Gerade bin ich zum dritten Mal über eine Besonderheit im Aufbau der Conny-Van-Ehlsing-Serie gestolpert. Nämlich, wie die allererste Geschichte, IM BANN DER DÄMMERUNG, da reinpasst. Das erste Mal war,
als ich sie in die englische Serie eingebaut habe, das zweite Mal, als es darum ging, wie sie im Heft/Album präsentiert werden soll. Oder möglicherweise andersrum. Und jetzt habe ich sie, mit den gleichen Gedanken, ans
Comicwerk geschickt.
Ursprünglich dachte ich nur, die Geschichte würde stilistisch nicht passen, und ich wöllte das Album nicht mit einer zeichnerisch veralteten Seite beginnen. Aber auch inhaltlich entwickelt sich die Serie davon weg. Deshalb läuft sie in allen drei Veröffentlichungen als "very special episode", mit einem Hinweis auf ihren Sonderstatus. Trotzdem erfüllt sie auch innerhalb der Serie einen erzählerischen Zweck.
Als ich Conny eingeführt habe, war sie ein Teenager, der Vampire jagt. Dann habe ich die Serie wieder aufgenommen und nach einer kurzen Einleitung die Rückblende zur sechsjährigen Conny begonnen, die bis heute andauert. Ich habe also die damals bekannte Figur benutzt, um die neue Version einzuführen.
Inzwischen ist die sechsjährige Conny weit bekannter als die vierzehnjährige. In der englischen Reihe ist Connys
VERY FIRST ADVENTURE sogar ohne die einleitende Seite erschienen, weil es von einer nie erschienenen Geschichte zu einer, die gerade beginnt, keiner Überleitung bedarf.
Aber für
MINA brauchte ich die Teenage-Conny, und plötzlich brauchte ich eine Überleitung, diesmal in die andere Richtung. Also habe ich die Geschichte, mit der ich ursprünglich Conny eingeführt hatte, benutzt, um jetzt die andere Conny in ihre eigene Serie einzuführen.
Damit ist die Ouvertüre gewissermaßen zum Scherzo geworden, ohne das die Symphonie aber nicht auskommt.
Allerdings hat sich Conny in der Zwischenzeit von der ursprünglichen fröhlichen, fast sorglosen Heldin zu einem ernsteren, melancholischeren Teenager entwickelt. Das liegt nicht zuletzt an der Stimmung von MINA, aber es ist auch der Entwicklung bis dahin geschuldet. Wer auf die Kongruenz eines Charakters wert legt und solche Brüche nicht toleriert, hat mehrere Möglichkeiten, den Kontrast zu deuten. Zum einen sind Teenager manchmal halt so. Das wäre die pädagogische Deutung.
* Zweitens habe ich nie verraten, wann genau MINA spielt. Und erscheint sie nicht auch optisch viel reifer? Na? Das ist die biografische Deutung. Drittens, ich meine, ganz ehrlich: Wer sich an so was stört, soll nicht Comics lesen, sondern Erbsen zählen.
So ist das halt mit Prequels: Man läuft Gefahr, die Zukunft bis zur Unkenntlichkeit zu verändern, wenn man der Geschichte und den Charakteren gegenüber ehrlich sein will. Joss Whedon ist das passiert, nachdem er in FRAY eine Kurzfassung vom Ende der Slayer-Erbfolge gegeben hatte, die sich dann im weiteren Verlauf von BUFFY THE VAMPIRE SLAYER als falsch bzw. unpassend entpuppte. Mir ist das um einiges lieber als die andere große Gefahr der Vor-Geschichten: Nichts von Belang zu erzählen, weil die wichtigen Informationen schon alle gegeben sind. Muss ich wirklich an die unsäglichen letzten STAR WARS-Filme erinnern?
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*) Ich will das weder abtun noch Teenager dissen. Ganz ehrlich, so groß ist der Widerspruch ja gar nicht. Dasselbe Mädchen, das ihrer besten Freundin nachtrauert, kann ja wohl fröhlich sein, wenn sie einem ihrer Helden begegnet.
jaehling,
Samstag, 26. Januar 2008, 21:29