Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Dienstag, 24. Juli 2007
Boys And Their Toys
Zeichnen
Ich komme gerade vom Künstlergroßmarkt Meines Vertrauens, weil die jetzt die bestellten Nachfüllpatronen für meinen Pinselfüller gekriegt haben. Es waren zwar die falschen Patronen (falscher Füller, aufgrund eines Fehlers im Katalog), aber die richtigen hatten sie auch. Dass ich jetzt endlich wieder mein Zeichenmaterial vollständig habe, macht mich so froh, dass ich es gleich einscannen und darüber schreiben muss. Statt mal damit zu zeichnen. Künstler! Versuche gar nicht, sie zu verstehen.

Ich muss wohl kaum erwähnen, dass jeder Zeichner andere Vorlieben, Stärken und Gewohnheiten hat, und dass etwas, das für mich funktioniert, nicht für jeden die optimale Lösung ist. Da müsst Ihr schon selber gucken. Auf Links zu den Herstellerseiten habe ich deshalb verzichtet, und weil ich kein Geld dafür gekriegt habe.

Mein Werkzeugkasten
1) Bleistifte
Ich benutze Bleistifte der Stärke HB fürs Grobe (Layout, Körperhaltungen) und weichere (B) für die eigentlichen Zeichnungen. Der Druckbleistift (1A) war ein Werbegeschenk und ist sehr praktisch, aber normale Bleistifte tun's auch, solange sie nicht kürzer sind als ca. 6cm. Dann müssen sie verlängert werden, damit sich die Hand nicht verkrampft. Ich benutze dafür alte Hüllen von Gelstiften (1B) oder Wegwerfkulis. (Besonders letztere eignen sich gut, wegen des Gewindes.) Gibt's aber auch was für zu kaufen.

2) Buntstift
Um in dem ganzen Liniengewirr die richtigen Linien zu markieren, hebe ich sie mit Buntstift hervor. Traditionell benutzen Grafiker einen blauen Buntstift, weil blau (genauer: cyan) bei der Druckvorstufe nicht erkannt wird. In Zeiten von Scannern und Digitaldruck gibt es aber diese Art der Druckvorstufe kaum noch. Mir ist sie jedenfalls schon lange nicht mehr begegnet. Den Scanner kann man eh so einstellen, dass er alles mögliche erkennt. Ich habe schon grün benutzt und sogar orange (auch wenn ich vor Rottönen warnen muss, viel zu dunkel). Blau hat aber irgendwie eine professionelle Aura. Es gibt auch "richtige" Stifte extra für diese Funktion, aber die habe ich noch nie gesehen. Bei "normalen" Buntstiften achte ich darauf, dass die Farbmine einigermaßen hart ist, damit ich nicht dauernd nachspitzen muss. Da es bei Buntstiften aber als Qualitätsmerkmal gilt, wenn sie möglichst wachsig sind, habe ich schlechte Karten. Der hier abgebildete Stabilo Original 87/405 hat eher was von Kreide als von Wachsmalstift. Bis ich etwas besseres finde, nehme ich den.

3) Radiergummi
Es gibt ein paar Standardradiergummis, die jeder erkennt, ohne unbedingt die Marke zu kennen: das Klassische Rotblaue (3A), das Glasig-Weiße und das Eher Rauhe Weiße (3B). (Marke und Fabrikat kannn ich auf Wunsch nach dem nächsten Einkauf nachreichen.) Ich nehme das Eher Rauhe Weiße, weil das Glasige schmiert und das Rotblaue das Papier aufrauht. Ich habe aber auch immer ein Rotblaues da, falls ich für Details ein abgeschrägtes brauche, oder um Buntstift zu radieren.

4) Spitzer
Naja, irgendein Spitzer halt. Ich persönlich mag die festen aus Metall ohne Reservoir, ich lege aber auch nicht die Arbeit nieder, wenn ich so einen nicht kriege.

5) Federn
Früher gab's Federn im Schreibgeschäft in rauhen Mengen, ganze Schubladen voll. Heute gibt es vielleicht mal zwei, drei Plastikschalen, und da sind fast nur die abgeschrägten Bandzugfedern drin. Selbst der Künstlergroßmarkt Meines Vertrauens hat nur noch ein paar richtige Zeichenfedern. Ich schätze, das war der Siegeszug der Rapidographen. Falls Du dich gefragt hast, über wen oder was der gesiegt hat: die Federn. Die hier abgebildeten sind beide nicht so toll. Die eine kleckst, die andere kratzt. Ich finde, man sieht ihnen an, welche welche ist.

6) Pinsel
Nach langer Zeit führt der Künstlergroßmarkt meines Vertrauens endlich wieder den Raphael 803 Petit Gris Pur, einen französischen Chinapinsel, der mich vor Jahren sehr glücklich machte und den ich nie richtig ersetzen konnte. (Oder finden. Kann auch an mir gelegen haben.) Natürlich muss jeder selbst entscheiden, was am besten in der Hand liegt und den besten Strich macht. Ich nehme den. Bis ich was besseres finde. Ich habe auch noch irgendwo einen dünneren Rotmarder-Pinsel, aber den beutze ich eigentlich nur, wenn ich zu faul bin, den Chinapinsel auszuwaschen, das ist nämlich ein Riesenaufwand.

7) Pentel Color Brush
Japanischer Pinselfüller, der aussieht wie aus dem Supermarkt, aber einen tollen Strich macht. Ich hatte leider jahrelang Schwierigkeiten, Nachfüllpatronen zu finden, weil Pentels Versandpolitik sich für die meisten Händler nicht lohnte. Entweder haben die inzwischen ihre Politik geändert, oder Der Künstlergroßmarkt Meines Vertrauens hat expandiert.

8) Tusche
Noch so eine Schwierigkeit. Die meiste Fertigtusche, die ich finde, ist zu dünn und deckt nicht richtig. Ich bräuchte eigentlich etwas Öligeres, Zähflüssigeres, damit es richtig aus meiner verkorksten Hand fließt. Für kurze Zeit habe ich sogar mit Acrylfarbe experimentiert, aber das war's auch nicht. Obwohl, jetzt mit dem neuen Papier... Jedenfalls, zur Zeit benutze ich wechselnde Chinatusche (ich habe noch nicht die ideale gefunden), und wenn sie zu dünn ist (eigentlich immer), koche ich sie auf, damit was von dem Wasser verdampft.

Papier (nicht abgebildet)
Auch so eine Suche ohne Ende. Lange Zeit habe ich sehr glattes Papier benutzt, das sich vor allem für Pinsel und meinen Pentel eignete, aber kaum für Federn. Zur Zeit benutze ich das Mal- & Zeichenpapier No. 8 von Schöllershammer. Das ist auch noch glatt, aber nicht extraglatt. Sehr natürlich. Die Tinte verläuft, wenn, dann minimal und meistens nur, weil ich zu viel davon aufgenommen habe. Und sie trocknet sehr schnell, so dass ich keine großen Zeichenpausen einlegen muss. Ob ich auf Dauer dabei bleibe, weiß ich nicht. Für jetzt tut's das.

Ebenfalls nicht abgebildet sind der weiße Marker, den ich zum Korrigieren benutze, das 40-cm-Lineal (40 cm müssen sein, in diesem Fall zählt Größe), das Geodreieck (22cm), der Notizblock, die Klopapierrolle für wenn ich kleckse und so weiter. Übrigens: Wenn ich gar kein Material hätte und mich für ein ganzes Heft ausrüsten müsste, käme ich mit all dem auf vielleicht 60-65 Euro.

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