Heute
habe ich nach zwei Wochen Warten endlich das neue
Joe-Jackson-Album gekriegt. RAIN kommt im Digipak, CD mit toller Musik und DVD mit tollen Extras. Einfach ein wunderschönes, rundes "Physical Object" mit
ganz viel Fetisch.
Warum ich das erwähne, obwohl es nichts mit Comics zu tun hat?
Marketing, natürlich.
Ihr wisst ja, ich achte genau darauf, wie bei einem Produkt der Konsument behandelt wird. Das sagt auch immer etwas über die Produzenten aus und darüber, ob es sich überhaupt lohnt, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, und mit dem, was sie sonst noch zu sagen haben.
Jackson behandelt seine Fans nicht als Kaufmasse. Zum einen, indem er ihnen zum CD-Preis ein wirklich rundes Paket schnürt, so dass man sich eher beschenkt fühlt als ausgenommen. Vor allem aber, indem er sich die Mühe gemacht hat, das Album vorher allen seinen Fans persönlich vorbeizubringen, also im übertragenen Sinn. Bereits Anfang 2007 ist er auf große Tour gegangen, hat dabei nebenher drei, vier neue Songs vorgestellt und erwähnt, dass er demnächst ein neues Album aufnimmt. Der Effekt auf mich war, dass ich mich seit einem Jahr auf dieses Album freue, denn die neuen Songs waren sensationell. Und das macht RAIN auch zu meinem ganz persönlichen, eigenen Joe-Jackson-Album. Weil er es vor einem Jahr schon mit mir geteilt hat. Deshalb war auch klar, dass ich es kaufen würde, nicht einfach von irgendjemandem kopieren oder so.
Dieses Ding mit der persönlichen Bindung ist es, glaub' ich, das so viele zu MySpace führt. (
Mich ja auch.) Idealerweise erlebt man im Voraus die Entstehung eines neuen Albums, wenn Alben überhaupt noch das Ding sind. Musik wird im direkten Kontakt erlebt, bekommt ihre kommunikative Note zurück. Mailing-Listen sind auch so. Das letzte
Waterboys-Album ist sozusagen vor meinen Augen entstanden.
They Might Be Giants sind 1999 oder 2000 noch weiter gegangen und haben eine Webcam ins Studio gestellt. Aber die sind eh Pioniere, was das angeht. Songs per Anrufbeantworter und so. Was Joe Jackson gemacht hat, ist also nicht besonders neu, und möglicherweise hat er da gar nicht so ausdrücklich drüber nachgedacht. Andere machen das nur so, schon weil ihnen gar nichts anderes übrigbleibt, solange sie keine Sau kennt. Im Grunde ist Musik früher immer so verbreitet worden. Die Alben waren ein Nebenprodukt. Was mich daran so fasziniert, ist einfach, dass diese Art der Publikumsanbindung immer noch funktioniert, auf ganz persönlicher Ebene, und zwar mit den klassischsten Mitteln der großen breiten Musikindustrie. Es gibt noch Hoffnung für diese Leute.
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