Ich habe meine Webseite jetzt wieder unter eine
Creative-Commons-Lizenz gestellt. Diese Lizenz erlaubt es allen Lesern der Seite, die nicht von selber darauf kommen, ihre Inhalt zu kopieren und weiterzuverwerten, solange ich davon keine Nachteile habe. So eine Lizenz hatte ich früher schon mal, auf meiner früheren Webseite, und auch wenn ich irgendwo Sachen
auf Plattformen hochlade und die Gelegenheit dazu habe, lizensiere ich sie mit Creative Commons. Meistens erlaube ich das nichtkommerzielle Kopieren, manchmal auch das Remixen. Nur auf meiner Haupt-Webseite habe ich jahrelang keine Lizenz gehabt, bis auf eine selbstgeschriebene Erlaubnis mit etwa den gleichen Rechten. Das meiste davon ist nach deutschem Recht, so weit ich weiß, eh legal, warum also der Aufwand?
Letzte Woche entspann sich in einem Webcomic-Forum ein für mich erstaunlich kontroverser Disput um das Teilen von Webcomics auf Blogs. Ich weiß ja, dass viele Leute, die im Netz Sachen veröffentlichen, sich große Sorgen um den Erhalt ihrer Rechte machen, und einige packen dicke Copyright-Balken und Wasserzeichen auf ihre Comics und verteilen diesen Facebook-Witz weiter, wo sie posten, dass sie gegen die Aneignung ihres Eigentums durch Facebook seien und dass Facebook sich jetzt danach zu richten habe, weil sie es ja gepostet haben. (Snopes.com hat das bereits vor Jahren
als Hoax entlarvt, aber das ist einfach nicht totzukriegen.)
Aber hier ging es nicht um das
Kopieren von Comics in kommerziellen Verteilerseiten, die dann keinen Link zurück zum Urheber enthalten, sondern um Blogartikel, was für mich, ehrlich gesagt, eine Frage des
Zitatrechts ist und nicht des Urheberrechts
schutzes. (Vorausgesetzt natürlich, da wird auch
ordentlich zitiert.) Wir Zeichner kriegen ja dauernd das Argument um die Ohren gehauen, die Veröffentlichung sei auch Werbung für uns - wenn das überhaupt mal zutrifft, dann am ehesten auf die Berichterstattung in einem Blog, zusammen mit Links und einem Text, der dann auch noch verfestigt, warum der geteilte Inhalt so gut und teilenswert ist.
Ich kriege manchmal Mails von Leuten, die so verunsichert sind angesichts der widersprüchlichen, aber gleichermaßen heftigen Aussagen zur Aneignung von Web-Inhalten, dass sie mich sogar fragen, ob sie meine Cartoons ausdrucken und an die Bürotür hängen dürfen. Ich finde es nett, gefragt zu werden, aber ich sehe da auch ein Zeichen einer unangenehmen Entwicklung, an deren Ende sich die Vorstellung durchsetzt, dass alles verboten sei, wenn es nicht ausdrücklich erlaubt wurde. Ich weiß nicht, wie's euch geht, aber ich hätte meine Welt lieber andersrum. (Als ich jung war und der Sozialismus real existierend, wurde mir genau dieser Gegensatz als der Unterschied zwischen Demokratie und Totalitarismus beigebracht. Daher mein Unbehagen.)
Am Ende dieser Entwicklung ist das Netz nicht mehr der lebendige, unvorhersehbare Ideenumschlagplatz, den einige von uns seit Jahren erträumen und voranzubringen versuchen. Dann ist es irgendwann genauso tot wie der CD-Markt.
Ich bin mir bewusst, dass ich mit der CC-Lizenz jetzt doch wieder etwas formal erlaube, das nach meiner eigenen Logik eigentlich nur nicht ausdrücklich verboten gehört - das ist ein weiterer Grund, weshalb ich so lange keine CC-Lizenz hatte. Aber wenn ein bisschen mehr Rechtegedudel dazu beiträgt, Unsicherheiten zu beseitigen, hilft es vielleicht auch einfach dabei, einen lockereren Umgang mit Online-Inhalten etwas selbstverständlicher zu machen.