Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Donnerstag, 21. Februar 2008
Das Mechanische an diesem Comiczeichner
Arbeitsorganisation
Langsam entwickelt sich eine Routine beim Erstellen der neuen Conny-Seiten. Trotz meiner ständigen Versuche, diese Routine zu durchbrechen, komme ich am Ende der Woche (das ist in diesem Fall Donnerstag) doch immer wieder auf folgenden Rhythmus:

Freitag oder Samstag: Bleistiftvorzeichnungen. Wenn ich die, beim Versuch, die Routine zu durchbrechen, schon angefangen habe, mache ich sie jetzt fertig, oder gar nichts. Oder fange ausnahmsweise schon Samstag mit dem zweiten Schritt an. Meistens schiebe ich aber das Nachzeichnen mit Buntstift etwas hinaus. Dann wird's knapp.

Sonntag oder Montag: Tusche. Meist an einem Tag Feder, dann trocknen lassen, und dann die Hervorhebungen mit Pinsel am Abend oder am nächsten Morgen. Dann kann ich die Seite in Ruhe trocknen lassen und am selben Tag noch scannen. Theoretisch könnte ich dann noch mit dem Nachbearbeiten anfangen. Dazu brauche ich sowieso eher Nachmittagslicht, damit ich auf dem Bildschirm ordentlich was sehe. Aber meistens passiert das erst...

Dienstag oder Mittwoch: Nachbearbeitung des Scans. Fehler korrigieren auch, aber vor allem Unregelmäßigkeiten und so was. Zu diesem Schritt gehört auch, die Seite überhaupt erst wieder zusammenzusetzen. Ich kann kein A3 scannen, also muss ich die Seite in zwei Schritten scannen und dann zusammenbasteln. Genausogut könnte ich auch gleich zwei halbe Seiten zeichnen, aber ich brauche so lange wie möglich das Ganzeseitegefühl.

Mittwoch oder Donnerstag: Texten und Lettern. Grob stehen die Texte schon durch das Skript, aber das ist auf deutsch, und ich brauche sie ja zuerst auf englisch. Und auch wenn ich die Übersetzung schon habe, ändere ich immer noch viel beim Lettern, je nachdem, wie der Text passt. Wirklich, ich gehe überhaupt nicht zimperlich mit der Integrität meines Textschaffens um. Wer von der Literatur kommt, mag das schockierend finden, aber die Kunst des Comictextens ist auch eine des Weglassens. Wichtig ist das Zusammenspiel von Bild und Text, nicht der Text ODER das Bild. Wenn ich nach dem Lettern noch Zeit habe, lasse ich die Seite noch ein paar Stunden (idealerweise über Nacht) ruhen und überarbeite die Texte dann nochmal. Meistens lade ich die Seite aber gleich auf den WCN-Server, für den Fall, dass ich es später nicht mehr schaffe. Spätestens Donnerstag abend vor dem Schlafengehen muss die Seite fertig und hochgeladen sein. Gegen sechs Uhr MEZ, glaub' ich, also Mitternacht US-Ostküstenzeit, erscheint sie dann auf meiner WCN-Webseite. Theoretisch könnte ich sie auch noch ein, zwei Stunden später hochladen, so früh guckt eh noch niemand. Aber ich verlasse mich nicht darauf, dass ich so früh aufwache.


Vor einiger Zeit habe ich mal geschrieben, dass ich in einer guten Woche locker drei Seiten schaffe. In einer besonders guten auch sechs - die Beiträge für die Superheldenausstellung in Basel sind in so einer Woche entstanden. Aber die drei Seiten, das sind nur die Zeichnungen. Nicht mal die Scans. Darf man nicht unterschätzen, was dann noch an Arbeit kommt. (Obwohl ich, wenn ich rein die Arbeitszeiten rechne, nicht mehr als zwei Tage pro Seite brauchen dürfte.) Außerdem bin ich immer noch nicht ganz auf dem Damm und muss nebenbei noch ein Heft herausbringen.

Leider fällt bei dieser Arbeitsweise das Nachkorrigieren von weniger gelungenen Zeichnungen aus. Dazu müssen die Seiten erstmal ein paar Wochen liegen bleiben. Erst mit dem Abstand erkenne ich überhaupt, was mich graphisch stört. Das ist für die Webversion noch nicht so das Problem und kann sogar einen Kaufanreiz für das Album bieten. Nur - das Album muss auch bald fertig sein. Ich kann nur hoffen, dass ich bis dahin wieder einen ausreichend frischen Blick auf die Zeichnungen habe. Denn da muss alles stimmen.

Was mir auch fehlt, ist die Zeit, noch andere Comics zu machen. Ich hätte kein Problem damit, eine Woche für eine Conny-Seite zu brauchen, wenn ich in den Nicht-Conny-Zeiten dieser Woche noch eine Seite Olga und eine Seite am Neuen Heft zeichnen würde. Das gelingt mir zur Zeit noch nicht so richtig. Aber vielleicht kriege ich es nach dem Album hin. Und wenn nicht das, dann nach Erlangen.

Ansonsten kann ich mit dieser Routine ganz gut leben. Wobei ich aufpassen muss - normalerweise haben meine Verhaltensmuster die Eigenschaft, dass sie sich ändern, sobald ich sie als Muster identifiziert habe, wie diese Froscharten, die immer erst kurz vor dem Aussterben entdeckt werden, weil sich die Population in jener Phase nochmal "aufbäumt" oder so. Die nächste Seite habe ich bereits zur Hälfte vorgezeichnet, und dabei ist erst Donnerstag.

Was mich an der Routine stört, ist, dass sie sich nicht eine Woche früher einpendeln kann. Oder sechs. Aber diese einigermaßen strenge Routine funktioniert nur unter Termindruck. Wenn ich die Seite genausogut eine Woche später machen könnte, könnte ich sie ja genausogut eine Woche später machen. Oder sechs.

... Kommentieren

Speichern/Mitteilen
Der m(ech)anische Comiczeichner
xml version of this page Abonnieren
Menu
Startseite
Mission Statement
Kategorien:
Arbeitsorganisation
Herausbringen
Inspiriertwerden
Planen
Schreiben
Verkaufen
Vernetzen
Zeichnen

E-Mail-Abo

Deine Email:

Abonniere den Feed dieses Blogs per Mail!

Delivered by FeedBurner

Web
Aktivitäten:
Jählings Webseite
Jähling's English site
Jählings Tweets
Patreon
Umfeld:
LOA
PANEL online
Comicforum

Inspiration:
Millus: Wie werde ich Comiczeichner?
Frank Plein: Der Comic im Kopf
Daniel Gramsch: Aicomic - Zeichenkurs
Lachwitz, der
I Should Be Writing
Jane Espenson
John Rogers
John August

Suche
 
status
  • Einloggen

  • Blogger.de Startseite
    Creative Commons Lizenzvertrag
    Der m(ech)anische Comiczeichner von Max Vähling ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

    ©2006-2016 Dreadful Gate Productions. Impressum und Kontakt.