Nach einer viel zu langen Pause habe ich jetzt die vierte Seite des neuen Conny-Abenteuers fertig. Oder die fünfte, je nachdem, ob Ihr in fertigen Seiten zählt oder in Seiten der Geschichte. Normalerweise arbeite ich gerne, so weit es geht, in Erzählrichtung. Das hat den Vorteil, dass ich in der Logik der Handlung bleibe, nicht so viele Anschlussfehler produziere und vor allem am Ende nicht die ganzen schwierigen oder langweiligen Passagen übrig habe, auf die ich vorher schon keine Lust hatte - und jetzt in ihrer Geballtheit erst recht nicht. Aber manchmal, wenn man an einer Stelle stockt, muss man halt an einer anderen Stelle weitermachen und später drauf zurückkommen. Besser als gar nicht weiterzumachen.
Die Szene, bei der ich ins Stocken geraten bin, ist die,
von der ich schon geschrieben habe, dass ich sie vielleicht weglasse. Inzwischen denke ich, eher nicht. Das Problem ist, dass es eine reine Dialogszene ist. Bei welcher Tätigkeit dieser Dialog stattfindet, ist unwichtig, denn die Charaktere, in diesem Fall Conny und ihre Mutter, reden über etwas anderes. Das darf natürlich nicht sein. Eine ganze Seite mit unwichtigen Handlungen? Leider ist der Dialog doch nicht ganz egal. Der Punkt ist, dass
[SPOILER]
... Connys Mutter nicht will, dass Conny so viel Zeit in der Bibliothek verbringt, ihr aber nicht sagt, warum.
{/SPOILER]
Das ist wichtig.
Im Zweifel lasse ich sie halt doch, wie ursprünglich geplant, beim Essen darüber reden. Die Geschichte muss ja auch irgendwann fertigwerden, nach meinem Veröffentlichungsplan spätestens im Oktober. Aber so ganz gefallen tut mir das nicht. Ich meine, eine ganze Seite? Und Essen ist ja auch nicht gerade actionlastig.
Nun ja, ich habe mir ja jetzt Zeit verschafft, darüber nachzudenken.
Stattdessen denke ich über etwas anderes nach. Im Neuen Heft habe ich nämlich auch gerade eine Seite am Wickel, mit der ich nicht weiterkomme. Die Seite ist sehr komplex, drei Handlungen passieren parallel, aber das ist an sich nicht mal das Problem. Das liegt im Layout, das noch nicht ganz funktioniert. Ein Bild, das vom Layout her ohne Rand und damit als Live-Situation dastehen müsste, kann von der Handlung her nur eine Aufzeichnung innerhalb der
besagten Fernsehsendung sein. Dieser Gegensatz (der zugegebenermaßen immer noch abstrakt klingt) hat mich auf einen Gedanken gebracht, den ich verfolgenswert finde:
Wenn ich mich mit dem Zeichnen einer Szene schwertue, ist das Problem dann wirklich zeichnerisch? Oder könnte es ein Symptom für ein erzählerisches Problem sein?
Manchmal ist es nur die Perspektive einer Zeichnung, die ich nicht so gut hinkriege, aber das Bild muss unbedingt aus dieser Richtung gezeichnet werden, weil sonst die ganz Szene kippt. Wo ist dann das Problem? Wenn die Szene wegen eines Perspektivwechsels zu kippen droht? Ein Beispiel, das sicher die meisten nachvollziehen können, ist, wenn in einem Bild mehrere wichtige Details vorkommen, man aber nicht alle erkennt. Oder wenn nicht deutlich wird, in welcher Reihenfolge die Elemente gelesen werden müssen, wie das bei Bildern nun mal so ist. Dann wäre es vielleicht sinnvoller, die Handlung in mehrere Bilder aufzuteilen. Aber dann geht das Timing der Szene flöten, oder die nächste wird auf die falsche Seite gedrängt oder...
Ich schließe keineswegs aus, dass ich mir zu viele Gedanken mache. Aber dieser Gedanke hat einen praktischen Bezug. Denn wenn er stimmt, haben wir wieder etwas gelernt:
Wenn das Zeichnen einer Szene Schwierigkeiten macht, kann es unter Umständen Arbeit sparen, sie einfach neu zu schreiben.
Okay, und manchmal sind auch einfach zu viele Hände im Bild. Hände sind einfach sauschwer zu zeichnen. Wenn es nur um ein Detail geht, das schwer zu zeichnen ist, dann ist Unschreiben nur verdeckte Faulheit. Dann übt man das Detail, bis man es kann. Gibt's auch.