In den letzten zwei Wochen hat meine Zeichenfrequenz etwas nachgelassen. (Parallel zu meiner Blogfrequenz, was sagt uns das?) Besonders diese Woche habe ich kaum gezeichnet (bisher), auch weil ich in meinem Nichtkreativen Nebenjob gerade Nachtschicht habe, und in solchen Wochen neige ich zu etwas fahrigeren Bewegungen, als zum Zeichnen gut wären.
Also muss ich etwas anderes machen, um voranzukommen und nicht den Faden zu verlieren. Zu tun gibt's genug, ich frage mich nur: ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür?
Ich habe die ersten sechs Seiten eingescannt (bis auf S.3, die ich nochmal nachgezeichnet habe). Die kann ich jetzt schon mal nachbearbeiten, wann immer mir nicht nach Zeichnen ist. Umso weniger davon muss ich später machen. Die Nachbearbeitung besteht aus folgenden Schritten:
1. Zusammensetzen der Seiten.
Ich zeichne auf A3-Bögen. Die kann ich nicht in einem Zug einscannen. Also muss ich zwei Hälften daraus machen und die dann mit Hilfe einer Schablone in Photoshop zusammensetzen. Außerdem fallen immer mal Bilder durch, die ersetzt werden müssen. In diesem Schritt muss ich auch oft noch viel hin-und herschieben, damit die Seiten in den geplanten Heftrahmen passen, das kommt nämlich nie genau hin.
Problem: Was ist, wenn mir später, mit größerem Abstand, noch mehr auffällt, das verbessert gehört? Oder das Design eines Gegenstandes, eines Raumes oder Kostüms ändere? Dann hätte ich diesen Schritt verfrüht gemacht.
2. Säubern.
Die Scans sind voller Artefakte. Das können Tintenflecken sein, Fehlstriche oder mitgescannte Staubflusen. Die müssen alle weg. Manchmal korrigiere ich dabei noch ein wenig die eigentlichen Zeichnungen, entbeule eine Beule oder so. Das ist natürlich bei Stellen, die ich eh noch ersetze, völlige Zeitverschwendung. Und führt, wenn ich es zu früh mache, dazu, dass ich eine Stelle, bei der ich Zweifel habe, eher nicht nochmal mache, weil ich ja schon so viel Arbeit damit hatte.
3. Grauflächen einfügen.
Anders als bei den meisten meiner Comics habe ich vor, diesmal mit Grauflächen zu arbeiten. Das sieht dann in etwa so aus wie bei
meinen ersten Entenstraße-Folgen. Schick, nicht? Und viel übersichtlicher. Weshalb ich auch bei einigen Bildern erst nach diesem Schritt erkennen kann, ob sie zu unübersichtlich sind. (Warnung an alle Zeichenanfänger: Nicht von mir lernen. Wenn man es in den frühen Stadien nicht erkennen kann, zeichnet es noch mal. Egal, wie toll ihr das in Photoshop flicken könnt. Ihr werdet mir danken. Aber da ich ja Profi bin (oder so tue) und es außerdem schnell gehen muss, erlaube ich mir das.)
4. Texten und lettern.
Richtig gelesen - ich habe den Comic noch nicht getextet. Ich weiß genau, wer was an welcher Stelle sagt, und das meiste habe ich auch schon formuliert. Aber ich habe die Neigung, Details bis zum letzten Moment zu ändern. Da können dann Faktoren reinspielen wie, dass nicht genug Platz in der Zeichnung ist oder dass zwei Wörter untereinander in der Sprechblase ungelenk aussehen. Das ist übrigens auch einer der Gründe, weshalb ich aufgehört habe, die Sprechblasen direkt in die Bilder zu zeichnen. Die anderen drei sind:
- Ich weiß nie, ob ich wirklich in der gleichen Größe und Schriftbreite lettern werde wie in den Vorzeichnungen;
- Objekte, die halb hinter Sprechblasen verschwinden, wirken viel realer, wenn man sie ganz zeichnet, statt auf der anderen Seite der Sprechblase wieder anzusetzen;
- die visuelle Wirkung verstärkt sich, wenn ich die Seiten so textfern wie möglich anlege. Wenn ich auch ohne Texte bereits eine erkennbare Handlung habe, funktioniert der Comic. Das kann ich besser, wenn nicht überall Leerstellen für die Texte sind. Außerdem lasse ich bei der Gelegenheit gerne mal ein überflüssig gewordenes Textchen weg.
Oh, und viertens erscheint ja inzwischen einiges von mir
auf englisch, und da ist es gut, dass ich mich nicht an vorgeformte Blasen halten muss.
5. Seitenlayout für das eigentliche Heft.
Okay, das kann ich auf jeden Fall als letztes machen. Die Seiten so ausrichten, dass sie in gleicher Höhe sind, Seitenzahlen dazutun etc.
Das sind die nötigen Schritte, und die möglichen Fußfallen. Ein Vorteil, wenn ich das jetzt mache: Wenn ich den
ersten Akt schon mal produziere, kann ich besser sehen, ob das alles überhaupt so funktioniert, wie ich es mir vorstelle. Und vielleicht auch schon eine Preview veröffentlichen, zum allgemeinen Begutachten. Wer weiß, vielleicht bin ich seit zwölf Seiten auf einem gefährlichen Holzweg und werde froh sein, das nicht erst nach S. 24 zu merken?
Ich schätze, es gibt keine "richtige" Reihenfolge. So oder so besteht die Gefahr, eine Arbeit mehrfach machen zu müssen. Und im Voraus lässt sich schlecht sagen, welcher Weg weniger Mehrarbeit mit sich bringt. Muss ich ausprobieren. Und da ich nur eine Reihenfolge sinnvollerweise ausprobieren kann, werde ich es so schnell nicht erfahren...