Der m(ech)anische Comiczeichner

Früher durften Kinder Geschichten lauschen, die etwas über das Leben und den Tod zu sagen hatten, über den Unterschied zwischen Gut und Böse und wie schwer es sein kann, ein Mensch zu sein. Erst in unseren Tagen ist man auf die Idee gekommen, dass sie nicht mehr ertragen können, als von kleinen Eichhörnchen zu hören. (…) Arme Kinder, in ihren Geschichten sind vielleicht etwas zu viele Eichhörnchen herumgelaufen, Eichhörnchen, die zu allem Überfluss noch sprechen und nie etwas sagen, was einen lachen, weinen oder schaudern lässt. Aber Kinder sollten das Recht haben, dies von allem zu fordern, was sie lesen: nicht nur lachen, sondern auch weinen und schaudern zu dürfen.
- Astrid Lindgren, 1959, zitiert nach ZEIT Nr. 46/2007.

Ich finde das wichtig. Diese Unterscheidung in Geschichten, die Kinder als Persönlichkeiten ernstnehmen, und Geschichten (lies: Autoren), die ihnen nicht erlauben, etwas anderes als Kinder zu sein (lies: nicht vollwertige Menschen). Auch gerade dass Kinder den Umgang mit Verlust und Schmerz lernen müssen, und ihn nirgend so gut und erzieherisch wertvoll lernen können wie in "ihren" Geschichten.

Ich habe darüber in letzter Zeit verstärkt nachgedacht. Zwar habe ich Conny nie als Kindercomic gesehen, sondern als Erwachsenencomic, den auch Kinder lesen können. Allerdings wird der Ton im Lauf der Serie düsterer und ernster, und das neue Abenteuer, Mina, ist richtig harter Tobak. Es geht um Tod und Verlust, und Conny zaubert und belügt ihre Mutter. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Eltern das dann nicht mehr nachvollziehen können, besonders einige amerikanische Eltern mit komischen Vorstellungen, was gut für ihre Kinder ist. Auf solche Leute Rücksicht zu nehmen, halte ich nicht für meine Aufgabe. Eher, zu retten, was zu retten ist. Da ist es gut, zwischen Artikeln wie diesen noch Stimmen der Vernunft zu finden. Damit meine ich weniger, dass es eine Frau wie Astrid Lindgren gab, die sich Zeit ihres Lebens als Anwältin der Kinder verstanden hat - so wunderbar das ist, meine Hoffnung liegt eher darin, dass heute, in einem Artikel zu ihrem hundertsten Geburtstag, auch diese Seite von ihr beleuchtet wird und nicht nur, Ihr wisst schon, die Bullerbü-Seite.