Man kann sich's auch schönrechnen, aber...
Es heißt, einen Comic zu drucken lohnt sich erst ab ein paar tausend Exemplaren. Es heißt, je mehr Exemplare man druckt, desto billiger wird im Verhältnis das einzelne Album. Das stimmt, aber nicht ganz so, wie man sich's vorstellt.
Das Ding ist: Man darf die Kosten pro Heft nicht einfach per Druckpreis-durch-Auflage ausrechnen. Was zählt, sind nicht die 1750 Exemplare, die jahrelang im Keller liegen, sondern die 250, die Du auch verkaufst. (Idealisierte Rechnung. Ich wäre froh, wenn ich 250 Comics loswürde.)
Ich habe mich spaßeshalber mal bei verschiedenen Digitaldruck-Anbietern in Deutschland umgeguckt. Die von mir gelegentlich erwähnten amerikanischen Drucker sind nämlich zwar billig, aber was man beim Druck spart, zahlt man leicht mal beim Porto drauf, und man verzichtet auf den Luxus, einfach mal selber beim Drucker vorbeizuschauen und in einem Gespräch Entscheidungen zu treffen, etwa bezüglich der Papierart, für die man sonst einen wochenlangen e-Mail-Austausch braucht. Da kann sich ein Vergleich vielleicht doch mal lohnen.
Mein erster Eindruck ist: Was für ein Chaos! Es scheint, die wenigsten Drucker in Deutschland haben kapiert, worum es beim Digitaldruck und der Auftragsvergabe per Internet geht. Die wenigsten bieten auch nur Preistabellen oder grobe Überblicke an. Muss man per Mail erfragen, was schon wieder umständlich ist, wenn man's selber noch nicht so genau weiß. Von einem Preisrechner, an dem man ohne wochenlangen E-Mail-Austausch verschiedene Druckmodelle ausrechnen kann, ganz zu schweigen. Davon, dass der Sinn beim Print-on-Demand ist, Geld zu sparen, haben die meisten auch nicht gehört. Da zahlt man leicht mal für ein Album wie Conny über 10 Euro. Dafür erscheinen die Schwarzweißkontraste dann auch vierfarbig, weil sich die Option nicht wegklicken ließ.
Einen Anbieter habe ich dann doch gefunden, der einigermaßen billig schien. Ich könnte Alben für 4,- pro Stück produzieren, bei, sagen wir, 9,80 Verkaufspreis wären das fast 6,- Gewinn. Doch auch so kann man nicht rechnen.
Ich habe das mal bei verschiedenen Auflagen durchgespielt, geleitet von der Frage, wieviele ich verkaufen muss, um den Druckpreis wieder rauszuholen. Denn so muss man rechnen. Alles darüber ist dann Gewinn - wenn man's verkauft kriegt.
100 Exemplare kosten bei diesem Drucker
* 470 Euro. Bei einem Verkaufspreis von 9,80 müsste ich also 48 verkaufen, bei, sagen wir, 8,50 EUR 55 Stück.
120 (499 EUR): 50/59;
150 (599 EUR): 61/70;
200 (704 EUR): 72/83;
1000 (2.500 EUR): 256/295.
Und das ist nur der Druckpreis. Dazu kommen noch Händlerrabatte (wenn ich über Händler gehe), der Preis für die ISBN-Nummer usw.
Aber Ihr seht schon, worauf es hinausläuft: Wenn ich nicht sicher bin, dass ich über 250 Hefte verkaufen kann, dann ist eine 1000er-Auflage eben nicht die günstigere Lösung. (Beziehungsweise, bei solchen Mengen wäre vielleicht Offset doch billiger, aber dann stellt sich die gleiche Frage eben bei entsprechend weniger Exemplaren.) Ich muss davon ausgehen, wie viele ich meine, verkaufen zu können.
Dann muss ich noch die Rezensions-, Ansichts- und Tauschexemplare einplanen. Denn wenn ich beispielsweise nur 50 Exemplare drucken lasse, muss ich zwar nur 30 davon verkaufen, aber mindestens 20 werde ich normalerweise darüber hinaus ohne Gewinn los. Dann ist die Auflage weg, und zwar bestimmt genau in dem Moment, wo ein besonders wichtiges Magazin ein Rezensionsexemplar bestellt oder ein bis dahin treuer Händler den Lagerbestand aufstocken will. Und, wie gesagt, das sind nur die Druckkosten. In diesem Sinne rechne ich damit, dass ich allermindestens 90 drucken muss (lohnt sich ab ca. 40 verkauften), um genug Puffer zu haben. Und ein paar mehr als man zu brauchen meint sollten es schon sein.
Andere Faktoren, die ich einplanen muss, sind, wieviel Geld ich zu dem Zeitpunkt habe, wieviel Platz ich im Keller habe, wie feucht der ist (Plastikfolie kostet nämlich extra) und wie lange ich mir erlauben kann, den Punkt, wo sich's lohnt, noch nicht erreicht zu haben. Zehrt ja auch an den Nerven, wenn man noch im Minus ist.
Die richtige Auflage zu bestimmen, ist also eine sehr komplizierte Rechnung mit mehreren Unbekannten. Kein Wunder, dass die meisten Verleger lieber den Druckpreis durch die Auflage teilen. Ist zwar teurer, aber einfacher.
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*) Ich sag' nicht, welcher Drucker. Nachher ist der sauer, weil ich nicht sauber gerechnet habe und hier verbreite, dass er teurer sei als er tatsächlich ist, und dann will er vielleicht mein Album nicht mehr drucken.
Es ist sicherlich deprimierend ein paar hundert Alben im Keller horten zu müssen, ganz klar. So wird so eine Erstauflage wohl bei 150 Exemplaren liegen, schätze ich mal.
Gibst Du eigentlich auch Exemplare an die kleinen Zeitungskioske oder Bücherläden in Deiner näheren Umgebung ab?
Ich glaube, wer Comics produziert, der hatte auch irgendwann, vielleicht ganz zu Anfang, als er mit dem Zeichnen begann, den Traum ein ausgezeichnetes Produkt zu kreieren. Also, einen sehr schönen Erfolg zu erzielen. Das ist doch ganz bestimmt so.
Letztens sah ich mir einen Comic an, der zwar wirklich gut gezeichnet war, den ich aber überhaupt nicht komisch fand, weil die Hauptperson sich aus Frust von einer Klippe ins Meer stürzte - sich einfach umbrachte. Ich meine, was soll daran komisch sein? Auf der Titelseite hätte besser: Tragic, statt Comic stehen sollen. Was mich auf den Gedanken brachte einmal näher auseinander zu fusseln was Komik eigentlich ist. Aber als Spezialist in diesen Dingen könntest Du mir sicherlich genau erklären was das innere Wesen der Komik ausmacht oder wodurch genau die Komik hervorgerufen wird, denke ich mal.
... durch eigenartige, seltsame Angewohnheiten/Wesenszüge/Aussehen zum Lachen reizen ...
wolf smid,
Freitag, 11. Januar 2008, 23:53
>Das mit der Komik ist eine wunderbare Anregung, ... <
Ja, das ist bestimmt eine prima Idee mal dies Wort: Komik, unter ein Vergrößerungsglas zu legen um dann sehr schön herauszuarbeiten was das Wesen der Komik überhaupt ist, wodurch eigentlich das Schmunzeln, die Belustigung oder das Lachen beim Leser hervorgerufen wird. Denn dann wirst Du auch eine gewisse bildhafte Vorstellung sicherlich entwickeln, wie Du ein Schmunzeln beim Leser entfachen kannst. Also, darüber genauestens Bescheid zu wissen wird sich ziemlich lohnend auf Text und Bilder auswirken. Das kann ich mir jedenfalls vorstellen.
Ich bin ja bloß ein Konsument. Ich mag den Hägar ganz gern. Die Bild- und Textkomik ist schon belustigend.
Mit meiner Frage nach den Zeitungshändlern meinte ich eigentlich nur ob Du auch eine genügende Anzahl von Verkaufsstellen hast, damit Du auch genügend verkaufen kannst. Ich dachte nur es wäre doch eine gute Idee die Hefte in möglichst viele Läden zu bringen, so dass sie auch eben ihre Leser dann finden.
Die englische Ausgabe, vielleicht wirkt sie ja verkaufsfördernd, könnte gut sein.
Komik - Komik hat auch was mit Komödie zu tun. Es gibt welche, da kann man sich wirklich schlapp lachen. Jetzt fällt mir natürlich grad keine als Beispiel ein, wieder typisch. Die Komödie gabs ja schon bei den antiken Griechen und es war zuerst ein fröhlich lärmender Festumzug mit Gesang und Gelage zu ehren des Gottes des Weines und Weinanbaus, dem Bacchus. Das ist der Ursprung von Komödie. Ja, ich hab mich etwas hineingebissen jetzt, in dies Thema: Wodurch entsteht das Schmunzeln beim betrachten der Bilder und des Lesen des begleitenden Textes ...
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