Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Freitag, 28. September 2007
In der Dämmerung des Banns
Herausbringen
Über manche Sachen meint man, nie wieder nachdenken zu müssen. Die sind so selbstverständlich und altgewohnt, dass es darüber einfach nichts mehr zu denken gibt. Connys Herkunft ist so eine Sache. Ihr wisst sicher (denn ich erwähne es ständig), dass Conny als Nebenfigur in meiner Serie RECEPTION MAN entstanden ist. Sie trat auf, begeisterte, bekam einen zweiten Auftritt in ihrer eigenen Geschichte - und dann ihre Serie. Klare Sache.

IM BANN DER DÄMMERUNG, die Geschichte, mit der alles angefangen hat, ist immer noch eine meiner Lieblingsgeschichten aus RECEPTION MAN, wenn nicht überhaupt. Schon deshalb gehört sie in das Conny-Album. Auch in der englischen Übersetzung der Serie war von Anfang an geplant, die Geschichte zu erzählen. Nicht zuletzt als Überleitung zur vierzehnjährigen Conny, die dann in der neuen Geschichte wieder vorkommt. Auch wenn mir immer klar war: Das wird nicht einfach. Allein das Wortspiel mit Connys Spitznamen ("Muffy, weil ich so ein Morgenmuffel bin"). Im Moment neige ich dazu, diesen Gag einfach zu unterschlagen. "Puffy, because I'd rather be puffed up in bed at this time of night"? "Scruffy, because that's how I look in the morning"? "Fluffy, for pretty much the same reason"? Hm, Scruffy könnte sogar funktionieren...

So langsam ist es auch Zeit. Ich kann ja nicht den ganzen Herbst Pinups und Skizzen bringen. Nächste Woche geht's los. Ich habe aber noch ein anderes, unerwartetes Problem mit dem Comic.

Reception Man.

Der Zweck der Folge, jedenfalls im Nachhinein, ist, Conny einzuführen. Den Zweck erfüllt sie ganz wunderbar. Wir erleben die Einleitung aus Connys Perspektive, dann erleben wir Conny in Action, und schließlich stellt sie sich Reception Man vor, dem Helden und eigentlichen Protagonisten der Serie, der in dem Moment unser Angelpunkt ist, mit dem wir uns über dieses seltsame Mädchen wundern.

Aber meine internationalen Leser kennen Conny bereits. Der, den sie nicht kennen, ist Reception Man.

Die Geschichte tut nichts, um Reception Man vorzustellen. Ein Superheld in einer Horrorserie ist aber sicher genauso erklärungsbedürftig wie eine Monsterjägerin in einer Superheldenserie, oder?

Aus dem gleichen Grund musste der Titel fallen. IM BANN DER DÄMMERUNG ist eine Verballhornung des dämlichen deutschen Untertitels jener TV-Serie, die den Comic damals inspiriert hat. Damit verweist er natürlich auf Conny, was innerhalb ihrer eigenen Serie überflüssig ist. (Abgesehen davon hat die Originalserie keinen blöden Untertitel, und "Buffy the Vampire Slayer" ist okay für eine Serie, aber nicht für eine Folge.) Stattdessen weist der englische Titel jetzt auf das hin, was in Connys Serie Das Neue Element ist - den Superhelden. Damit ist das Problem, wie ich Reception Man in Connys Serie einführe, natürlich nur aufgeschoben.

Ich habe die Geschichte als "Vintage Horror" aus einer anderen Zeit und einer anderen Serie angekündigt und noch ein paar Infos zu Reception Man gepostet. Ich werde Conny statt "Und Du bist echt Reception Man?" etwas einführenderes sagen lassen. Das muss reichen. Mehr würde die Story entstellen. Wenn Conny dann am Ende ihre Enttäuschung über Superhelden ausdrückt, kann das Conny-Publikum das (idealerweise) so verstehen, dass ich damit von außen das Genre abhandle, so ähnlich wie etwa Harry Potter zuletzt in einem wunderbaren Gastcomic für das ebenso wunderbare "Gunnerkrigg Court". Und schlimmstenfalls werden sie's als Gastbeitrag eines früheren Jähling abtun. Oder denken, dass ich jetzt völlig spinne.

Etwas schräg ist das Ganze schon. Ein bisschen wie diese Filme (noch öfter: Fernsehfolgen), die erst aus der Perspektive eines Protagonisten erzählt werden und dann aus der eines anderen. (Ich denke da etwa an WAHNSINNIG VERLIEBT mit Audrey Tautou.) Ich frage mich, ob ich im Conny-Album das gleiche Problem habe oder ob es nur dann zum Tragen kommt, wenn der Comic im Lauf der Serie auftaucht. Im Album stelle ich mir den Comic als Teil des Anhangs vor, also abgetrennt von Connys Geschichten. Da kann es schlimmstenfalls etwas banal wirken, dass ich am Ende Conny vorstelle, und bestenfalls... museal.

Vielleicht nehme ich das alles auch zu ernst. Letztlich muss man ja nicht viel über Reception Man wissen, außer dass er ein Superheld ist. Ich werde schließlich, zumindest in Connys Serie, nicht mehr auf das Thema zurückkommen.

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