So, jetzt habe ich mir endlich ein Zimmer in Erlangen reserviert. Nicht dass es je einen Zweifel gab, aber damit ist der
Comic-Salon für mich ein klein wenig offizieller geworden. Damit wird es auch etwas dringender, meine Veröffentlichungen für dieses Jahr anzugehen.
Fest geplant ist wie zu jedem Comic-Salon ein neues Conny-Van-Ehlsing-Album. Das Material ist im Grunde schon produziert, allerdings werde ich einiges davon überarbeiten müssen, damit es auch im Druck gut aussieht. Das lässt sich gut schaffen - im Schnitt muss ich jeden Tag nur etwa eine Seite aufbereiten. Das geht, selbst neben den neuen Conny-Seiten, die ja auch noch dran sind.
Aber wie Ihr vielleicht am Webcomic-Output der letzten Zeit gesehen habt, komme ich kaum
da zu. Der Grund ist nicht, dass ich endlich erwachsen werde und mit Comics nichts mehr anfangen kann - auch wenn einige der Aktivitäten, die mich abgehalten haben, tatsächlich aus dieser gruseligen fremden Welt des Was-Anderes-Machens stammen -, sondern andere Comics.
Seit letztem Jahr arbeite ich immer wieder mal zwischendurch an zwei völlig neuen Comics, die wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile vor sich hin brodeln müssen, bevor ich sie so richtig vorstellen kann. Ich habe sogar schon übertlegt, mir dafür endlich mal Zeichner zu suchen, damit sie nicht auch noch im Nadelöhr meines Zeichenrhythmusses hängenbleiben, aber ich kann mir
nach wie vor keine leisten, und so weit bin ich eh noch nicht.
Wie alles, was neu ist, sind diese Comics für mich faszinierend, spannend - und beängstigend. Wie fängt man überhaupt was Neues an, während man noch was Altes am Laufen hat? (Also, was Großes Neues.
Was Kleines geht ja anscheinend.) Am Allermindesten erfordert es, dass ich meine Arbeitsroutinen mal wieder auf den Kopf stelle.
Aus "immer mal wieder zwischendurch" ist für den einen Comic inzwischen eine Wand voller Post-It-Notizen geworden, und für den anderen ein halb volles Notizbuch mit der ersten Outline. Und wie das so ist mit aufregenden neuen Ideen, am liebsten würde ich Conny und die Webcomics sofort hinwerfen und nur noch daran arbeiten.
Das ist ein Trick.
Erinnert Ihr euch an
die alte Krake Prokrastination? Das ist (unter anderem), wenn man allerlei sehr beschäftigungsreiche Ausweichtätigkeiten entwickelt, um eine andere Tätigkeit nicht machen zu müssen. Genau genommen, ist dies die beste Art von Prokrastination, denn es entsteht ja was. Nur halt was anderes, und - deshalb ist es eben auch ein Trick -
viel später.
Es ist aber nicht
nur ein Trick. Ich will diese Comics wirklich machen. Also wird es mal wieder Zeit, eine Strategie zu finden, damit ich die verschiedenen Arbeiten unter einen Hut kriege.
Die naheliegendste Strategie wäre natürlich, Stundenkontingente für die verschiedenen Tätigkeiten einzurichten. Oder nach Tagen sortiert: Heute mache ich dies, morgen das. So was klappt mal besser, mal schlechter. Ich habe es aber immerhin lange nicht gezielt versucht.
Eine weitere Strategie wäre, zumindest die Geschichte an meiner Wand so schnell wie möglich fertig zu plotten, erstens damit die Wand frei wird (Post-Its an Wänden halten nicht ewig, und direkt darunter ist mein Bett) und zweitens um das aus meinem Kopf zu kriegen.
Eine dritte wäre, auf ein bestimmtes Teilziel hin zu arbeiten, zum Beispiel eine Outline plus ein paar ausgearbeitete Seiten bis Juni, so dass ich sie in Erlangen ein paar Zeichnern oder sogar einem Verlag zeigen kann, je nachdem wie viel ich mich traue. Dann könnte ich, wenn ich das erreicht habe, vorübergehend damit abschließen.
Es gibt da auch
diesen Graphic-Novel-Wettbewerb - die suchen zwar wahrscheinlich etwas anderes, das hat bereits das Nachfragen durch Kollegen ergeben, da war dann die Rede von "literarisch" und "wenn lustig, dann anspruchsvoll lustig", aber wenn ich eh gerade dabei bin, so was fertig zu machen, ist das als Zeitrahmen so gut wie jeder andere. Und einreichen, auch chancenlos, ist immer sinnvoller als gar nicht erst versuchen.
Demnächst gibt's hier wahrscheinlich ein bisschen mehr über die neuen Comics und die völlig unterschiedlichen Ansätze, die ich beim Schreiben verfolge. Und, wenn ich dazu komme, auch ein paar Tipps zum Umgang mit Prokrastination.