meine unwiderstehlichen Verkaufsgespräche, sondern auch dass ich an allen vier Tagen signiert habe. Genaugenommen hat sich Conny nur verkauft, wenn ich dabei war. Das sagt möglicherweise mehr über die anderen Verkäufer am Stand aus als über Conny. Ich habe die Leute ja nicht abgegriffen, sondern sie nur angesprochen, wenn sie das Album schon in die Hand genommen hatten, und es gibt keinen Grund, warum sie das nur in meiner Gegenwart tun sollten. Dann aber konnte ich wohl mit mehr Überzeugung und Wissen (bzw. überhaupt) von den Vorzügen des Albums erzählen. Und ein Signierangebot in die Waage werfen. Das hat auch geholfen.
Extra Verkaufsargumente
Der Gutschein, mit dem man das Album billiger kriegen konnte, hat es weniger gebracht. Zwar hat auch das Angebot, 1,80 zu sparen, einige Käufer überzeugt, aber fast niemand kam von sich aus mit einem Gutschein an. Nur einer, und der hatte seinen ausgedruckt, was natürlich doppelt wiegt. Also zwei.
Was allerdings eine Menge gebracht hat, war die CD-Beilage. Ich dachte erst, die CD würde Leute nur überzeugen, beim Kauf der CD-losen Ausgabe 5 Euro zu sparen, und bei einigen war es auch so. Sie hatten ein billigeres Album, ich hatte meinen Verkauf, und alle hatten das Gefühl, ein gutes Geschäft gemacht zu haben. So ähnlich hat übrigens das RECEPTION MAN/OLGA STARK-Wendealbum gewirkt, das ich auch dabei hatte. Davon habe ich keins verkauft, aber es hat einige Leute überzeugt, die billigeren Einzelhefte mitzunehmen. Bei Conny wäre das auch okay gewesen. Aber knapp die Hälfte der Alben ging mit CD weg. Das ist weit mehr als ich erwartet hatte. Vielleicht war es der Mehrwert, etwas noch besondereres zu haben, vielleicht die Neuheit des Konzepts, vielleicht der erkennbare Mehraufwand.
Überhaupt, Aufwand wird honoriert. Allein dass ich kein selbstgetackertes Heft dabei hatte, sondern ein professionell aufgemachtes Album. (Ungeachtet dessen, was ich gerade über RECEPTION MAN und OLGA STARK gesagt habe - das waren eh nur ein paar.) Ich denke, das hat den größten Unterschied zu 2006 gemacht. (Genaugenommen ist das das einzige, was von meiner Seite wirklich wesentlich anders war als 2006.) Ich glaube sowieso, Alben sind wieder im Kommen. Bei meinem ersten Comic-Salon 2002 schien mir das noch ganz anders, da waren Hefte der Renner. (Wäre interessant zu wissen, wie die Kollegen von
Weissblech diesen Salon erlebt haben.) Vielleicht lag es auch nur an der Position des Standes bei den Independent-Albenverlagen wie
Reprodukt und
Edition Moderne. Vielleicht liegt's am Boom der Graphic Novels, die in den letzten Jahren auch in Deutschland immer beliebter geworden sind. Vielleicht auch beides: die Beliebtheit der Graphic Novels bei den Kunden der Independent-Albenverlage. Jedenfalls wurde das Album deutlich öfter in die Hand genommen als die Hefte. Verkauft sowieso, obwohl es viel teurer war. Und, ich kenne die genauen Zahlen von Edition PANEL nicht, aber mein subjektiver Eindruck ist, dass es da genauso war.
Natürlich habe ich keinen Vergleich zwischen den Verkäufen des Albums und der nicht existenten Conny-Hefte, oder mit anderen Ständen auf den anderen Etagen, deshalb sind alle meine Beobachtungen mit Vorsicht zu genießen. Außerdem hat gerade die Erfahrung mit den Flaneuren gezeigt, was für eine Ausnahmesituation so eine Messe ist. (Laufkundschaft wird es in meinem
Online-Shop so bald nicht geben, den sucht man nur auf, wenn man wirklich was will. Und ich sitze auch nicht daneben und fange ein Gespräch an.) Die zweite Hälfte der Druckkosten wird ohne Zweifel die schwierigere sein.
War noch jemand auf dem Comic-Salon? Wie waren Eure Erfahrungen?