Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Dienstag, 5. August 2008
Unfinished Business: Olga
Arbeitsorganisation
Kollege Daniel Gramsch hat im Comicforum angekündigt, etwas neues mit seiner Heldin Alina Fox auszuprobieren, etwas mit täglichen Updates. Mehr weiß ich noch nicht darüber, aber ich bin gespannt. Und ein bisschen nervös - das klingt sehr nach Abenteuerstrip, und ich hoffe sehr, dass sich die neue Alina nicht mit meiner schon etwas älteren, aber rundumerneuerten Olga in die Quere kommt. Nachher stehe ich noch als Nachahmer da, und bei Daniel kann ich auch schlecht so tun, als wüsste ich nichts davon. Zeit also für einen weiteren "Unfinished Business"-Abriss, diesmal zu...

Codename: Olga

Seit ich mir die Vorgeschichte zu Reception Mans Schwarm ausgedacht habe, spiele ich mit dem Gedanken, Abenteuer aus Olgas Vorleben als Spionin zu erzählen. Als bekennender und bekannter Modesty-Blaise-Fan war mir gleich klar, dass ich bei der Gelegenheit auch graphisch ein wenig Neuland betreten würde. So entstand die Idee, Codename: Olga im Querformat zu erzählen. Quasi als Sonntagsstrip. (Tagesstripformat habe ich schließlich schon gemacht.) Aus purem Jux benutzte ich dafür die Pappscheiben, die immer zum Verstärken von Comicheften mit in der Schutzhülle stecken. Nicht dass die besonders gut zum Zeichnen wären, aber das war Teil des ursprünglichen Impulses - ich sah die Dinger und wollte einfach was damit machen.

In der Winterpause 2005/2006 (huch, ist das wirklich so lange her?), als ich zwar den festen Vorsatz hatte, nicht zu arbeiten, wie ich das immer zwischen Weihnachten und anfang Januar mache, aber doch den Jieper verspürte zu zeichnen, setzte ich mich also mit meiner Feder und ein paar alten Stützpappen hin und begann zu zeichnen. Die Story stand eh seit Jahren fest. Um die Stimmung zu verstärken, hörte ich beim Zeichnen Pulp-Hörspiele wie die vom Decoder Ring Theater, die ich übrigens allerwärmstens empfehlen kann.

Ein anderer Grund war, endlich mal wieder Original-Content für meine Webseite zu machen. Denn da war seit terrain vague (2001-2003) nur noch vereinzelt etwas erschienen, und ich wollte einfach mal wieder etwas Leben in die Bude bringen, um die Seite aufzuwerten. Auch für meine englische Webseite bot sich die Serie an. (Sie wird da seit zwei Jahren unermüdlich angekündigt, und die Leute scheinen wirklich zu warten: an manchen Tagen erhält die ein Jahr alte Olga-Story mehr Zugriffe als die immer noch laufende Conny.) Zuletzt hatte ich hier die Idee, alle zwei Wochen eine Folge hochzuladen, weil die Seiten wirklich aufwendig sind. Andererseits brauche ich dann ein halbes Jahr für das erste Abenteuer, was aber wiederum etwas lang ist. Vielleicht wöchentlich mit längeren Pausen? War mal die Idee bei Conny, aber dann habe ich die Pausen irgendwie weggelassen. Das Ding ist, ganz wöchentlich schaffe ich nicht, jedenfalls nicht wenn ich nebenher noch Conny und Das Neue Heft machen will.

Dann kam eh eine kurze Zwangspause, und danach bin ich nie wieder so richtig reingekommen.

Was ich habe: 9 Seiten einmal gezeichnet; eine gute Vorstellung, wie die Geschichte ausgeht (und wann); und wenn ich lange genug suche, finde ich auch noch so was wie ein Skript. Weil Codename: Olga ursprünglich eine dieser Zum-Spaß-mal-Zwischendurch-Sachen war, ist es nie mit vollem Ernst als Skript, dann Thumbnail usw. entstanden. Ich sollte mir so was abgewöhnen. Aber es gibt Notízen, und wenn ich die nicht finde, denke ich mir halt was neues für die Dialoge aus.

Die Geschichte soll etwa zwölf Seiten lang sein, ist also im Grunde fast fertig gezeichnet. Als ich mir die Zeichnungen vor auch schon ziemlich langer Zeit mal ansah, meinte ich, da müsste noch einiges neu gezeichnet werden. Aber entweder wird man wirklich milder mit zunehmendem Alter, oder so viel ist es nicht. Der Stil wirkt einigermaßen geschlossen (zum "einigermaßen" später), also kann ich damit arbeiten.

Alina Fox, nach Daniel GramschGraphisch habe ich mit Olga etwas neues versucht, oder besser, mir vorgenommen zu versuchen: ich wollte einen Rastereffekt anwenden, um zum einen so etwas wie Grauflächen zu haben und zum anderen etwas, das noch zusätzlich in die Welt des Zeitungsstrips passt. Den gleichen Effekt, nur dann noch mit Farbe, habe ich in meinem Alina-Fox-Pinup (rechts) benutzt. Die Idee für dieses graphische Konzept kam mir leider erst im Lauf der Arbeit. Deshalb sind die ersten Seiten viel detaillierter als die letzten, denn anfangs habe ich noch mehr auf Schraffuren gesetzt - Modesty-Blaise-mäßig halt. Wie ich mit dem Kontrast zwischen den beiden Methoden umgehe, weiß ich noch nicht. Vielleicht, indem ich die Raster nur sparsam einsetze.

Natürlich ist "Codename: Olga" während der Arbeit immer mal wieder über die reine Spaß-Sache hinausgewachsen. Zum einen neige ich dazu, Konzepte immer weiter auszudifferenzieren, was dazu führt, dass ich heute noch an Ideen arbeite, die ich vor zehn Jahren für RECEPTION MAN hatte. (Dieser zum Beispiel.) Zum Anderen frage ich mich manchmal, gerade wenn ich wenig Zeit habe: Warum mache ich das, wenn's nur zum Spaß ist, aber inzwischen doch in Arbeit ausartet? Und bei allem Spaß, den ich mit Olga hatte - auch ein paar ernsthaftere Gedanken finden darin ihre Heimat. Zum Beispiel der Umgang mit Geschlechterklischees: Jede Geschichte sollte damit anfangen, dass Olga etwas "typisch weibliches" macht - im ersten Abenteuer Schuhe kaufen -, das dann direkt in die Action-Handlung überleitet und damit die Rollenzuweisung unterwandert. Eine andere Seite des Tiefergrabens ist der Schluss des Abenteuers: Es gibt zwei mögliche Enden, ein eher lustiges und ein eher nachdenkliches. Ich habe mich noch nicht ganz entschieden. Noch ein Grund, weshalb ich den Schluss bisher nicht gezeichnet habe.

Fazit: Wenn ich mich ranhalte, kann ich das erste Abenteuer voraussichtlich innerhalb von zwei Wochen fertigkriegen. Vorausgesetzt, der Rastereffekt hält mich nicht zu sehr auf - und ich entscheide mich endlich, wo ich mit der Serie hinwill, publizistisch wie inhaltlich. Ernsthaft dransetzen sollte ich mich aber frühestens im Herbst, denn ich werde viel Zeit am Rechner verbringen müssen, das nervt mich dann weniger.

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