Seit unserem Podcast über das Urheberrecht ist in diesem Themenbereich ja einiges passiert. (Ehrlich, wir waren's nicht!) Angefangen bei dem von der ZEIT initiierten Aufruf der "Die Urheber" gegen die "Entrechtung von Künstlern und Autoren", der inzwischen von einigen tausend Promis unterzeichnet wurde, über diverse Gegenaufrufe (
hier einer für Urheber, die sich nicht von den "die Urbeber"n vereinnahmen lassen wollen) bis hin zu einer ganzen Reihe neuer Artikel in verschiedenen Medien. Die ZEIT beschwört sogar völlig ungefragt, unnötig und auch noch falsch die alte Metapher vom Tod des Autoren herauf, um dann sogleich zu betonen, wie gefährlich das wäre.
Auch auf dem anstehenden
Comic-Salon findet zu dem Thema eine Podiumsrunde statt. (Freitag, 11:30.) Ich werde da in meiner Eigenschaft als... hm, weiß ich gar nicht. Hätte ich mal fragen sollen, als was ich da sitze. Ich glaube, als Webcomicmacher. Ich hab' einfach trotzdem mal zugesagt - viel blöder anstellen als die "Die Urheber" kann ich mich auch nicht.
Was mich an den derzeitigen Debatten zumeist stört, ist, wie phantasielos sie sind. Ich bin da wirklich ein bisschen enttäuscht von meiner Zunft. Wir sind schließlich nicht nur "die Urheber" - was neben einer ziemlichen Anmaßung eines Bruchteils der Urheber auch eine starke Verkürzung unseres Tätigkeitsfeldes ist - wir sind auch
Kreative.
Kreativität setzt eine bestimmte Art zu denken voraus, nämlich das Denken über das Bestehende hinaus. Ganze Welten entstehen in unseren Köpfen. Probleme begreifen wir als Herausforderungen, und Das Neue essen wir zum Frühstück, ständig auf der Suche nach Dem Noch Besseren.
Mit dem Internet haben wir ein Medium, das uns erlaubt, völlig neue Wege zu beschreiten. Das Verhältnis von Nutzern, Urhebern und Verwertern - jahrzehntelang ein eingespieltes System, von dem vor allem die Verwerter und eine relativ kleine Elite von Künstlern profitierten - kann jetzt völlig neu geordnet werden. Wir, die Kreativen, sollten beim Anblick dieser neuen Möglichkeiten aufblühen!
Und was tun wir?
Wir sehen ein paar Filesharer und schreien nach dem Gesetz.
Richtig sauer werde ich dann, wenn ich an all die Energie denke, die seit fünfzehn Jahren in Debatten darüber, wie böse Filesharing ist, verblasen wird, statt dass wir unsere Kreativität einsetzen, um dieses neue Medium für alle zu gestalten. Was hätten wir in der Zeit alles errreichen können! Auch das Problem mit den illegalen Downloads hätten wir wahrscheinlich längst gelöst, und zwar einvernehmlich.
Ganz ehrlich, wenn die Leute, deren Beruf darin besteht, über das Bestehende hinaus zu denken, sich einfach mal zusammensetzen würden und ohne jede Verfangenheit im bisherigen System und ohne alle gegenseitige Vorwerferei Perspektiven für diese neue, noch nicht voll erfasste Situation schaffen...
Nichts könnte uns aufhalten.
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