Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Sonntag, 4. Dezember 2011
Deadlines und die (ungenaue) innere Uhr
Arbeitsorganisation
Einige (namentlich meine Facebook-Freunde und Twitter-Follower) haben es bereits mitgekriegt - seit einigen Wochen hat der McJob, mit dem ich mein dekadentes Leben als Comiczeichner in den letzten Jahren mehr schlecht als recht finanziert habe, Konkurrenz bekommen. Zur Zeit arbeite ich noch zur Probe und will's nicht beschreien, aber ich wollte seit langem schon aus den unterbezahlten Nachtschichten raus, das ändert sich also sowieso früher oder später.

Allerdings ändert sich damit auch mein Arbeitsrhythmus an den Comics. Zwangsläufig, denn die Zeit, die ich jetzt in dem neuen Job arbeite, ist normalerweise meine produktivste Comiczeichenzeit. Erschwert wird das ganze dadurch, dass ich noch nicht aus dem Nachtschichtjob raus bin, so dass ich, beide Jobs zusammengerechnet, gewissermaßen fünf der letzten drei Wochen gearbeitet habe. Plus Comics.

In den letzten Wochen habe ich vor allem abends und nachts an den Comics gearbeitet, machmal auch während der McJob-Nachtschicht. Außerdem früh morgens, nach der Nachtschicht, und vormittags. Das ist auf Dauer kein Zustand. Ich hoffe, dass ich im Lauf der Zeit mehr Übung darin kriegen werde, meine dann hoffentlich nur noch zwei Tätigkeiten zu kombinieren. Aber jetzt schon ist klar, dass mein in langen Jahren antrainierter Rhythmus mir da eher im Weg steht.

Ich hatte immer ein gutes Gefühl für Deadlines. Also, für den Moment, an dem ich spätestens mit einer Arbeit anfangen muss, damit ich rechtzeitig fertig werde, und den Zeitpunkt, ab dem es sich nicht mehr lohnt. Dieses Gefühl ist besser als jede Planung. 2007 habe ich an einer Gruppenausstellung in Basel teilgenommen und für meine fünf Beiträge einen Zeitplan aufgestellt - wenn ich früh genug dazu komme, mache ich dasunddas, wenn ich erst in den letzten Wochen dazu komme, diesesundjenes, weil's einfacher ist, und wenn ich erst auf den letzten Drücker dazu komme, gibt's noch einen Plan C. Ich kam natürlich erst im allerletzten Moment dazu (ein Nebeneffekt davon, dass man einen Plan C hat, ist fast immer, dass man ihn auch braucht), aber trotzdem fing ich, meinem Deadline-Gefühl vertrauend, mit Plan A an und fertigte innerhalb einer Woche sechs Superhelden-Splashpanels, von denen dann fünf nach Basel gingen. Diese ganz und gar nicht hingehuschten Bilder gehören immer noch zu meinen Lieblingsarbeiten.

Aber dieser Instinkt funktioniert nur, wenn man seine Routinen überblicken kann und wenn nicht andere Aufgaben dazwischen kommen. Was jetzt fast jeden Werktag der Fall ist. Die zusätzlichen Tage, die ich vor einer Deadline einrechnen muss, um eine zutreffende Aussage über die Einhaltbarkeit zu treffen, sind noch nicht in meinem Gefühl darüber angekommen.

Das führt dazu, dass ich jetzt, meinem Instinkt folgend, gefühlsmäßig rechtzeitig, aber in Wirklichkeit viel zu spät mit jeder neuen Seite anfange. Ich nehme mir zwar immer wieder vor, am Wochenende für die nächste Woche vorzuarbeiten, aber das Gefühl der Dringlichkeit ist nicht da, nur das Wissen darüber.

Es ist kaum zu vermeiden, dass es in den nächsten Wochen immer mal wieder zu Unregelmäßigkeiten und Ausfällen in meinem Webcomic-Output kommen wird. Ich werde auch meinen derzeitigen Rhythmus von immerhin fünf Seiten pro Woche (drei deutsch, zwei englisch, und manchmal sind das auch wirklich fünf verschiedene) überdenken müssen. Das zweimal wöchentliche Erscheinen von Conny Van Ehlsing war ja eh nur vorübergehend. Aber das ist tatsächlich der kleinste Posten, vom Arbeitsaufwand her. Da es sich meistens um Geschichten handelt, die bereits auf englisch erschienen sind, muss ich sie "nur" übersetzen.

Das ist alles neu für mich, und ich habe keine Ahnung, wie lange es dauern wird, bis ich den neuen Rhythmus beherrsche, und wie der dann ist. Ich halte euch auf dem Laufenden. Wenn ich die Zeit dafür finde.

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