Der m(ech)anische Comiczeichner

Ich habe lange nichts mehr über Das Neue Heft geschrieben, oder? Der Grund dafür ist nicht meine Nachlässigkeit - vielmehr habe ich in den letzten Monaten gezielt versucht, NICHT am Neuen Heft zu arbeiten, damit ich das Conny-Album endlich mal fertig kriege. Klappt natürlich nicht immer so, wie man sich's vorstellt, und manchmal haben sich so viele Ideen angesammelt, dass sie einfach rausmüssen. Und wenn man dabei ist, sie aufzuschreiben, kommen andere, und so weiter. Jedenfalls war das ein paar Tage vor Fertigstellung des Conny-Albums so. Ein paar Notizen vor dem Frühstück, und der ganze Tag war (für Conny) versaut.

Was ich an dem Tag geplottet habe, ist etwa die Hälfte der dritten Ausgabe Des Neuen Heftes. Nein, Ihr habt nicht die zweite verpasst, ich denke manchmal so weit voraus. Es gibt bestimmte Dinge, die als zweites passieren müssen, und andere, die erst danach passieren können, und jene Handlung kann nicht gleich als nächstes passieren, so ist das halt.

Ich bin sogar ganz zufrieden mit dem Plot. Nur habe ich das Gefühl, dass nicht ich das zeichnen sollte, sondern, sagen wir, Sergio Aragonés. Würde passen. Viele Massenszenen. Mit denen tue ich mich immer etwas schwer, aber Aragonés schüttelt so was aus dem Handgelenk. Das bringt mich zu einem Thema, zu dem mich eigentlich schon mein vielbeschworener Zeitmangel gebracht haben sollte: die Zusammenarbeit mit Zeichnern. Ich meine, seien wir ehrlich: wenn ich jemals von den Comics alleine leben will, muss ich mehr davon rausbringen, als ich alleine zeichnen kann.

Ich habe das bisher erst einmal gemacht. In einer Folge der ENTENSTRASSE. Jedenfalls ist das die einzige Gemeinschaftsarbeit, die dann auch fertig und veröffentlicht wurde. Womit ich mich schwertue ist vor allem, Zeichner zu finden, die ohne Bezahlung und Garantien bereit sind, mit mir zusammenzuarbeiten (und die trotzdem gut genug sind, dass ich auch mit ihnen arbeiten will). Ich bin ja nicht so bekannt, dass das automatisch ein Hit wird und wir alle von den Tantiemen leben können. Die ich dann ja auch bereitwillig teilen würde.

Vor einigen Jahren habe ich mal angefangen, Pilotskripte für neue Serien zu schreiben, die ich dann bei Gelegenheit Zeichnern vorlegen können würde. Serien, von denen ich damals schon wusste, dass ich selber keine Zeit haben würde, sie umzusetzen (schreiben kann ich halt schneller). Ich habe das aus den bereits genannten Gründen nicht weiterverfolgt, mir aber schon so meine Gedanken gemacht, was ein Zeichner mitbringen muss, damit ich mit ihm arbeiten will:

- Einen Stil, der zur jeweiligen Serie passt. Und nicht so aussieht wie meiner. Damit ich auch was davon habe. (Im Fall Des Neuen Hefts wäre aber auch jemand mit einem ähnlichen Stil okay, damit die Figuren sich nicht zu sehr verändern.)

- Genug Erfahrung, um diesen Stil auch eine Weile durchzuhalten. Ein Strip oder mal eine Seite, das ist nicht schwer. Ein ganzes Heft?

- Disziplin. Ich habe weder Zeit noch Geduld für Leute, die auf halber Strecke hängen bleiben. Die Arbeit liegenlassen, das kann ich selber.

Kurz, ich erwarte Professionalität. Da ich, wie gesagt, kein Geld für Honorare habe, erwarte ich Professionalität in allen Bereichen, außer wenn's um die Bezahlung geht. Ihr seht schon, wo das hinführt? Dieses Projekt zu verwirklichen, hätte bedeutet, dass ich genau zu der Sorte Auftraggeber werde, über die ich als Zeichner immer zu Recht fluche. Die erstklassige Arbeit verlangen, aber nicht mal bereit sind, für drittklassige zu bezahlen. Natürlich kann ich das nicht unterstützen, geschweige denn selber voranbringen. Auftraggeber müssen lernen, dass man immer nur so viel Qualität kriegt, wie man zu bezahlen bereit ist. Deshalb habe ich's gelassen. Und weil ich halt nicht der Autor bin, bei dem die Zeichner von sich aus Schlange stehen. Hm, wieso eigentlich?

Was ich zu bieten hätte, ist nicht viel, wenn auch auf hohem Niveau: gute Skripte, eine Veröffentlichung, eine Umsatzbeteiligung, aber ohne Garantien beim Umsatz. Einen Anteil an den Rechten, aber nicht an der Serie, nur an den gemeinsam produzierten Geschichten. (Aus rein praktischen Gründen, nicht aus Gier. Gier entsteht in der Größenordnung, von der ich hier rede, nicht.) Es gibt gute Leute, die zu solchen Bedingungen arbeiten, aber auch die würden nicht ihre volle Energie da reinstecken.

Soll ich mich überhaupt so sehr als Auftraggeber sehen? Bin ich nicht vielmehr Mitarbeiter? Gewissermaßen bin ich ja beides. Ich gebe den Auftrag, und ich bin auch immer der erste, der den Auftrag zu solchen Bedingungen annimmt. (Ich schreibe ja selber erstmal für lau.) Aber was bei meinen eigenen Konzepten für mich akzeptabel ist, kann ich nicht für andere voraussetzen. Da muss gelten, zu welchen Bedingungen ich die Aufträge anderer ausführen würde.

Das Thema ist noch nicht vom Tisch. Aktuell bin ich tatsächlich am Überlegen, ob und wie ich das Konzept Des Neuen Hefts für andere Zeichner öffnen kann. Und auch die oben erwähnten neuen Serien will ich weiter verfolgen. Die Voraussetzung ist allerdings, dass ich einen entsprechenden Anreiz schaffen kann.