Der m(ech)anische Comiczeichner

Max Vähling zeichnet Comics und redet darüber.


Dienstag, 1. November 2011
Digitale Comics verkaufen: Endlich mal ein paar Daten
Verkaufen
Vor einem halben Jahr haben die Studentinnen Mia Wiesner und Elisabeth Pagel eine Studie im Internet durchgeführt, zur Akzeptanz von digitalen Comics. Ich erinnere mich noch vage daran, da mitgemacht zu haben, und jetzt, naja, auch schon wieder vor einigen Wochen, hat das Blog Fleen eine Kurzfassung der Ergebnisse vorgestellt. (Link via Comicgate, und vielen Dank auch.)

Da sind einige interessante Punkte drin.

Preisgestaltung

Zum Beispiel, was den Preis im Vergleich zur Druckversion angeht. Hier ist, wie viele Leute was bezahlen würden:
"Up to 20% of cover: 35.8%
Up to 40% of cover: 24.2%
Up to 60% of cover: 29.1%
Up to 80% of cover: 8.5%
Up to 100% of cover: 2.4%"
Um die Aussage dieser Zahlen zu begreifen, muss man sie gewissermaßen auf den Kopf stellen: Nicht 29,1% würden mit Sicherheit ein Ebook für 60% des Druckpreises kaufen, sondern die 11%, die etwas höheres angekreuzt haben, plus bis zu 29,1%, deren Grenze irgendwo zwischen 40% und 60% liegt.

Immerhin mindestens 40% (bis zu 65%) würden demnach einen Comic für 40% des Druckpreises kaufen. Sehr viel tiefer würde ich persönlich mit dem Preis nicht gehen wollen, außer vielleicht bei Hardcover-Alben, auch wenn dadurch irgendwas zwischen 35 und 60% der potentiellen Käufer ausgeschlossen wäre. Es wäre sicher interessant, noch feinere Abstufungen zu haben sowie zum Vergleich verschiedene Festpreise wie die von iTunes überall gepushten 99ct im Vergleich mit den Bis Zu 10$, die der Kindle Store mal versucht hat durchzusetzen, oder, öh, den 1,40, die z.B. mein Reception Man Nr. 1 kostet.

Extras

Interessant ist auch, dass weder die Möglichkeit, den Comic auszudrucken, noch interaktive Extras eine Rolle zu spielen scheinen. Ich denke mal, das kommt vom Status der Digitalcomics als "Singles". Die sind nicht zum Sammeln oder Bewundern da, sondern schlicht zum Lesen.

Ehrlich gesagt, meine Erfahrung bei der Druckbarkeit ist da etwas anders - die war tatsächlich einigen meiner Käufer wichtig. Wichtiger aber sind wohl kleinere Dateien. Und ich denke, mit den Tablet PCs nimmt auch die Bedeutung der Druckbarkeit ab. Je bequemer man einen Comic am Bildschirm lesen kann, desto weniger wünscht man sich, ihn ausdrucken zu können.

Was die Extras angeht, das deckt sich mit den Online-Diskussionen, die ich mitgekriegt habe, über Musik im Ebook. Wollte in der Diskussion, an die ich gerade denke, auch niemand.

No-Nos

An Gründen, die gegen Digitalcomics sprechen, stechen "dass mir der Comic dann nicht gehört" und natürlich der nervige Kopierschutz heraus. Auch die Inkompatibilität der Dateien und dass man sich das Heft neu kaufen muss, wenn die Dateien korrumpiert sind, werden oft genannt.

Ich finde das wunderbar, denn das bedeutet, dass ich auf dieser Ebene schon mal alles einigermaßen richtig gemacht habe, gerade beim neuen Heft. Reception Man 1 kostet als Ebook 1,40 von 3,90€, also weniger als 40%; es erscheint in den plattformunabhängigen Formaten PDF und CBR, nervt nicht mit Kopierschutz, man kriegt einen richtigen Download, nicht einfach eine Streaming-Lizenz. und was das Wiederherstellen von Dateien angeht - das erledigt sich im Grunde mit dem Verzicht auf Kopierschutz. Wenn jetzt jemand alle seine Kopien verliert... Ich denke, in meinem Fall reicht es, einfach flexibel zu sein: Solange ich mich an einen Kunden erinnere, kann ich auch mal eine kaputte Datei ersetzen. Bringt ja nichts, sich da anzustellen. Ein größerer Online-Shop sollte da schon irgendeine Sicherheit bieten, entweder eine bestimmte Anzahl von Downloads (viele mp3-Shops tun das schon) oder eine an das Kundenkonto gebundene Liste auf dem Shopserver.

Was lernen wir daraus?

Das wichtigste am Ebook ist die Zugänglichkeit. Jede Art von Barriere - ob es die Preisbarriere ist oder die Formatbarriere oder die Kopierschutzbarriere - ist unerwünscht. Eigentlich ist das ja ziemlich selbstverständlich.

Umgekehrt bedeutet das allerdings nicht, dass es sich nicht lohnt, Ebooks für den Kindle anzubieten oder für den Nook oder als App für das iPad. Zwar bieten deren angestammte Formate Barrieren für andere Geräte, zwar können die Geräte, glaub' ich, alle auch PDFs lesen - aber wer ein solches spezialisiertes Gerät hat, will gar nicht überall im Internet nach Büchern suchen. Wer einen Kindle hat, kauft sich seine Ebooks bei Amazon, wer ein iPad hat, bei Apple. Ebooks ausschließlich als PDF auf der eigenen Seite anzubieten, ist dann eben doch wieder eine Barriere.

Und ja, auf dem Gebiet habe ich mit meinen Ebooks ganz klar noch Nachholbedarf. Kann ich mich also noch nicht ganz ausruhen.

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