Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Donnerstag, 15. Mai 2014
Comic-Aufbereitung und Remix
Herausbringen
Ich hab’s gerade mal ausgerechnet: Wenn ich in den Wochen vor dem Comic-Salon ruhig schlafen will, ohne Albträume von zu spät eintreffenden Druckauflagen, sollte ich das neue Conny-Album allerspätestens bis zum 2. Juni beim Drucker abgeben. Das ist in etwas über zwei Wochen. Im Moment liege ich noch ganz gut in der Zeit (glücklicherweise konnte ich die Daten vom abgeschmierten Laptop retten), ich sollte aber auch keine mehr verschwenden.

Fürs neue Album habe ich nicht nur einiges neu gezeichnet, das bei der Erstveröffentlichung nicht so doll geraten war, sondern auch einiges völlig neues. Drei der Geschichten sind um jeweils ein bis zwei Seiten länger geworden, teils durch Umlayouten, teils durch neue Szenen und Bilder. Die Aufbereitung von Comics für die Druckausgabe ist normal - ich kann nicht für alle Kollegen sprechen, aber alle, von denen ich es weiß, tun so was mal mehr, mal weniger, je nachdem, wie viel Zeit sie dafür haben. Ich mach’s diesmal ein bisschen mehr, und auch über das übliche Fehlerausgleichen hinaus. Um mal wieder mit Vergleichen aus der Musik zu kommen, begnüge ich mich diesmal nicht einfach damit, die alten Aufnahmen neu abzumischen - ich remixe sie. Das mag vom Wort her gleich klingen, aber das eine bedeutet, das alte Hörerlebnis wiederherzustellen, und das andere ist gewissermaßen ein neues Stück.

Noch weiter in Richtung Remix gehe ich bei einem anderen Projekt, das ich auch gerade fertig gemacht habe. Im Online-Magazin BOM13 erscheinen regelmäßig Comics, Zeichnungen und Texte von mir. Da ich irgendwie nie richtig Zeit habe, etwas neues für BOM13 zu schreiben, verwerte ich alte Sachen neu, wenn auch manchmal ergänzt um bisher unveröffentlichte Inhalte. Dabei kombiniere ich Sachen zunehmend zu neuen, in sich geschlossenen Präsentationen. Für die letzte Ausgabe zum Thema “Die Anderen” habe ich Comics und Skizzen sowie Twitterfiktion und Sechs-Wort-Kurzgeschichten auf vier Magazinseiten zusammengewürfelt, darunter Das Erwachen, Eine Gruselgeschichte und meinen Beitrag zu dem Yps-Wettbewerb damals. Zur Veröffentlichung habe ich eine der Kurzgeschichten dann wiederum in Gate Crash “ausgekoppelt” und den Teilbeitrag Alien vs. Ducks nochmal weiterentwickelt.

Für die neue Ausgabe (soll Ende nächster Woche erscheinen) habe ich mich auf meine Dreadful Movie Pitches konzentriert, zur Einleitung aber auch den Comic über meinen TV-Piloten mit eingebaut, und als ich für den Schluss noch Zeichnungen brauchte, habe ich sie aus dem MyComics-Messebericht von der Comic-Action 2012 genommen. Ich wollte auch noch “Das Erwachen” mit reinnehmen, denn das basiert auf einem der Dreadful Pitches, aber dann fiel mir ein, dass ich den Strip ja schon letztes Mal verbraten hatte.

Ich mag das. Meine eigenen Sachen zu remixen. Nicht weil mir nichts neues einfällt, sondern weil ich finde, dass sie mit der einen Veröffentlichung, dem einen Rahmen, in dem ich sie urprünglich mal präsentiert habe, nicht unbedingt auserzählt sind. Ein neuer Rahmen kann auch eine neue Perspektive auf eine Idee eröffnen. Ich glaube, ich sehe meine Sachen inzwischen weniger als Werke mit einem bestimmten Charakter und mehr wie Blog- oder Forenbeiträge, deren endgültige Form weitgehend unabhängig vom Inhalt und veränderbar ist. Vielleicht färbt die jahrelange Arbeit mit Webcomics ab. Schließlich bietet die Präsentation in Webseiten eh schon unzählige Möglichkeiten, INhalte anders und neuartig zu präsentieren.

Vielleicht sollte ich bei der Arbeit auch einfach nicht so viele Mashups hören.

So oder so, ich finde es spannend, Elemente in diesem Sinn neu zu kombinieren, und werde das sicher noch weiter ergründen. Ist gewissermaßen die andere Seite des Aufbereitens von Seiten, die vorher “unfertig” waren - ich nehme Seiten, die vorher “fertig” waren, und erkläre sie wieder zum Rohmaterial.

Im Moment bin ich am Überlegen, die Aufbereitungen aus BOM13, wo sie schon mal layoutet sind, als eigenes Ebook herauszugeben, wenn ich genug davon habe. Vielleicht mische ich sie dafür aber auch wieder neu ab.

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